Hörerpostsendung 23.2.2014
Heute mit der Beantwortung einiger Fragen von unseren Hörern Herbert Jörger und Lutz Winkler.
Sorin Georgescu, 23.02.2014, 15:30
Passend zum unlängst verstrichenen Valentinstag meldete sich Herr Herbert Jörger (aus Bühl, Baden-Württemberg) mit einer Frage:
Liebes Redaktionsteam!
Vielen Dank für Ihre wunderbare Sendung. Mir gefallen besonders der Funkbriefkasten und die Sonntagsstraße sehr gut. Da unlängst der 14. Februar war, hätte ich noch eine Frage. Wird in Ihrem Land der Valentinstag, der Tag der Liebendenden, auch gefeiert?
Vielen Dank für Ihre Hörertreue und für die Frage, lieber Herr Jörger. Der Valentinstag wird auch in Rumänien als Tag der Liebenden gefeiert, obwohl mein Eindruck ist, dass der Hype rundherum in den letzten Jahren nachgelassen hat. Besonders ab dem Jahr 2000 Jahre haben insbesondere private TV-Sender und natürlich auch Händler und Veranstalter von allerlei Events sehr darum geworben, denn es standen auch wirtschaftliche Interessen dahinter. Eine althergebrachte Tradition ist der Valentinstag hierzulande allerdings nicht, zumal im orthodoxen Kirchen-Kalender der Heilige Valentin am 16. Februar und nicht am 14. Februar seinen Tag hat und auch nicht besonders verehrt wird.
In konservativen bis nationalistischen und rechtsextremen Milieus hat sich bald darauf ein gewisser Widerstand gegen das eher kommerzielle Fest formiert, so dass schnell ein altes, fast in Vergessenheit geratener Brauch wieder herausgekramt und mit eher bescheidenem Erfolg dem Valentine’s Day entgegengehalten wurde – das sogenannte Dragobete-Fest, das ebenfalls mit der Liebe zwischen jungen Menschen zu tun hatte und an verschiedenen Tagen Ende Februar oder im März gefeiert wurde. Die Ironie dabei ist, dass die Herkunft und das Alter dieses Festes umstritten sind und der Brauch wie schon gesagt so gut wie verschwunden war.
Einige Forscher meinen, der Brauch habe eine slawische Herkunft und sei auf das christliche Fest der Auffindung des Hauptes Johannes des Täufers (slawisch glawo-obretenija) am 23. Februar unter Beimischung heidnischer Elemente zurückzuführen. Andere Forscher bescheinigen dem Brauch sogar einen antiken Ursprung bei den alten Dakern und Thrakern. Belegt ist das Fest auf jeden Fall erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, gefeiert wurde es zumeist im Süden und Südwesten der Walachei. Dabei versammelten sich die jungen Burschen und Mädchen vor der Kirche im Dorf und begaben sich in die naheliegenden Wälder und Heiden. Während die Mädchen Blumen pflückten, zündeten die Burschen Feuer auf den Hügeln an, danach kamen sich beide Geschlechter im Gespräch am Feuer näher. Auf dem Rückweg rannten die Mädchen in Richtung Dorf, jeder Junge verfolgte das jeweils auserkorene Mädchen und – sofern er sie fing und sie einwilligte – durfte sie küssen. Händchen haltend kehrten die Paare ins Dorf zurück und galten für ein Jahr als verlobt.
Ein weiterer Brauch an diesem Tag war das Auflesen der Schneereste, die als Feenschnee bezeichnet wurden. Diesem Schnee wurden magische Kräfte zugesprochen, man sagte, es sei aus dem Lächeln der guten Feen entstanden, und die Mädchen wuschen sich damit ihr Gesicht, um genau so schön wie die fabelhaften Wesen zu werden. Zank und Streit waren an diesem Tag verpönt, man war angehalten, sich liebevoll und zuvorkommend zu verhalten, sonst drohte einem Unglück und Pech das ganze Jahr über.
Diesen Sonntag gehen die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi zu Ende. Zu diesem Sportereignis erhielten wir auch Hörerzuschriften.
Ralf Urbanczyk (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) fiel die Kleidung der rumänischen Athleten bei der Eröffnungszeremonie auf:
Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi habe ich immer ein Auge auf das Abschneiden der rumänischen Sportler. Schade, dass es bisher noch nicht mit einer Medaille oder wenigstens einer vorderen Platzierung geklappt hat. Was mir bei der Eröffnungszeremonie auffiel, war die schlichte schwarz-weiße Kleidung der rumänischen Athleten, welche das ganze Gegenteil der knallbunten Ausstattung der deutschen Mannschaft ist. Gut, dass jeder der rumänischen Sportler bei der Eröffnungsfeier eine rumänische Fahne an der Hand hatte. Allein an der Kleidung wäre es fast unmöglich gewesen, die Sportler dem Land zuzuordnen.
Und Lutz Winkler (aus Schmitten im Taunus) interessiert sich für die Finanzierung der rumänischen Sportler. Er schrieb:
Der Februar ist gekennzeichnet durch die Olympischen Winterspiele. Viele Sportler messen sich in vielen Sportarten und auch Rumänien ist mit 24 Sportlern dabei. Der Hauptfokus ist wohl das Rennrodeln. Ich sehe die Spiele gern im Fernsehen – auch mal außergewöhnliche Sportarten, wie z.B. Curling. Und so hoffe ich, dass es friedliche und tolerante Spiele bleiben. Was natürlich nicht so gesagt wird: Hinter jedem Sportler und jeder Sportlerin steht natürlich auch ein Mensch. Und da stellt sich für mich die Frage: Wie ist der einzelne Athlet eingebunden – welche Organisationen gibt es und wie finanzieren sich die rumänischen Sportler, die auf den internationalen Wettbewerben auftreten.
Vielen Dank für Ihr Interesse, liebe Freunde. In Rumänien gibt es – ähnlich wie in Deutschland – die vielen Fachverbände und Sportklubs in den verschiedenen Sportarten und den jeweiligen Disziplinen. Und da auch von den Olympischen Spielen die Rede ist, gibt es natürlich auch ein Rumänisches Olympia-Komitee, das bereits 1914 gegründet wurde. Die Rolle des Rumänischen Olympia- und Sport-Komitees (wie es offiziell heißt) ist es, zusammen mit den nationalen Sportverbänden in den olympischen Disziplinen die Auswahl und das Training der rumänischen Sportler zu sichern, die an den Olympischen Spielen, aber auch an anderen regionalen, europäischen oder weltweiten Sportwettbewerben teilnehmen, die vom Internationalen Olympia-Komitee organisiert werden.
Das Rumänische Olympia-Komitee finanziert sich durch Zuwendungen aus dem Staatshaushalt, Sponsoring, Spenden von natürlichen oder juristischen Personen aus dem In- und Ausland, Zuwendungen von der Rumänischen Lotterie-Gesellschaft und auch durch Einnahmen aus eigenen gewerblichen Aktivitäten. Zu den letzteren gehört z.B. der Vertrieb des Olympia-Emblems, der eigenen Abzeichen und der Olympia-Briefmarke. Für die Finanzierung und zugleich Finanzaufsicht der Sportverbände ist das Jugend- und Sport-Ministerium zuständig.
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Sitz des Rumänischen Olympia-Komitees in Bukarest
(Foto: Wikipedia)
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Abgesehen vom Berufssport werden auch laiensportliche Aktivitäten und die dazu gehörende materielle Basis gefördert. Dafür war in den letzten Jahren das sogenannte Nationale Investitionsunternehmen zuständig, ein 2001 gegründetes staatliches Ressort, das beim Ministerium für Regionale Entwicklung und Öffentliche Verwaltung angesiedelt ist. Der Wirtschaftszeitung Ziarul Financiar“ zufolge stünden dieses Jahr 50 Mio. Euro für die Errichtung von Sportkomplexen zur Verfügung. Gleichzeitig kritisiert die Zeitung ähnliche Vorhaben in der Vergangenheit, bei denen viel Geld in den Sand gesetzt wurde. Zahlreiche Projekte seien nicht abgeschlossen und es seien nachträglich viele finanzielle Unregelmäßigkeiten festgestellt worden.
So etwa gab es in der Zeit 2002-2004 ein Budget in Höhe von 167 Mio. Euro für die Errichtung von neuen Sportsälen. Der damalige Ministerpräsident Adrian Năstase hatte es vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlen zur Chefsache erklärt, kurz vor den Wahlen im November 2004 wurden etwa 400 neue Sportsäle im Eiltempo gebaut und eröffnet. Im Nachhinein stellte man zahlreiche Mängel in der Ausstattung und der Bauqualität fest, von den wiederholten Skandalen rund um die Vergabe der öffentlichen Gelder ganz zu schweigen.
Unter der nachfolgenden Regierungen, beispielsweise von 2009 bis 2012, in der Amtszeit von Premierminister Emil Boc, war es auch nicht viel besser. Der damaligen Jugend- und Sportministerin Elena Udrea standen 31 Mio. Euro für die Förderung der leiblichen Gesundheit der Rumänen zur Verfügung. Ihr Schlagwort war Schwimmhallen“. Von 32 ursprünglich geplanten Bauaufträgen hat aufgrund von Haushaltsengpässen letztendlich nur etwa die Hälfte davon die Weisung zum Baubeginn vom Ministerium erhalten. Bis Ende 2011 wurden nur zwei Schwimmhallen fertig gestellt, Mitte 2012 waren 14 Baustellen immer noch weit davon entfernt, zumindest die Aussicht auf einen Erfolg zu vermitteln. Eine von Eduard Hellvig, dem Nachfolger der Ministerin Udrea, angeordnete Kontrolle ergab, dass in vielen Fällen bestimmte Unternehmen zwar hunderttausende Euro kassiert hatten, auf den Baustellen sich aber nichts rührte. Oder es waren Verträge mit Firmen abgeschlossen worden, die Konkurs angemeldet hatten oder sich um Übergabe-Termine kaum scherten und um bis zu einem Jahr überzogen. Der Verdacht auf Korruption im Vergabewesen lag natürlich nahe.
Zeit für die Posteingangsliste. Herkömmliche Post erhielten wir von: Peter Thränert (Dresden), Viktor Schönecker (Wanzleben-Börde, Sachsen-Anhalt), Johann Ruff (Mühlheim, Hessen), Martien Post (Großbeeren, Brandenburg), Christoph Paustian (Häusern, Baden-Württemberg), Michael Völlger (Kuppenheim, Baden-Württemberg), Jens Hofstadt (Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz), Peter Möller (Duisburg), Hans-Peter Themann (Helsa, Hessen), Franz Mulzer (Cham, Oberpfalz), Hans Josef Pütz (Neunkirchen-Seelscheid, NRW), Renate und Günter Traunfellner (Salzburg, A).
E-Mails erhielten wir bis Samstagmittag von Martina Pohl, Willi Seiser, Ralf Urbanczyk, Fritz Andorf, Heinrich Eusterbrock, Herbert Jörger, Andreas Pawelczyk (alle aus Deutschland) und Mukesh Kumar (Indien).
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