Hörerpostsendung 15.1.2017
Heute u.a. mit der Vorstellung der letzten beiden QSL-Karten für 2016, der Beantwortung einer Hörerfrage und einem lustigen Volkstanz aus Rumänien.
Sorin Georgescu, 15.01.2017, 17:30
Liebe Freunde, Prosit Neujahr und herzlich willkommen zur ersten Hörerpostsendung im Jahr 2017. Ich hoffe, bei Ihnen ist der Winter nicht allzu streng, denn in Rumänien versinken wir seit einer Woche in Schnee und es gibt sogar Dutzende Ortschaften, die von der Außenwelt völlig abgeschnitten sind. In Bukarest ist es nicht so schlimm, zumindest die Hauptstraßen sind befahrbar, auch wenn einige Seitenstraßen und engere Gassen wegen unaufgeräumten Schnees selbst für Passanten eine Zumutung sind. Und der Rundfunk in Bukarest liegt etwa 15-20 Minuten von einer U-Bahnstation entfernt, also schaffen wir es, uns bis zur Arbeit durchzuwatscheln, um Sie mit Nachrichten aus Rumänien zu versorgen.
Ganz zu Beginn möchte ich mich herzlich für die vielen Grüße zu Weihnachten und Neujahr bedanken, die uns in den letzten Wochen per Post und auf elektronischem Wege erreicht haben. Vorgestern habe ich mir einen dicken Briefstapel aushändigen lassen, alles Briefe, die noch im Dezember oder sogar November an uns abgeschickt wurden. Post erhielten wir von Brian Webb (Neuseeland), Wolfgang Waldl (A), Sandro Blatter (CH) sowie von Eberhard Equit, Thomas Jeske, Klaus Huber, Michael Willruth, Christoph Paustian, Hans-Peter Themann, Günter Jacob, Hans-Joachim Weiland, Michael Lindner, Werner Hoffmann, Werner Schubert, Walter Franz, Heiner Finkhaus, Joachim Verhees, Martien Post, Kirsten und Heinrich Eusterbrock, Mirko Raschke, Jörg-Clemens Hoffmann, Martina Pohl, Renate und Hermann Heyne-Pietschmann, Georg Schafheitle, Simon Wendl, Peter Möller, Lutz Winkler, Ulrich Wicke und Erhard Lauber (alle aus Deutschland).
Rund 80 E-Mails erhielten wir seit dem letzten Funkbriefkasten am 18. Dezember 2016. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, dass ich jetzt nicht die ganze Sendezeit verbrauche, um 80 Namen zu verlesen, daher an dieser Stelle nur die Sender der E-Mails, die uns ab dem 1. Januar bis Freitagnachmittag erreicht haben: Bernd und Anna Seiser, Horst Cersovsky, Heinz-Günter Hessenbruch, Hans-Joachim Pellin, Christian Laubach, Volker Willschrey, Marco Hommel und Andreas Pawelczyk (alle aus Deutschland), Paul Gager, Georg Pleschberger, Josef Robl und Friedrich Albert (alle aus Österreich) sowie Michal Hudák (aus der Tschechischen Republik) und Gérard Koopal (aus den Niederlanden).
Das Internetformular nutzten Hans Gosdschan, Frank Helmbold, Christian Laubach (alle aus Deutschland) sowie Paul Gager und Friedrich Albert (beide aus Österreich).
Stellvertretend für alle Hörer, die uns Grüße, schöne Postkarten, persönliche Briefe und sogar kleine Aufmerksamkeiten geschickt haben, verlese ich die Zeilen von Renate und Hermann Heyne-Pietschmann, die uns ein sympathisches Gedicht zukommen ließen:
Liebe Freunde,
nun ist es wieder mal so weit,
ein Jahr ist bald Vergangenheit.
Man hofft, dass auch 2017
die Kurzwelle bleibt bestehen.
Dank allen, die im Studio sind
und weltweit senden ganz geschwind.
Wir wünschen Euch eine besinnliche Zeit
Und angenehme Feiertage voller Freud’!
Und Herr Pietschmann hat auch einen Musikwunsch, den ich gerne zum Schluss des Funkbriefkastens erfüllen möchte:
Ich würde mich freuen, wenn ihr einmal das Lied Periniţa“ bzw. den sogenannten Kusstanz spielen könntet. Im Lokal Karpatenhirsch“ in Kronstadt habe ich eine Aufführung erlebt.
Liebe Freunde, Ihnen allen herzlichen Dank für die vielen, vielen freundlichen Worte, und wir möchten Ihr Versprechen, uns auch in diesem Jahr treu zu bleiben, als Ansporn nehmen, Sie weiterhin mit interessanten Sendungen zu versorgen.
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings: Mehrere Hörer haben sich beklagt, dass Sie immer noch nicht alle QSL-Karten für 2016 erhalten haben, manche sogar seit Frühjahr oder Sommer keine mehr. Nun, ich hoffe, dass die Postbearbeitungsstelle das in den nächsten Wochen nachholt, Kollege Mihai Stoicescu hat auf jeden Fall nach Silvester einen großen Stapel Zuschriften mit nach Hause zum Bearbeiten genommen.
Eine gute Nachricht ist hingegen, dass wir auch dieses Jahr eine QSL-Serie verlegt haben: Es handelt sich – ähnlich wie im Jahr 2014 – um Burgen und Schlösser in Rumänien, darunter auch weniger bekannte. Die QSL Nummer 1 für dieses Jahr werde ich Ende Januar oder Anfang Februar vorstellen, jetzt aber eine kurze Präsentation der letzten beiden QSLs für 2016, die ich Ihnen im Vorjahr noch schuldig geblieben war:
Auf der QSL für November 2016 ist die Dreifaltigkeitssäule am Vereinigungsplatz in Temeswar abgebildet. Der Vereinigungsplatz (rum. Piaţa Unirii) in der Innenstadt von Temeswar ist der älteste Platz in der Banater Metropole. Sein heutiger Name rührt vom Einmarsch der rumänischen Truppen am 3. August 1919 her, womit die rumänische Verwaltung der Stadt und die Vereinigung des Banats mit dem Königreich Rumänien besiegelt wurde. Der 3. August ist seitdem auch ein offizieller Stadtfeiertag. Ursprünglich hieß der Platz Losonczy-Platz, nach dem Heeresführer Stefan Losonczy benannt, der die Temeswarer Festung im 16. Jh. vor den osmanischen Truppen zu verteidigen versuchte. Nach der Eroberung Temeswars im Jahr 1552 ließen die Türken Losonczy hinrichten.
Sein heutiges Aussehen erhielt der Platz nach 1717, als die Truppen der Habsburger die Stadt aus den Händen der Osmanen befreiten. Lange Zeit war der Platz ein Marktplatz. Architektonisch ist der Vereinigungsplatz ein Paradebeispiel für barocke Baukunst. Das symbolträchtigste Baudenkmal ist der 1736 errichtete römisch-katholische Dom, wofür der Platz im Volksmund auch noch als Domplatz bezeichnet wird. Im Mittelpunkt des Platzes steht das Denkmal der Heiligen Dreifaltigkeit. Weitere wichtige Baudenkmäler am Vereinigungsplatz sind der Barockpalast, der heute das Kunstmuseum beherbergt, und das Gebäude-Ensemble des Serbischen Bistums. Das Letztere umfasst die serbisch-orthodoxe Bischofskirche und den Palast der serbischen Volksgruppe.
Und schließlich auf der QSL für Dezember 2016 sind das Rumänische Nationaltheater in Klausenburg und die Statue des Dichters und Philosophen Lucian Blaga zu sehen. Das rumänische Nationaltheater in Klausenburg ist eines der wertvollsten Baudenkmäler der siebenbürgischen Stadt und zugleich eines der repräsentativsten für die örtliche Baukunst Anfang des 20. Jh. In diesem Gebäude entfalten das Nationaltheater Lucian Blaga“ und die Rumänische Oper ihre Tätigkeit. Errichtet wurde das Gebäude in den Jahren 1904–1906 auf dem ehemaligen Holzmarkt, dem heutigen Avram-Iancu-Platz. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 7. und 8. September 1906.
Architektonisch zeichnet sich das Gebäude durch die ausgewogen-funktionale Volumetrie. An der nördlichen Hauptfassade befindet sich der Arkadeneingang, der mit an den Barock erinnernden Elementen verziert ist. Der Aufführungssaal verfügt über 928 Sitzplätzen und ist im neobarocken Stil dekoriert; der Umriss ist oval, das Theater verfügt über zwei Logenränge und einen Balkon und ist mit einer Kuppel auf metallenen Quertraversen überdacht.
Vor dem Haupteingang des Theaters ist eine 3 Meter hohe Statue des Namensgebers Lucian Blaga zu sehen. Sie zeigt den Dichter in einer meditativen Pose und ist ein Werk des Bildhauers Romul Ladea. Das Kunstwerk wurde 1986 eingeweiht und neben der gleichgroßen Statue des Nationaldichters Mihai Eminescu platziert. Lucian Blaga war eine herausragende Persönlichkeit des siebenbürgischen Kulturraums im 20. Jh. – Dichter, Dramatiker, Philosoph, Diplomat, Professor an der Klausenburger Universität und Akademiemitglied.
So, das waren die beiden letzten QSL-Karten vom vergangenen Jahr, die Sie hoffentlich bald erhalten werden.
Mir verbleibt noch ein wenig Zeit, um eine Hörerfrage zu beantworten. Christoph Paustian (der im baden-württembergischen Häusern zu Hause ist) schickte uns ein paar Zeitungsausschnitte vom November 2016 mit folgender Frage:
Unlängst machten sich in Deutschland Gerüchte über Kinderarbeit in Rumänien breit – im Bereich der Ferrero-Kinderüberraschungseier. Diese sollen angeblich von rumänischen Kindern mit Spielzeug gefüllt werden. War diese Meldung auch in Rumänien in den Medien?
Vielen Dank für Ihre Frage, lieber Herr Paustian. Tatsächlich wurde die Meldung auch von den rumänischen Medien aufgegriffen. In die Welt gesetzt hatte die Meldung allerdings die britische Boulevardzeitung The Sun. Diese hatte eine Reportage und ein angebliches Interview mit einer Frau veröffentlicht, in dem diese behauptet, sie würde zusammen mit ihren zwei minderjährigen Kindern Überraschungseier für Ferrero aufbereiten. Daraufhin nahm das regionale Arbeitsamt Ermittlungen auf und es stellte sich heraus, dass die ganze Geschichte eine Zeitungsente war. Die Frau soll in Gesprächen mit den rumänischen Arbeitsinspekteuren zugegeben haben, dass sie von den britischen Journalisten für die gewünschten Aussagen bezahlt worden sei, sie hätten sogar einen fiktiven Job in Großbritannien für den Ehemann der Frau in Aussicht gestellt.
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass britische Tabloid-Medien Falschmeldungen über Rumänien in die Welt setzen. Im vergangenen Sommer hatte der britische TV-Sender Sky News eine Reportage über angebliche Waffenschieberbanden in Rumänien gedreht, die sich ebenfalls als Ente entpuppte. Was man mit solchen Falschmeldungen bezweckt, die einem Land natürlich schaden, ist mir schleierhaft; die britischen Medien waren nach der Liberalisierung des EU-Arbeitsmarktes für Rumänen und Bulgaren ohnehin etwas hysterisch über die vermeintliche Überschwemmung durch Billiglohnkräfte aus den beiden Ländern, die übrigens nie eintrat. Ich habe für solche Medien keinen Respekt und halte Kollegen, die vorsätzlich Falschmeldungen in die Welt setzen, nicht für Journalisten.
Zum Schluss möchte ich – wie versprochen – den Musikwunsch von Herrn Heyne-Pietschmann erfüllen. Der Volkstanz periniţa (auch als Kusstanz bekannt) ist ein von beiden Geschlechtern getanzter Reigen, bei dem ein Bursche oder ein Mädchen in der Mitte steht und einem Tänzer des entgegengesetzten Geschlechts ein Tuch um den Hals wirft. Daraufhin knien beide in der Mitte des Kreises nieder und küssen sich. Der oder die Auserwählte bleibt danach in der Mitte stehen und darf sich ebenfalls einen anderen Partner aussuchen, während der vorherige sich wieder in den Reigen einreiht. Das geht so lange weiter, wie es Spaß macht oder bis jede jeden mal geknutscht hat. Gewöhnlich wird der Tanz bei Hochzeiten zum Schluss oder im frühen Morgengrauen nach der Silvesternacht aufgeführt. Die Musik dabei ist lustig und anspornend. Die Version, die Sie gleich hören werden, stammt von einem Folkloreensemble aus dem südrumänischen Landkreis Teleorman unter der Leitung von Gelu Voicu. Zuvor sagt Ihnen Sorin Georgescu danke fürs Zuhören, tschüss und bis nächstes Mal!
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