Hörerpostsendung 21.3.2021
Heute mit der traurigen Meldung vom Ableben unseres Stammhörers Fritz Andorf, einem Fragment aus dem Audioarchiv sowie Zuschriften von Dieter Sommer, Paul Gager, Martina Pohl, Ralf Urbanczyk und Peter Vaegler.
Sorin Georgescu, 21.03.2021, 17:30
Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!
Heute muss ich leider erneut mit einer traurigen Nachricht beginnen. Vor wenigen Tagen erhielten wir einen Anruf von Udo Becker in der Redaktion. Herr Becker teilte er uns mit, dass Fritz Andorf, einer unserer langjährigen Stammhörer, im Alter von 79 Jahren überraschend verstorben ist. Wir waren alle bestürzt in der Redaktion, seine letzte E-Mail mit Feedback zu unseren Programmen hatte ich vor zwei Wochen im Funkbriefkasten verlesen. Herr Andorf war ein bekannter Name in der Szene der Kurzwellenhörer und Mitglied in unterschiedlichen DX-Gemeinschaften; bereits in den 1970er Jahren hörte er viele internationale Rundfunkstationen, darunter auch Radio Bukarest, wie unser Sender damals hieß. Als Gedenken an Herrn Andorf möchte ich jetzt ein kurzes Audiofragment aus unserem Archiv senden, in dem er selbst zu hören ist. 1999 feierte der Rumänische Rundfunk sein 60-jähriges Jubiläum. Am 7. November 1999 strahlten wir zu diesem Anlass eine Sondersendung live aus dem Studio in Bukarest aus und wir nahmen auch Gespräche per Telefon mit Hörern entgegen. Herr Andorf meldete sich kurz in dieser Sendung und erinnerte sich auch an seine Rumänien-Reise im Sommer desselben Jahres, bei der sich u.a. die Gelegenheit ergab, die totale Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 zu beobachten. Hören wir das Gespräch:
Audiotrack Fritz Andorf 1999 (01ʼ17ʼʼ)
Fritz Andorf in der Sendung vom 7. November 1999, anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des Rumänischen Rundfunks. Die Sendung wurde von unseren leider auch verstorbenen Kollegen Svetlana Sterescu und Florin Stoica moderiert. An den überraschenden Besuch von Herrn Andorf in unserer Redaktion im August 1999 kann ich mich noch lebendig erinnern, es war ein heißer Sommertag, wir waren alle etwas benommen von der Hitze, und ich weiß nicht einmal mehr, ob wir Herrn Andorf ausreichend Erfrischungsgetränke anbieten konnten.
Im Namen der gesamten Redaktion möchte ich den hinterbliebenen Familienangehörigen und Freunden von Fritz Andorf unser aufrichtiges Beileid aussprechen. Möge er in Frieden ruhen!
Jetzt kommt mir eine administrative Aufgabe zu. Nächsten Sonntag stellen wir – vielleicht zum letzten Mal – auf Sommerzeit um und wechseln damit auch die Frequenzen unserer Kurzwellenausstrahlungen. Für die Hörer ohne Internetzugang möchte ich jetzt die neuen Frequenzen verlesen, vernetzte Hörer brauchen nicht mitzuschreiben, Sie werden die Angaben auf unserer Webseite finden und ich schicke morgen auch einen Newsletter mit den Frequenzen sämtlicher Sprachdienste per E-Mail heraus. Eine gute Nachricht für DRM-Fans ist, dass wir weiterhin auch die digitale Ausstrahlung beibehalten. In der Zeit vom 28. März bis einschließlich 30. Oktober 2021 können Sie uns auf folgenden analogen und digitalen Frequenzen empfangen:
Zeit (UTC)
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Frequenzen (kHz)
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Zielgebiet
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06.00 – 06.30
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7 325 (DRM); 9 700
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Mittel- u.Westeuropa
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14.00 – 15.00
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9 60011 880
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Mittel- u.Westeuropa
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18.00 –19.00
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7 245 (DRM); 9 570
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Mittel- u.Westeuropa
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Und jetzt zu Hörerzuschriften der letzten Zeit. Dieter Sommer (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) meldete sich Anfang des Monats per E-Mail mit folgenden Zeilen:
Sehr geehrte Redaktion von RRI,
ich möchte Ihnen heute wieder zwei Empfangsberichte zukommen lassen.
Der Empfang war wie immer sehr gut. Hier ist nun der Frühling angekommen und man kann wieder die Sonne, trotz Corona, gut aufnehmen. Ich denke, bei Ihnen ist die Situation ebenso.
Heute habe ich eine Frage, und zwar gibt es in Rumänien eine Fischfangflotte? Für eine
diesbezügliche Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Wie ich hörte, gibt es bei RRI noch alte Stationsaufkleber. Könnten Sie mir bitte einen zusenden? Vielen Dank.
Viele Grüße und bleiben Sie gesund
Ihr Hörer Dieter Sommer
Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Sommer. Selbstverständlich schicken wir Ihnen nebst QSL-Karten auch einen Aufkleber. Das Wetter ist hier in Bukarest seit Anfang des Monats sehr launisch – mal regnet es, mal scheint die Sonne, aber so richtig warm wird es nicht und am 10. März hatte es nochmal heftig geschneit, aber der Schnee war in zwei Tagen schon geschmolzen. Eigentlich ganz normal für den März in unseren Breitengraden.
Hinsichtlich Ihrer Frage: Rumänien hatte mal eine Fischfangflotte, die sich zeigen ließ. Schon in den 1960er Jahren wurde ein staatliches Unternehmen mit Sitz in Tulcea gegründet, die ersten Trawler und Frachter mit Tiefkühlräumen bestellte das kommunistische Regime am Anfang in Japan, Deutschland, Polen und der Sowjetunion; später wurden eigene Schiffe in den Werften von Constanţa, Tulcea oder Mangalia gebaut. Bis 1989 bestand die rumänische Fischfangflotte aus über 60 Schiffen, davon 49 Super-Trawler und 12 Tiefkühlschiffe, die alle Ozeane der Welt durchkreuzten. Je nach Quelle [und Eckdaten] befand sich Rumänien damals unter den ersten 5 oder erste 10 Ländern weltweit, was den Umfang der Fischfangflotte anbelangt.
Vor 1989 arbeiteten rund 6.000 Menschen auf den Schiffen der rumänischen Fischereiflotte. Rumänien betrieb Fischzucht auf circa 90% von den insgesamt 500.000 Ha Wasserfläche, entlang 76.000 km in Flüssen und 1.075 km in der Donau. Die Fischproduktion der Binnenfischerei in Flüssen war in Höhe von 60 Tausend Tonnen jährlich. Aus den Ozeanen kamen über 150 Tausend Tonnen im Jahr. Die meiste Fischmenge wurde frisch verkauft, der Rest wurde in Konservenfabriken in Galaţi, Tulcea, Sulina und Constanţa verarbeitet. Der interne Konsum von Fisch war gesichert, so dass rund 100 Tausend Tonnen Fisch im Jahr exportiert wurden. Das sozialistische Rumänien hatte sich auch Fischfangquoten in den Gewässern einiger afrikanischer Länder wie Angola oder Mauretanien gesichert und exportierte im Gegenzug Industrieerzeugnisse sowie Waffen und Munition in diese Länder.
Nach 1990 wurde die rumänische Fischfangflotte in mehreren dubiosen Privatisierungsaffären einfach verscherbelt, so dass Rumänien heute keine nennenswerte ozeanische Flotte mehr hat. Schlimmer noch – Rumänien deckt heute seinen Fischbedarf zu über 90% aus Importen. Sicherlich war das kommunistische Erbe in der Fischereiindustrie überdimensioniert, doch die Zerstückelung der Flotte nach der Wende bleibt ein Skandal, der von Anfang an politisiert wurde, ohne das jemand schließlich zur Rechenschaft gezogen worden wäre.
Ich hoffe, Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet zu haben, lieber Herr Sommer. Herzliche Grüße nach Eisleben!
Paul Gager aus Wien hinterließ uns eine interessante Info im Feedback-Formular:
Werte Redaktion! Vielleicht ist es von Interesse, was das Wiener Sonntagsblatt“ zu Jeremias von der Walachei schreibt. Er lebte von 1556–1625 und wurde 1983 bekanntlich als erster Rumäne seliggesprochen.
Er suchte das Land der guten Christen“. Weil ihm seine Mutter Italien als Land der guten Christen“ darstellte, machte sich Johannes Kostist 1573 aus Rumänien auf dem Weg dorthin. In Neapel trat er in den Kapuzinerorden ein, nahm den Ordensnamen Bruder Jeremias von der Walachei an und bemühte sich selbst darum, ein guter Christ zu werden. 40 Jahre lang pflegte Bruder Jeremias Kranke, kümmerte sich um arme, obdachlose und behinderte Menschen, die wegen ihres ungepflegten Zustandes gemieden wurden. Wer krank war, egal welchen Standes oder Alters, bat um einen Besuch von ihm. Einer dieser Krankenbesuche kostete Jeremias schließlich das Leben, da er sich bei schlechtem Wetter eine Lungenentzündung geholt hatte.
Vielen Dank für die Info, lieber Herr Gager. Ich muss zugeben, dass ich von diesem Kapuzinermönch aus der mittelalterlichen Walachei noch nie gehört hatte. Herzliche Grüße nach Wien!
Aus Überlingen am Bodensee meldete sich Martina Pohl per E-Mail:
Liebe deutschsprachige Redaktion,
vielen Dank für die Dezember-QSL-Karte, über die ich mich sehr gefreut habe.
Ihre Programme und Rubriken sind für mich immer eine gute Informationsquelle. Ich bin froh, dass die Sendungen noch über die Kurzwelle zu empfangen sind.
Auch bei uns steigen die Infektionszahlen wieder deutlich an. Schnelltests sollen jetzt auch in Super- und Drogeriemärkten zu kaufen sein. Reisepläne haben wir in diesem Jahr keine. Ohne Tests und Impfung wird dies ohnehin nicht mehr möglich sein. Experten sprechen schon davon, dass wir wegen der immer wieder neuen Mutationen sowieso jedes Jahr mindestens zwei- bis dreimal eine neue Impfauffrischung brauchen werden. Mal abwarten, wie sich alles entwickelt. Die Zukunft sieht nicht wirklich rosig aus.
Ich wünsche Ihnen allen weiterhin viel Gesundheit und verbleibe mit den besten Wünschen
Ihre Hörerin
Martina Pohl
Vielen Dank für das Feedback, liebe Frau Pohl. Die Zukunft sieht momentan wahrhaftig nicht rosig aus und an weitgehende Reisepläne ist tatsächlich nicht zu denken. Und der Impfpass oder das Impfzertifikat wird so oder so kommen, auch wenn sich manche darüber aufregen. Schließlich ist es eine Gesundheitsmaßnahme, die auch einzelne Länder auf anderen Kontinenten verhängen, man denke da an Reisen in bestimmte Länder in Südamerika oder Afrika. Herzliche Grüße nach Überlingen am schönen Bodensee, liebe Frau Pohl!
Ralf Urbanczyk (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) fand einen Beitrag in der Geschichtsrubrik Pro Memoria“ interessant. Folgende Zeilen erhielten wir per E-Mail:
Radio Novi Sad aus der serbischen Vojvodina, welches im Mittelpunkt der heutigen Geschichtsrubrik Pro Memoria“ stand, dürfte nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Hörern des deutschen Programms von Radio Rumänien International wegen seines leistungsstarken Mittelwellensenders und seines freundlichen QSL-Services noch gut bekannt sein. Die Reichweite der Mittelwelle 1269 kHz ging bis vor einigen Jahren weit über die Vojvodina und das Banat hinaus. Während der Nachtstunden war der Sender selbst im Norden Deutschlands immer gut zu hören. Allerdings war wegen der Sprachbarriere der Inhalt der Informationsprogramme dieses Senders für mich mehr zu erahnen als zu verstehen. Auf jeden Fall hatte damals die Empfangsmöglichkeit von Radio Novi Sad mein Interesse an der Vojvodina und darüber hinaus an der Geschichte des Banats begründet. Und nun haben Sie mit Ihrer Geschichtsrubrik nicht nur Erinnerungen geweckt und Wissenslücken gefüllt, sondern meinen ganzen Blick auf diesen Sender neu ausgerichtet.
Am selben Beitrag im Geschichtsmagazin fand auch Peter Vaegler (aus Stralsund) Gefallen:
In der Sendung am Sonnabend, den 6. März., hat mir besonders der Beitrag über Radio Novi Sad gefallen, denn diese Station habe ich in den 1970ern auch gehört. Damals war auf der Mittelwelle ja noch sehr viel mehr los, so habe ich Bestätigungen von Radio Koper, Sarajevo, Ljubljana, Zagreb, Priština usw. Und auch Bukarest sendete damals das deutsche Programm auf 755 kHz.
Liebe Freunde, vielen Dank für das Feedback! Jugoslawien und Rumänien hatten in der Zeit des Kalten Kriegs tatsächlich eine interessante Position im Rahmen des sogenannten Ostblocks. Jugoslawien war ja nicht einmal Mitglied des Warschauer Paktes, und Rumänien liebäugelte unter Diktator Ceauşescu auch mit einem gewissen Unabhängigkeitskurs gegenüber der Sowjetunion. Da kann ich mir gut vorstellen, dass die Programme der Auslandssender dieser Staaten durchaus mit Interesse verfolgt wurden, wenn auch in den letzten Jahren des Kommunismus zunehmend Propaganda gesendet wurde.
Ihnen beiden vielen Dank für das Feedback und herzliche Grüße, liebe Freunde!
Zum Schluss die Postliste. Postbriefe lagen erst am Freitag wieder bereit, ich hole sie mir nächste Woche von unserer Postabteilung. E-Mails erhielten wir von Michael Willruth, Walter Grube, Dieter Feltes, Gerd Brüschke, Carsten Fenske, Ralf Urbanczyk, Ralf Ladusch, Chris Krebs, Anna und Bernd Seiser und Reinhard Schumann (D) sowie von Andrej Nowgorodskij (Andrey Novgorodsky) aus der Ukraine.
Die Internet-Formulare nutzten Paul Gager (A) und Simon Heinrich (D).
Danke fürs Zuhören, bleiben Sie gesund und bis nächsten Sonntag!
Audiobeitrag hören: