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Hörerpostsendung 22.2.2015

Heute u.a. mit der Beantwortung einer Frage zur Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerbern in Rumänien und einem Backrezept aus dem Familienkochbuch unserer Chefredakteurin.

Hörerpostsendung 22.2.2015
Hörerpostsendung 22.2.2015

, 22.02.2015, 17:30

Heute schreiben wir den letzten Februarsonntag, daher möchte ich heute zu Beginn die QSL-Karte des Monats kurz vorstellen. Danach geht es zur Hörerpost und zum Schluss gibt es wieder ein leckeres Rezept aus dem Familienkochbuch unserer Chefredakteurin Irina Adamescu.




[Vorstellung der QSL 2 / 2015]



Und jetzt zur Hörerpost. Lutz Winkler (aus Schmitten im Taunus) schickte uns nebst seinem monatlichen Empfangsbericht auch ausführliche Gedanken zum Programm und ein Bild aus dem winterlichen Taunus. Er schrieb:



Liebe Freunde der deutschen Redaktion in Bukarest,



wieder einmal möchte ich meinem monatlichen Empfangsbericht ein paar Zeilen hinzufügen.







Der Winter ist immer noch das beherrschende Wetterthema. Der Schnee ist nicht allzu viel, aber die Abende und die Nächte sind teilweise eiskalt und auf den Stra‎ßen ist es gefährlich. Nicht nur wegen der Glätte, einige Bäume sind umgefallen und Stra‎ßen im Taunus wurden daraufhin gesperrt, so dass ich auch einen Tag nicht zur Arbeit fahren konnte, sondern wieder umkehren musste. Aber dank des Internets kann ich auch von zu Hause aus arbeiten. Aber die Landschaft und der Wald ist zu dieser Jahreszeit wunderschön – und wenn dann doch mal die Sonne scheint, so liegt wirklich ein Zauber über dem Wald. src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
Der Taunus im Winter (Foto: Lutz Winkler)



Der Empfang der Sendungen auf der Kurzwelle macht kaum Probleme, ich hatte jetzt mal eine alte Aufnahme von RRI aus dem Jahr 2004 oder 2005 gehört, da waren noch alte Sender in Betrieb und das Nebengeräusch war schon gewaltig. Es war kaum etwas zu verstehen – aber das hat sich ja zum Glück geändert.



Sehr interessant fand ich den Beitrag über die verlassenen Kinder Rumäniens im Sozialreport. Dass Eltern ihre Kinder verlassen, um diese ernähren zu können, ist für mich immer noch unfassbar. Eltern sind die Bezugspersonen in den Familien für die Kinder und durch nichts zu ersetzen. Ich erlebe dies auch im unmittelbaren Umfeld, wir haben in der Stra‎ße ein älteres Ehepaar, welches durch eine polnische Pflegekraft rund um die Uhr umsorgt wird. Diese polnische Pflegekraft wird spärlichst bezahlt und sitzt bei warmen Wetter öfters drau‎ßen und skypt mit ihrer Familie in Polen.



Und da gelten plötzlich auch nicht die deutschen Arbeitsgesetze und Mindestlohnregelungen. 24 Stunden 7 Tage rundum Pflege für knapp 1000 €, wobei davon der Vermittler den grö‎ßten Teil einbehält. Für mich ist dies eher eine Form der modernen Leibeigenschaft. Es ist verständlich, dass diese Eltern im Ausland Schuldkomplexe haben und dies mit teuren Geschenken bei den Kindern abbauen wollen – was jedoch mit dieser Generation Kindern in 10-20 Jahren passiert, das kann wohl noch keiner sagen. Und das alles mitten in Europa.



Mit gro‎ßer Sorge blicke ich auch auf die politischen Entwicklungen in der Welt. Es gibt einige Wissenschaftler, die sogar schon von einem 3. Weltkrieg sprechen. Davor möge uns Gott bewahren. Aber was der Islamische Staat und die Fanatiker in der Welt anrichten, das ist schon beängstigend. Die Diskussion in Deutschland finde ich da eher tendenziös – es kann nicht nur ein gut oder böse geben. Menschen sollten sich und die anderen achten und respektieren, da gibt es gewisse Regeln, die in jedem Land einzuhalten sind. Bei uns im Ort gibt es viele Flüchtlinge, die nicht in einer Massenunterkunft leben, sondern in den vielen freien Wohnungen eine Unterkunft bekommen haben. Da gehen die Kinder dieser Familien in die Kindergärten und Schulen und leben ein geregeltes Leben. Unterstützt werden diese Familien von einem Verein, der sich um die Kontakte kümmert. Ich finde diese Art der Flüchtlingsunterbringung sehr gelungen, weil die Menschen in den Alltag des Ortes mit eingebunden werden.



Gibt es eigentlich auch Flüchtlinge, die in Rumänien stranden und bei Ihnen aufgenommen werden?




Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Winkler. Auch in Rumänien gibt es Flüchtlinge und Asylbewerber und es ist zu erwarten, dass deren Zahl aufgrund der weltweiten Unruhen und Bürgerkriege zunehmen wird. Wie es leider viel zu oft in Rumänien der Fall ist, sind aktuelle Statistiken auf den Webseiten der einschlägigen Institutionen so gut wie nie zu finden, so dass vermutlich nicht wenige Interessierte die Recherche entnervt aufgeben. Die neuesten Zahlen, die im Abschnitt Statistiken auf der Webseite des rumänischen Generalinspektorats für Immigration verfügbar sind, betreffen das erste Semester des Jahres 2012. Dieser Statistik ist zu entnehmen, dass 1.457 Menschen bis Mitte 2012 einen Asylantrag in Rumänien gestellt haben. Davon waren knapp 30% algerische Staatsbürger, über 17% waren aus Marokko, es folgten Afghanen und Pakistanis mit jeweils etwas über 8%, Syrer mit 6% und Tunesier mit 4%. Weitere Herkunftsländer der Asylbewerber sind Bangladesch, die besetzten Palästinensergebiete, der Irak und Ägypten. Wievielen Anträgen stattgegeben wurde, erfährt man hingegen nicht, blo‎ß die Zahl der aus verschiedenen Gründen ausgewiesenen ausländischen Bürger.



Bringt man die Geduld auf, weitere Abschnitte der Webseite der rumänischen Einwanderungsbehörde zu durchforsten, findet man im jüngsten Infoblatt auch neuere Zahlen, die man aber selber aus lauter belanglosem Zeug im Schulaufsatz-Stil herausfischen muss.








So wurden im Jahr 2014 insgesamt 1.620 Asylanträge registriert, das sind um 121 mehr als im Jahr 2013, was den steigenden Trend der letzten Jahre bestätigt. Die meisten Asylbewerber kamen aus Syrien (616), Afghanistan (277) und dem Irak (212). In 691 Fällen wurde der Flüchtlingsstatus in Form von Asyl oder des sog. subsidiären Schutzes anerkannt. src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg

Somalische Flüchtlinge in Rumänien


Foto: www.flickr.com/photos/unhcrce



Der subsidiäre Schutz bedeutet im Klartext eine Aufenthaltsgenehmigung, die auf zwei Jahre befristet ist und unter bestimmten Bedingungen verlängert werden kann. In Rumänien gibt es im ganzen Land insgesamt sieben Bearbeitungsstellen für Asylverfahren und zwei gro‎ße Flüchtlingsaufnahmezentren, nämlich in Bukarest und in Temeswar.



Viel interessanter als die trockenen Zahlen sind aber die Berichte der rumänischen Medien. So etwa war in der Zeitung România Liberă im vergangenen Sommer ein Artikel über Flüchtlinge aus Syrien zu lesen. Darunter befinden sich auch rumänischstämmige Frauen, die in den 1980ern oder 1990ern syrische Männer geheiratet hatten und nach Syrien ausgewandert waren. Der Bürgerkrieg lie‎ß sie aus der neuen Heimat in die alte zurückehren. Doch viele Rückkehrer haben es nicht leicht, wieder zu einem normalen Leben zu finden. Die Einwanderungsbehörde hat kein spezielles Konzept für sogenannte Repatriierte. Die Rücksiedler haben oft keine Bleibe und finden nur schwer Arbeit. Oft helfe ihnen die syrische Gemeinschaft hierzulande mehr als der rumänische Staat, beklagte eine von der Zeitung interviewte Frau. Der rumänische Staat biete nur Unterkunft in einem Flüchtlingszentrum, psychologische und soziale Betreuung, kulturelle Orientierungskunde in der neuen Heimat und Rumänisch-Sprachkurse. Die materielle Unterstützung falle äu‎ßerst dünn aus: umgerechnet 120 Euro im Monat für anerkannte Flüchtlinge und nur knapp 25 Euro im Monat für Asylbewerber, deren Verfahren noch laufen. Das reiche vorne und hinten nicht, das Leben sei in Rumänien horrend teuer, sagte der Zeitung eine rumänische Frau, die bis zum Bürgerkrieg mit ihrem syrischen Mann in Aleppo gelebt und sich dort integriert hatte. Zum Schluss des Artikels bringt die Zeitung ein paar Zahlen, die den dramatischen Anstieg der Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien belegen. Gab es bis um das Jahr 2011 herum so gut wie keine Asylbewerber aus Syrien, so waren es 2012 plötzlich 128 und 2013 schnellte die Zahl auf 894 hoch.




Und nun hat Irina Adamescu ein rumänisches Rezept für Sie parat, zuvor jedoch ganz geschwind noch die Posteingangsliste. Zunächst einmal ein dickes Dankeschön an Martina Pohl, Ralf Urbanczyk und Horst Köhler für die per Post zugeschickten Geschenke in Form von Kalendern, Terminplanern und einem Rezeptbuch, da wir schon beim Thema sind. Das schön bebilderte Buch Aufläufe, Quiches, Gratins“ von Frau Martina Pohl werde ich zum Anlass nehmen, zusammen mit meiner Lebenspartnerin mehr Zeit in der Küche zu verbringen, sonst kommen wir ja eher selten dazu. Herzlichen Dank nochmals.



Weitere herkömmliche Post erhielten wir von Wolfgang Waldl aus Wien (der uns ein paar Zeitungsausschnitte zur Kontroverse Gender-Mainstreaming und dem sogenannten geschlechtergerechten Sprachgebrauch zuschickte, sozusagen als Nachtrag zum Welttag des Radios 2015) sowie von Gerolf Tschirner, Michael Völlger, Christoph Paustian und Erhard Lauber (alle aus Deutschland). Der zuletzt genannte Hörer vermisst immer noch die QSL-Karte für November 2014. Lieber Herr Lauber, bitte schicken Sie uns den Empfangsbericht erneut zu, am besten per E-Mail, da Sie auch diese Möglichkeit haben und wir sonst in der Ablage vom vergangenen Jahr suchen müssten.



Faxe erhielten wir von Stefan Druschke und Günter Spiegelberg (beide aus Deutschland).



Die E-Mail-Liste geht diesmal nur bis einschlie‎ßlich Mittwoch, da ich mir seit Donnerstag ein paar Tage in den Südkarpaten gönne und vermutlich gerade auf der Rückreise bin, wenn Sie diese Aufzeichnung am Sonntag hören. Also, bis einschlie‎ßlich Mittwochnachmittag erreichten uns E-Mails von Willi Seiser, Andreas Pawelczyk, Michael Lindner, Harald Gabler und Heinrich Eusterbrock (aus Deutschland) sowie von Josef Robl und Georg Pleschberger (aus Österreich).



Und jetzt verabschiede ich mich und überlasse Sie Irina Adamescu – sie hat heute ein Backrezept für Sie parat, das Ergebnis des Backvorganges ist einfach, aber lecker und hat eine witzige Bezeichnung im Rumänischen. Doch hören Sie selbst:




Minciunele / Ausgebackene Teigschleifen



Guten Tag! Heute schlage ich Ihnen ein sehr einfaches und günstiges Rezept für in Fettbad ausgebackene Teigschleifen vor. Im Rumänischen hei‎ßen diese Minciunele“, was auf Deutsch kleine Lügen“ bedeutet. Das ist gar nicht so weit hergeholt, denn die halb handtellergro‎ßen Schleifen halten nicht, was sie versprechen. Sie vergehen im Nu auf der Zunge.



Das Rezept, das ich Ihnen nun weitergebe, hat meine Mutter von einer alten Bekannten erhalten, die, als sie vor langer Zeit Köchin des brasilianischen Botschafters in Bukarest war, dieses Schmalzgebäck fast täglich als Knabberei zubereitete.



Für die Teigschleifen brauchen sie lediglich 2 Eier und ca. 300 Gramm Mehl, darüber hinaus (wie bei jedem Gebäck) eine Prise Salz und Puderzucker zum bestäuben. Wenn Sie wollen, können Sie dem Teig ein Aroma hinzugeben (zum Beispiel Rumaroma).



Um den Teig zuzubereiten, trennen Sie zu erst die Eier. Schlagen Sie die Eiwei‎ße steif und geben Sie der Reihe nach die Eigelbe und so viel Mehl unter, bis Sie einen geschmeidigen, nicht zu festen Teig erhalten, dem Sie eine Prise Salz und eventuell ein Aroma beigegeben haben. Streuen Sie anschlie‎ßend etwa Mehl auf ein Brett und walken Sie den Teig papierdünn aus. Es ist wichtig, dass Sie den Teig möglichst dünn ausrollen. Das ist der Clou des Rezeptes!



Schneiden Sie den Teig mit einem scharfen Küchenmesser oder Rädchen in etwa 15 cm lange und 5 cm breite Streifen, ziehen Sie in der Mitte der Streifen einen länglichen Schnitt und verschlingen Sie diese zu einem losen Knoten. Backen Sie die Schleifen in hei‎ßem Ölbad aus, bis diese eine goldgelbe Farbe annehmen. Nehmen Sie das Gebäck heraus und lassen Sie es auf Küchenkrepp abtropfen. Bestäuben Sie es vor dem Anrichten mit Puderzucker.







Dieses Schmalzgebäck ist, wie gesagt, eine günstige Knabberei für jede Party, zum Kaffee oder wenn Sie einfach mal Lust auf etwas Sü‎ßes haben. Übrigens: Ich habe ein italienisches Rezept gesehen, in dem solche in Fett ausgebackene Schleifen mit einer Mascarponecreme serviert wurden. Für alle, die es nicht zu trocken mögen, ist es einen Versuch wert. src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg

„Faworki” – ein ähnliches Gebäck aus Polen.


Foto: Marcin Floryan, Wikimedia Commons





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