Hörerpostsendung 8.12.2019
Heute mit einem TV-Tipp und Zuschriften von Lutz Winkler, Ralf Urbanczyk, Dennis Kleemann und Heinrich Eusterbrock.
Sorin Georgescu, 08.12.2019, 17:30
Herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!
Heute möchte ich mit einem TV-Tipp beginnen. Am 15. Dezember (also genau in einer Woche) um 23:55 Uhr strahlt der MDR einen Dokumentarfilm des deutsch-rumänischen Regisseurs Dobrivoie Kerpenisan aus. Die unbekannten Helden – Bilder der rumänischen Revolution“ dokumentiert den Aufstand der Menschen in Großsanktpeter, einem ethnisch gemischten Dorf im Banat, im Länderdreieck Rumänien-Jugoslawien-Ungarn, gegen das Ceaușescu-Regime am 18. Dezember 1989, kurz nachdem im nahegelegenen Temeswar zwei Tage zuvor die Menschen gegen den Kommunismus aufbegehrt und es die ersten Tote der Revolution gegeben hatte.
Auf der Webseite des MDR wird der Film mit folgenden Worten präsentiert:
Im Winter 1989 besucht [der einige Jahre zuvor nach Deutschland ausgewanderte] Dobrivoie Kerpenisan seine Großeltern in einem kleinen Dorf bei Temeswar in Rumänien, der Stadt, in der sich der erste Widerstand gegen das Ceausescu-Regime formiert. So beginnen die Semesterferien des damaligen Folkwangstudenten mit nicht weniger als einer Revolution.
Der junge Fotograf wird hineingerissen in die Rebellion in der Provinz und versucht so viel wie möglich von Ereignissen festzuhalten, solange bis sein Filmvorrat aufgebraucht ist. Es entstehen einzigartige Momentaufnahmen von den Massenprotesten. […] In diesen Tagen fotografierte ich vor allem den Aufstand der einfachen Leute – Junge, Alte, Kinder, Studenten, Mütter, Arbeiter und Roma. Zu diesem Zeitpunkt war mir die geschichtliche Bedeutung meines Tuns überhaupt nicht bewusst. Ich war einer von Ihnen, und dabei zu sein, war das Einzige, was zählte in diesem Moment.“
30 Jahre später kehrt Kerpenisan, nunmehr prämierter Filmemacher, in sein Dorf zurück und sucht anhand seiner Bilder nach den Spuren der Revolutionäre von damals. Was machen sie heute? Wo und wie leben sie? Ob Tagelöhner oder Fabrikdirektor, Ex-Dorfpolizist oder Altenpflegerin – die Menschen begegnen sich selbst auf den historischen Aufnahmen. Die Rückkehr“ fängt diese Begegnungen in einer dokumentarischen Collage ein und zeigt eine neue, unbekannte Seite der rumänischen Revolution. Aus dem Reflektieren über Angst, Mut und Träume entsteht ein Portrait der unbekannten Helden mit beklemmenden Einsichten und bewegenden Geschichten.
Soweit die Präsentation des Films auf der Webseite des MDR. Ich hatte die Ehre, das Skript des Films aus dem Rumänischen ins Deutsche übersetzen zu dürfen, der Film wird in den nächsten Tagen in den MDR-Studios mit Synchronstimmen versehen (overvoict“, wie es im Slang der Radio- und TV-Journalisten heißt). Der Film ist wirklich sehr interessant und hat einige ergreifende Szenen, ich empfehle ihn wärmstens. Die unbekannten Helden – Bilder der rumänischen Revolution“ von Dobrivoie Kerpenisan, am 15. Dezember um 23:55 Uhr im MDR.
Und nun zu Hörerzuschriften. 1989 war in der Tat ein geschichtsträchtiges Jahr: der Fall der Berliner Mauer, das Ende der kommunistischen Regime in Osteuropa und die Überwindung des Kalten Kriegs. Passend zum Thema erhielten wir sehr interessante Erinnerungen an die letzten Monate der DDR von unserem Hörer Lutz Winkler, der heute in Schmitten im Taunus zu Hause ist. Die damaligen Ereignisse änderten grundlegend das Leben unseres Hörers:
Liebe Freunde der deutschen Redaktion in Bukarest,
der November mit seinem kalten und nassen Wetter ist nun da. Der vorletzte Monat des Jahres 2019 – ein Jahr, welches wieder viel zu schnell vergangen ist. Was mich jedoch am meisten betrübt, ist die Dunkelheit: wenn ich auf Arbeit gehe ist es dunkel und wenn ich nach Hause komme wird es auch schnell wieder dunkel. So ist aber der Lauf der Zeit und ich mache es mir in der Radioecke gemütlich.
Der Monat November hat ja nicht nur eine dunkle Seite, wie ich oben geschrieben habe. Am 9. November 1989 hat sich unser Leben geändert. Ich war zu der Zeit Soldat der Nationalen Volksarmee – aber ganz weit weg von den Brennpunkten der friedlichen Revolution. Ich war damals abkommandiert, eine Flugzeughalle an der polnischen Grenze aufzubauen, und habe die Ereignisse des Mauerfalls über das Fernsehen mitbekommen. Dann musste ich noch bis Mai 1990 in der Armee bleiben – aber auch dort hat sich einiges geändert. Der Ton wurde sanfter und die politische Bildung schlief ein.
Nach der Armeezeit bin ich in meinen alten Betrieb zurück – habe einige Monate gearbeitet, kaum Geld bekommen. So habe ich in den alten Bundesländern Arbeit gesucht und diese auch gefunden. Es war eine Zeit, in der alles wegbrach – viele neue Dinge mussten wir lernen: Steuererklärung, Krankenkassen, Rentensystem, Versicherungen, Finanzen und noch vieles mehr hat sich innerhalb kürzester Zeit geändert. Träume wurde geträumt und sind manchmal wie Seifenblasen geplatzt.
So waren wir auch Wirtschaftsflüchtlinge. Wir haben in der alten Bundesrepublik in der Nähe von München – auch mit einiger Hilfe – schnell Fuß gefasst und unser Leben neu aufgebaut. Vieles ging ganz schnell – dank der Kinder, manches, wie die Wohnungseinrichtung, dauerte doch etwas länger.
Was hat uns in der Familie der Umbruch aber gelehrt? Sei wachsam gegenüber den einfachen Lösungen und den großen Versprechen, die andere Leute dir machen. Und: Nichts ist in Stein gemeißelt, auch eine Gesellschaftsform, wie wir sie jetzt haben (und auch genießen), muss jeden Tag vor der Dummheit mancher großspurigen Vereinfacher verteidigt werden. Der Mensch steht im Mittelpunkt und nicht, wo man herkommt.
Sie senden jeden Tag viele Informationen aus Rumänien, es macht mir viel Spaß Ihren Sendungen zu lauschen – dafür vielen Dank!
Dieses Mal habe ich Ihnen einen Einblick in mein Leben gegeben. In einen wichtigen Abschnitt, der alles, aber wirklich alles verändert hat.
Ich möchte für heute schon wieder schließen, ich wünsche allen Redaktionsmitgliedern viel Glück und Gesundheit.
Viele Grüße aus Deutschland
Ihr Hörer
Lutz Winkler
Lieber Herr Winkler, vielen Dank für diese äußerst interessanten Erinnerungen. Ich bin auch ausgesprochen interessiert an Zeitgeschichte, in Bukarest werden im Rahmen eines Dokumentarfilm-Festivals gerade viele Filme über jene Zeit gezeigt, auch das hiesige Goethe-Institut wartete mit interessanten Dokumentaren über den Bau der Mauer oder die Wendezeit auf. Herzliche Grüße nach Schmitten!
Wir bleiben beim Thema Film und Geschichte. Ralf Urbanczyk (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) gefiel in unserem Programm ein Interview:
Sehr interessant fand ich das Interview mit dem Filmregisseur Alexis Cahill über seinen neuen Film Maria – Königin von Rumänien“. Hoffentlich wird es diesen Film in Zukunft auch in deutscher Synchronisation geben, denn er widmet sich mit Marie von Edinburgh nicht nur einer ganz spannenden europäischen Persönlichkeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern scheint auch ein monumentales, handwerklich und künstlerisch gut gemachtes Bild auf die Rolle Rumäniens und seiner Königsfamilie im Ausgang des Ersten Weltkrieges zu werfen. Das ist ganz faszinierender Stoff, aus welchem dieser Film gemacht wurde. Dazu kommt, dass Maria, die spätere Königin Rumäniens,
für viele Jahre in der deutschen Stadt Gotha lebte. Ob sie dort Spuren hinterlassen hat, weiß ich nicht. Wenn ich das nächste Mal in Gotha bin, werde ich einmal danach forschen. Vielen Dank für die vielen Anregungen, welche Sie mir durch dieses interessante Gespräch zum Film Maria – Königin von Rumänien“ gegeben haben.
Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Urbanczyk, und für den Filmtipp, wenn Sie so wollen, denn mir war der Beitrag entgangen. Ob es den Film auch in deutscher Synchronisation geben wird, hängt allerdings davon ab, ob ein Fernsehsender oder ein Filmverleih Interesse daran findet. Herzliche Grüße nach Eisleben!
Und jetzt sind Kenner des digitalen Fernempfangs gefragt. Dennis Kleemann ist in Blomberg (NRW) zu Hause und hat uns Ende November zusammen mit seiner Lebenspartnerin empfangen können. Mit dem kurzen Empfangsbericht stellte er aber auch eine Frage:
Wir haben Ihre Aussendung heute Morgen um 7:40 Uhr hier in Blomberg/Deutschland empfangen – mit Stabantenne und ohne Probleme oder Aussetzer.
Wir hätten mal eine Frage: Wo bekommt man neue DRM-Empfänger her. Wir konnten im Internet nichts finden. Vielleicht können Sie uns weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen
Dennis Kleemann
Ihne Voß
Vielen Dank für das Feedback, liebe Freunde, und Gruß zurück nach Blomberg. Ich muss zugeben, da bin ich völlig überfragt. Wir haben aber einige eingefleischte DRM-Anhänger in unserer Hörerschaft und ich reiche daher die Frage weiter: Wer kann Herrn Kleemann ein paar Tipps geben, wo man neue (und ich vermute auch kostengünstige) DRM-Empfänger in Deutschland finden?
Ebenfalls im November noch meldete sich Heinrich Eusterbrock (aus dem schwäbischen Kaufbeuren) mit Feedback über die Empfangsbedingungen:
Hallo lieber Herr Georgescu,
zuerst möchte ich mich ganz herzlich für den Brief Ihrer Postbearbeiterin bedanken. Vor etwa zwei Wochen erhielt ich die Antwort auf meinen letzten Hörbericht mit drei QSL-Karten für die Monate April bis Juni. Ich habe mich darüber wieder sehr gefreut, zumal die diesjährige Motivserie mit den Ansichten der verschiedenen Trachten Ihres Landes wirklich sehr anschaulich ist. Bitte bestellen Sie Ihrer Kollegin schöne Grüße und meinen herzlichen Dank.
Der Empfang Ihrer Sendungen im dritten Quartal war bei mir meist durchwachsen aber durch die Bank verständlich. Im September kam es dann ja leider zu dem größeren Ausfall in einer Ihrer Sendestellen. Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich wusste, was los ist. Wenn man den Sender nicht hört, kann man Ihre Ansagen in eigener Sache“ ja auch nicht hören. Hier wäre eine Sammel-Mitteilung per E-Mail eine gute Idee gewesen. Sei es, wie es ist, es war auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, mal wieder auf Ihren DRM-Frequenzen rein zu hören. Und – Überraschung – es klappte zumindest am Abend bei mir sehr gut. Da waren Ausstrahlungen dabei, mit nur ganz vereinzelten Aussetzern, vor allem dann, wenn das Fading nur schwach war. Ich habe mich sehr über diesen sauberen Empfang gefreut. Es ist jammerschade, dass die Weiterentwicklung der Betriebsart DRM so früh aufgegeben wurde. Es hätte mehr daraus werden können, meine ich.
Das war’s dann wieder. Ich wünsche dem gesamten Team alles Gute und eine besinnliche Adventszeit.
Herzliche Grüße nach Bukarest
Ihr
Heinrich Eusterbrock
Vielen dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Eusterbrock, und Gruß nach Bayern! Ich gebe zu, eine Massenmail zum Thema Frequenzausfall wäre sicherlich besser gewesen, aber erstens haben auch wir erst spät erfahren, was los ist, weil die Leute vom Senderbetrieb-Unternehmen nicht gerade kommunikativ sind, und zweitens war ich damals noch im Urlaub.
Zeit für die Postliste. Ich bin leider auch diese Woche nicht dazu gekommen, die Postbriefe zu entziffern, fange aber nächsten Sonntag direkt mit der herkömmlichen Post an. E-Mails und Feedback im Online-Formular erhielten wir bis vergangenen Freitag von Reinhard Schumann (SE), Paul Gager und Josef Robl (A) sowie von Bernd Seiser, Hans-Ulrich Schwerendt, Martina Pohl, Peter Vaegler, Helmut Matt, Fritz Andorf, Herbert Jörger, Michael Willruth, Heinz-Günter Hessenbruch und Alfred Albrecht (D).
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