Hörerpostsendung 21.12.2014
Heute u.a. mit einer historischen Audiodatei vom 22.12.1989 aus unserem Archiv und einem interessanten Brief von unserem Hörer Michael Lindner.
Sorin Georgescu, 21.12.2014, 17:30
Liebe Freunde, herzlich willkommen zur letzten Hörerpostsendung von RRI in diesem Jahr.
Heute vor 25 Jahren begann die Revolution gegen das Ceaușescu-Regime in Bukarest. Am 21. Dezember 1989 ließ der Diktator eine Menschenmenge vor dem Gebäude des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei zusammentrommeln, um den Aufstand zu verurteilen, der wenige Tage zuvor in der westrumänischen Stadt Temeswar stattgefunden hatte. Am 16. und 17. Dezember 1989 war es in Temeswar zu Protesten gekommen, ausgehend von der geplanten Zwangsumsiedlung des ungarisch-reformierten Pfarrers László Tőkés. Die Demonstranten stürmten das Gebäude des örtlichen Pateikomitees und hielten eine Mahnwache vor der orthodoxen Metropolitankathedrale. Am Abend des 18. Dezember und am 19. Dezember wurde auf die Demonstranten geschossen, über 40 Menschen kamen damals in Temeswar ums Leben. Am 20. Dezember kam es zu einer großen Kundgebung am Opernplatz, über 100.000 Menschen besetzten den Platz, tausende Arbeiter aus den wichtigsten Fabriken der Stadt strömten ins Stadtzentrum und erklärten Temeswar zur ersten vom Kommunismus befreiten Stadt Rumäniens.
Ceaușescu war am Abend des 20. Dezember aus einer Staatsvisite im Iran zurückgekehrt und wollte am nächsten Tag die Ereignisse in Temeswar vor einer großen Menge in Bukarest als das Werk ausländischer Spione und Hooligans anprangern. Doch seine Rechnung ging nicht auf: Die Menge buhte ihn aus, in der Hauptstadt weiteten sich die Proteste aus. Ceaușescu floh am Mittag des 22. Dezember mit dem Helikopter vom Dach des Zentralkomitees. Den weiteren Verlauf der Dinge kennen Sie vermutlich: Ceaușescu wurde noch am selben Tag gefasst und am 25. Dezember nach einem kurzen und umstrittenen Prozess vor einem Militärgericht zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde fünf Minuten nach seiner Verkündung in einer Militärkaserne vollstreckt. Ungeklärt bleibt bis heute, wer die sogenannten Terroristen waren, die beginnend mit dem 21. Dezember bis zur Hinrichtung Ceaușescus auf die Menschen in Bukarest und in anderen Städten schossen. Dabei kamen insgesamt über 1100 Menschen ums Leben.
Am 22. Dezember 1989 strahlte Radio Bukarest in seinen Auslandssendungen eine Mitteilung in englischer und französischer Sprache über den Sturz des Ceaușescu-Regimes aus. Ferner wurden der Rücktritt der damaligen Regierung und die Gründung eines Nationalen Komitees für Demokratie angekündigt, das im Land eine demokratische Staatsordnung einführen sollte. Hören wir die damalige Ausstrahlung.
Dauermeldung vom 22.12.1989: |
Passend zu den historischen Ereignissen in Osteuropa Ende des Jahres 1989 schrieb uns Michael Lindner (aus Gera, Thüringen) unlängst einen interessanten Brief und legte auch eine Postkarte über die vormalige Viersektorenstadt Berlin bei.
Meine lieben Freunde in der deutschen Redaktion!
Heute soll wieder ein traditioneller Brief in die deutsche Redaktion von RRI flattern, der Ihnen hoffentlich etwas Freude in die tägliche Redaktionsarbeit bringt.
Obwohl ich die Ereignisse vor 25 Jahren noch genau nachvollziehen kann, fesselte mich die unglaubliche Begeisterung, mit der die Berliner, aber auch die vielen Menschen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze dieses Ereignis würdigten. Bei diesen Bildern lief es mir manchmal kalt den Rücken hinunter und ich muss zugeben, dass mir öfters die Tränen in den Augen standen. Es ist in der Tat als absolutes Wunder zu bezeichnen, dass sich die Menschen aus Ost und West plötzlich in den Armen liegen konnten, worauf sie Jahrzehnte warteten und eigentlich nicht mehr so recht daran glaubten. Eine friedliche Revolution, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, wer hätte das für möglich gehalten? Endlich haben in der Weltgeschichte nicht die Waffen entschieden, sondern die Vernunft und der Respekt vor dem Leben. Das ist das größte Wunder des letzten Jahrhunderts gewesen!
Wenn man dieses deutsche Modell“ einer friedlichen Revolution exportieren könnte, dann würde es auf unserer Erde keine Kriege mehr geben. Sofort würde ich dieses Modell nach Korea exportieren, wo nach wie vor zwischen beiden Teilen Eiszeit und Kriegsgefahr besteht.
Bestimmt haben auch Sie in Rumänien die Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag des Mauerfalls in Deutschland in Ihren Medien verfolgt.
Nun habe ich eine Frage an Sie. Hat man in Rumänien aktuelle Studien über die Zufriedenheit der Bevölkerung durchgeführt? Mich würde es nämlich mal interessieren, wie viel Prozent der Rumänen mit ihrer gegenwärtigen Lebenssituation zufrieden sind, wie viel Prozent sind unzufrieden bzw. sagen aus, dass es zu kommunistischen Zeiten besser war?
Auch bei uns in den östlichen Bundesländern hängen noch viele, vor allem ältere Menschen, an den ehemaligen DDR-Zeiten. Es ist schon richtig, dass einige Errungenschaften der ehemaligen DDR es wert gewesen wären, diese auch in das kapitalistische System der Bundesrepublik zu übernehmen. Aber die Politik hat da wohl aus falschem Stolz und Kurzsichtigkeit anders entschieden. Eine aktuelle Studie sagt aus, dass 85% aller Deutschen glücklich sind. Dass es aber auch noch glücklichere Menschen in Europa gibt, ist auch kein Geheimnis. Da braucht man nur in die nordischen Länder zu schauen. Also, liebe Freunde, wie sieht es momentan in Rumänien aus, bin sehr gespannt auf Ihre Recherchen dazu.
Lieber Herr Lindner, vielen Dank für Ihren spannenden Brief. Zum Thema Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit und Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit mit dem heutigen Stand der Dinge: Seit einigen Jahren ist es sogar eine Mode geworden, entsprechende Umfragen durchzuführen und die Ergebnisse zum Jahrestag der rumänischen Revolution zu veröffentlichen. Im Auftrag der rumänischen Tageszeitung Adevărul“ veröffentlichte das Meinungsforschungsunternehmen INSCOP Research vor kurzem die Ergebnisse einer Umfrage, denen zu entnehmen ist, dass die Rumänen die Nostalgie nach dem Kommunismus allmählich abstreifen. Auf die Frage, was sie zwischen Demokratie und Kommunismus wählen würden, sagten knapp 81% der Befragten, sie würden eine demokratische Gesellschaftsordnung bevorzugen, nur 14,3% trauern noch dem Kommunismus nach. Eine vorangegangene Meinungsumfrage vom April 2014 hatte noch ergeben, dass 73% der Rumänen erachten, dass Rumänien sich in eine falsche Richtung entwickle. 69% der Befragten gaben auch an, dass sie schlechter als vor 1989 leben würden, und 46% würden sogar für Nicolae Ceaușescu stimmen, wäre er noch am leben und würde er für das Präsidentenamt kandidieren, so die Ergebnisse der Umfrage vom April 2014.
Doch zurück zur Umfrage vom Dezember 2014. Heute sagen knapp 73%, sie würden nicht die Kommunistische Partei wählen, wenn es sie noch gebe, hingegen 14,2% würden ihr ihre Stimme geben. Knapp 71% würden Ceaușescu nicht zum Präsidenten wählen, nur noch 17,1% der Befragten entpuppten sich als Ceaușescu-Verehrer und würden ihm ihre Stimme geben. 40,5% der Rumänen meinen, dass es ihnen 25 Jahre nach Ende des Kommunismus schlechter als damals geht, knapp 33% glauben, dass die heutigen Lebensverhältnisse besser seien, für 17,2% hat sich nichts in ihrem Lebensstandard geändert. Knapp 82% der Rumänen sind sich einig, dass Rumänien heute ein freieres Land ist, allerdings glauben nur 54%, dass im Land heute mehr Gerechtigkeit herrsche, und nur noch 41,6% sind der Auffassung, dass Rumänien ein wohlhabenderes Land als vor 1989 sei.
Liebe Freunde, an dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für die vielen Weihnachtsgrüße und Wünsche zum bald kommenden Neujahr bedanken, die wir über alle möglichen Kommunikationswege bekommen haben.
Herkömmliche Post mit Empfangsberichten, Zeitungsauschnitten und Grußkarten oder auch nur einfachen, aber herzlichen Grußworten erhielten wir von Sandro Blatter (Schweiz), Wolfgang Waldl (Österreich), Peter Möller, Jürgen Krüger, Klaus-Dieter Ferch, Eduard Alex, Christoph Paustian, Gerolf Tschirner, Klaus Huber, Heiner Finkhaus, Kirsten und Heinrich Eusterbrock, Jörg-Clemens Hoffmann, Fritz Andorf, Ulrich Wicke, Joachim Verhees (alle aus Deutschland).
Ein Fax mit Grüßen zu den bevorstehenden Festtagen erhielten wir von Günter Spiegelberg (aus Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern).
E-Mails erhielten wir bis Samstagnachmittag von Arman Sabciyan (Türkei), Stefan Bösch (Schweiz) und Hans-Martin Friedrich (Schweiz), Paul Gager (Österreich), Dmitrij Kutusow (Russland), Fritz Andorf, Andreas Fessler, Hendrik Leuker, Andreas Pawelczyk, Bernd Seiser, Werner Hoffmann, Reinhold Meyer, Harald Gabler, Dieter Feltes, Monika und Horst Kuhn, Angelika und Joachim Kalkbrenner, Klaus Pfahl und Peter Vaegler (alle aus Deutschland).
Das Internetformular nutzte Reinhard Kelber (aus Deutschland).
Stellvertretend für alle möchte ich jeweils einen Briefschreiber bzw. E-Mail-Absender zitieren. Sandro Blatter (aus Schwerzenbach bei Zürich, Schweiz) schrieb uns per Post:
Und Andreas Pawelczyk (aus Mannheim) schrieb per E-Mail:
Ja, es weihnachtet fast überall. Deshalb möchte ich mit einigen Gedanken dazu beitragen: Ein Jahr neigt sich dem Ende. Zeit zum Nachdenken, Zeit zu danken, Zeit zu hoffen, Zeit für Zuversicht.
Das Geheimnis der Weihnacht besteht darin, dass wir auf unserer Suche nach dem Großen und Außerordentlichen auf das Unscheinbare und Kleine hingewiesen werden.
Im diesem Sinne alles Beste nach Bukarest!
Liebe Freunde, Ihnen allen vielen Dank und außerdem vielen Dank im Voraus für die weiteren Wünsche, die bestimmt auch in den nächsten Tagen noch eintreffen werden. Unsere Poststelle ist ab dem 24. Dezember und bis um den 10. Januar herum geschlossen. Ich gönne mir daher auch eine Pause von der Hörerpostsendung und möchte in den kommenden drei Wochen etwas intensiver an unserem Audioarchiv arbeiten. Den nächsten Funkbriefkasten gibt es daher am 18. Januar 2015 mit frischen Kräften. E-Mails an unsere Redaktion lese ich allerdings auch in der Zwischenzeit und etwaige dringende Anfragen beantworte ich auch.
An dieser Stelle wünscht Ihnen Sorin Georgescu alles erdenklich Gute, frohe Weihnachten, besinnliche Festtage mit Ihren Lieben und einen guten Rutsch ins Jahr 2015!
Siebenbürgischer Honigkuchen
Teig:
500 g Mehl (gesiebt),
3 Esslöffel Zucker;
5 Esslöffel Honig;
50 g Schweineschmalz,
eine Priese Salz,
Zwei Eier,
3 Esslöffel Milch
7 g Backpulver
Die Eier mit dem Zucker, dem Honig und dem Schmalz verrühren. Dabei den Topf über ein Wasserbad halten. Die Milch hineinrühren. Wenn sich das Ganze etwas abgekühlt hat, das gesiebte Mehl und das Backpulver hinzugeben. Kneten Sie den Teig 3 – 4 Minuten, nicht länger, sonst wird er elastisch.
Ofen auf 180 Grad Celsius vorheizen.
Den Teig in 4 gleichgroße Stücke teilen und ausrollen. Stechen Sie den Teig mehrmals mit einer Gabel ein und backen sie diesen auf der Rückseite eines Backblechs 3 – 4 Minuten. Anschließend die vier Teigblätter etwas abkühlen lassen.
Creme:
250 ml Milch
Vanilleschote
180 g Zucker
1 Esslöffel Honig
80 g Grieß
200 g Butter (80% Fett)
5-6 säuerliche Konfitüre (Hagebutten, Aprikose)
Schokolade/Puderzucker/Schokoglasur
Vanilleschote ausschaben.
Milch, Zucker, Honig Vanille in einem kleinen Topf zum Kochen bringen. Wenn es aufkocht, den Grieß im kleinen Strahl hineinrühren und weiterkochen, bis die Creme eindickt.
Abkühlen lassen und mit 200 g Butter (Zimmertemperatur) heftig verrühren, bis eine schaumige Creme entsteht.
Die Teigblätter abwechselnd mit dieser Creme und mit säuerlicher Konfitüre (Hagebutten, Aprikose) bestreichen.
Zum Schluss mit Puderzucker bestäuben, mit Schokoglasur überziehen oder mit geschmolzener Schokolade verzieren.
Vor dem Verzehr unbedingt einen Tag ziehen lassen.
Bilder: http://www.retetecalamama.ro/retete-culinare/prajituri-torturi/prajitura-cu-miere-de-albine.html
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