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Hörerpostsendung 9.2.2014

Heute mit Zuschriften von unseren Hörern Andreas Pawelczyk und Dieter Feltes.

Hörerpostsendung 9.2.2014
Hörerpostsendung 9.2.2014

, 09.02.2014, 20:57

Andreas Pawelczyk (aus Mannheim, Deutschland) meldete sich unlängst per E-Mail mit Feedback zu unserem Programm:



Sehr geehrte deutsche Redaktion,


Sehr geehrter Herr Sorin,



die gro‎ße Aufregung über Rumänen, die nach Deutschland kommen und keine Arbeit in strukturschwachen Gegenden bekommen, war für mich noch nie ein Thema, weil ich bisher jedem die Arbeit und die Sozialtransfers in Deutschland gegönnt habe. Zudem lese ich eine gewisse Presse, was für ein Niveau sie auch immer hat, grundsätzlich nicht.



Zurzeit bewegt mich eher mehr ein Artikel, den ich auf Ihrer Webseite gelesen habe. Da wird auf Spiegel-Niveau“ berichtet, dass die Geburtenrate in Rumänien drastisch fast auf die Hälfte seit Ceauşescus Zeiten gesunken sei, also von 370.000 Geburten pro Jahr auf ca. 200.000 pro Jahr im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Grund soll die mangelhafte finanzielle Förderung bei Geburten sein. Ginge dies so weiter, hätte Rumänien im Jahre 2030 nur noch gut 16 Mio. Einwohner.



Dies wirkt für mich gravierend und befremdend, weil dies doch nur ein Problem der Nachwendezeit ist. Man wird sich in der Politik schleunigst etwas einfallen lassen müssen, wenn Rumänien kein aussterbendes Volk werden will.



Der Empfang Ihres Senders ist übrigens bestens.




Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Pawelczyk. Die zurückgehende Geburtenrate, über die wir in unserer Rubrik Das globale Dorf“ berichtet haben, ist nicht allein auf das unzulängliche Kinder- und Erziehungsgeld zurückzuführen, das Mütter und Erziehungsberechtigte vom Staat erhalten. Vielmehr war nach der forcierten Bevölkerungspolitik des Ceauşescu-Regimes auch zu erwarten, dass die Geburtenzahlen zurückgehen. Über die unselige Geburtenpolitik Ceauşescus habe ich ausführlich im Funkbriefkasten vom 12.05.2013 berichtet, ebenfalls aufgrund einer Hörerfrage. Hier eine Zusammenfassung der damaligen Ausführungen:



In der Zeit 1967-1989 waren Abtreibungen in Rumänien verboten und der Zugang zu Verhütungsmitteln wurde erschwert. An den Folgen illegaler Abtreibungen starben schätzungsweise 9.500 Frauen. Die Dunkelziffer dürfte aber viel höher sein, denn in den ärztlichen Registern stand aufgrund einer Parteiweisung oft nur die halbe Wahrheit. So wurden als Todesursache nicht selten nur Nierenblockade“ oder Blutvergiftung“ erwähnt. Grund für diese menschenverachtende Geburtenpolitik war die Wahnvorstellung des Regimes, Rumänien bis im Jahr 2000 eine Bevölkerung von 30 Mio. Einwohnern zu bescheren. Im Oktober 1966 war daher das ominöse Dekret Nummer 770 promulgiert worden, womit Abtreibungen unter schweren Strafandrohungen verboten wurden.



Hintergrund für den Erlass war die kurz davor erarbeitete demographische Studie einer Kommission, die der damalige Gesundheitsminister leitete; die Studie wurde im August 1966 dem Zentralkomitee der Rumänischen Kommunistischen Partei vorgelegt. Ein älterer Erlass von 1957 erlaubte bis dahin den Schwangerschaftsabbruch, unter allen damaligen Ostblockstaaten hatte Rumänien eine der liberalsten Abtreibungsregelungen. Dies habe zu einer dramatischen Zunahme der Abtreibungen geführt, die Zeitung Adevărul“ berichtete in einem Artikel zum Thema, dass allein im Jahr 1965 insgesamt über 1,1 Mio. Kürettagen durchgeführt worden seien und damit doppelt so viel wie 1959. Die Autoren der demographischen Studie waren allerdings guten Glaubens und nannten als Ursache der hohen Abtreibungszahlen die mangelhafte Sexualaufklärung sowie unzureichende Verhütungsmittel.



Trotzdem stand Rumänien damals in puncto Bevölkerungszuwachs gar nicht so schlecht da. Die Volkszählung von 1965 hatte 19,1 Mio. Einwohner ermittelt und damit um zwei Millionen mehr als zehn Jahre früher. Unter Beibehaltung der damaligen natürlichen Bevölkerungszuwachsrate von 14,6% habe Rumänien im Jahr 2000 etwa 21,5 Mio. Einwohner zu erwarten, hie‎ß es noch in der damaligen Studie. Das war den hohen Kadern im Zentralkomitee aber nicht genug. Die Studie und ihre Autoren lie‎ßen sie abschmettern und forderten eine Geburtenpolitik, die Rumänien bis im Jahr 2000 eine Bevölkerung von 30 Mio. Einwohnern bescheren soll.



Zum anderen ist aber auch die Auswanderung ein weiterer Grund für die zurückgehenden Bevölkerungszahlen, es gibt also durchaus einen Zusammenhang mit der Migration. Nach unterschiedlichen Schätzungen haben 10 bis 18 Prozent der Gesamtbevölkerung das Land seit 1989 verlassen. Gleich nach 1990 wanderten in erster Linie Angehörige der deutschen und z.T. auch der ungarischen Minderheit, aber auch rumänischstämmige Bürger aus. Die anhaltend schlechte Wirtschaftslage bewirkte in den folgenden Jahren, dass immer mehr Angehörige der Mehrheitsbevölkerung Rumänien verlie‎ßen. Waren bis ca. 1995 Israel und die Türkei wichtige Zielländer für rumänische Arbeitsmigranten, wurden bis 2000 Spanien und Italien immer wichtiger. Und hier darf ich erneut weitere konkrete Zahlen aus einer bereits vor einigen Wochen erwähnten Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bukarest zitieren: Nachdem zum 1. Januar 2002 die Visumspflicht für Rumänen im Schengen-Raum fiel, begann eine dritte, bis heute anhaltende Phase der Migration. Hier stieg die Zahl rumänischer Migranten in der EU stark. Im Jahr 2002 arbeiteten mindestens 300.000 Rumänen im EU-Ausland. Kurz vor dem EU-Beitritt im Jahr 2007 waren es bereits über 1,3 Millionen. Seit dem EU-Beitritt im Jahr 2007 wuchs die Zahl weiter. Die OECD schätzt, dass im Jahr 2011 ca. 3,5 Millionen Rumänen im Ausland arbeiteten, was ca. 18,5 Prozent der rumänischen Gesamtbevölkerung gleichkomme. Unter den neuen EU-Mitgliedsländern entsendet Rumänien gemeinsam mit Polen die meisten Migranten in die alten EU-Staaten.“



Wenn also knapp ein Fünftel der aktiven Bevölkerung im Ausland lebt und hierzulande die Geburtenzahlen drastisch zurückgegangen sind, ist es kein Wunder, dass die demographische Zukunft Rumäniens momentan nicht rosig aussieht. Ich hoffe, damit Ihr Interesse für das Thema mit entsprechenden Zusatzinformationen einigerma‎ßen befriedigt zu haben, lieber Herr Pawelczyk. Ihre ältere Frage, was aus der ehemaligen Securitate und ihren Mitarbeitern geworden ist, hebe ich mir für eine spätere Sendung auf, da die Recherche zum Thema nicht gerade leicht ist.




Und nun zu einer weiteren Hörerfrage. Dieter Feltes (aus Pyrbaum, Bayern) schreibt:



In einer Ihrer Sendungen berichteten Sie über das Rote Kreuz in Rumänien. Ich finde, dass dies eine sehr gute Einrichtung ist. Hierzu hätte ich eine Frage. Gibt es in Rumänien beim Roten Kreuz auch einen Hausnotruf? Dies betrifft vorwiegend ältere Leute, die ihre Wohnung teilweise nicht mehr verlassen können. Wenn es ihnen nicht gut geht, dann drücken sie auf ein Amulett, das sie immer bei sich tragen, und dann kommen Sanitäter und Notarzt. Der Hausschlüssel ist beim Roten Kreuz hinterlegt. Ich kenne dies von meiner Mutter, der ich so etwas auch besorgt habe. Sie hatte oft von dieser Einrichtung Gebrauch gemacht.




Vielen Dank für Ihre Frage, lieber Herr Feltes. Ich habe mich auf der Homepage des Roten Kreuzes in Rumänien schlau gemacht und es gibt tatsächlich etwas Ähnliches. Hier nennt man es Telemedizin“, es ist eine neue Einrichtung und es ermöglicht vorerst nur herzkranken Senioren, ihren Blutdruck und den Herzrhythmus in Echtzeit über eine telefonische Verbindung direkt an ein medizinisches Zentrum zu übermitteln, wo ein Arzt die Ergebnisse evaluiert. Wie das technisch funktioniert, wird auf der Webseite leider nicht näher erläutert. Zu lesen ist noch, dass das Monitoring bestimmter Gesundheitsparameter in Zukunft erweitert werden soll, so dass immer mehr alleinstehende Senioren davon Gebrauch machen können.



Darüber hinaus gibt es die klassischen Komponenten der Seniorenunterstützung. So arbeitet das Rote Kreuz sowohl mit Volontären als auch mit professionellem Personal, um alleinstehenden oder gebrechlichen Senioren bei ihren Pflege- und Hygiene-Bedürfnissen zu helfen, Einkäufe für sie zu erledigen u.a.m. Ähnliche Einrichtungen gibt es auch bei den Sozialämtern, alleinstehende oder mittellose Senioren haben unter bestimmten Voraussetzungen das Recht, die Unterstützung durch einen Sozialarbeiter zu beantragen.



Bevor es zur Posteingangsliste geht, noch eine kurze Ankündigung. Am 13. Februar wird der Weltradiotag begangen. Aufgrund der an alle Sprachdienste zugesandten Hörerbeiträge erstellt unsere Zentralredaktion ein spezielles Feature, das anstelle des Sozialreports am kommenden Mittwoch gesendet wird. Die Zusendungen an unsere deutschsprachige Redaktion waren diesmal sehr spärlich, was eigentlich nicht verwunderlich ist: Das Thema Bedeutung und Zukunft des Radios als Kommunikationsmittel wird bereits zum dritten Mal in den letzten 12 Monaten angeschlagen, im Februar 2013 beim vorangegangenen Weltradiotag war es das erste Mal und im November erneut, als wir das 85-jährige Jubiläum unseres Senders feierten. Ich wei‎ß natürlich nicht, wieviele Beiträge die anderen Redaktionen erhalten haben, und kann auch nicht garantieren, dass alle deutschsprachigen Zusendungen in der Produktion der Zentralredaktion berücksichtigt werden. Sollten Sie dennoch Beiträge oder relevante Fotos im Zuge der kommenden Woche noch zuschicken, kann ich sie zusammenfassend im nächsten Funkbriefkasten verlesen.



Und nun die Posteingangsliste. In der Ablage fand ich diese Woche einen einzigen Postbrief und zwar von Reiner Peuthert (aus Stendal, Sachsen-Anhalt). Ein Fax erhielten wir von Günter Spiegelberg (aus Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern).



E-Mails erhielten wir bis Sonntagmittag von Georg Pleschberger, Christian Meyer und Josef Robl (alle drei aus Österreich), Hans Verner Lollike (aus Dänermark) sowie von Rolf Endris, Petra Kugler, Bernd und Willi Seiser, Hendrik Leuker, Andreas Pawelczyk, Siegbert Gerhard, Ralf Urbanczyk, Helmut Matt, Reinhold Meyer, Herbert Jörger, Peter Vaegler, Klaus Pfahl, Horst Cersovsky, Jörg-Clemens Hoffmann (alle aus Deutschland).



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