Hörerpostsendung 14.2.2016
Heute mit einer Sonderausgabe zum Welttag des Radios 2016 und Hörerzuschriften aus aller Welt zum Thema Radio bei Notfallsituationen und Katastrophen.
Sorin Georgescu, 14.02.2016, 17:45
Liebe Freunde, herzlich willkommen zu einer Sonderausgabe der Hörerpostsendung von RRI anlässlich des gestern begangenen Welttags des Radios.
Der 13. Februar wurde von der UNESCO zum Weltradiotag ausgerufen, um auf die außergewöhnliche Bedeutung dieses Mediums aufmerksam zu machen – denn ohne Radio müssten viele Menschen ohne Information auskommen. Seit 2012 wird der World Radio Day begangen. In diesem Jahr war das zentrale Thema Radio bei Notfallsituationen und Katastrophen“. Auf der Webseite des diesjährigen Events (www.diamundialradio.org) werden Beispiele für die Nützlichkeit des Mediums Radio in Konflikt- oder Katastrophen-Gebieten angeführt. Bemerkenswert war etwa die Rolle des Rundfunks und der tragbaren Empfänger in der Eindämmung der Ebola-Epidemie in Afrika oder der beispiellose Einsatz der Schulradios nach einem Hochwasser im Norden Chiles. Radio Sarajevo ist ein weiteres Beispiel für gemeinschaftliches Denken und Bürgersolidarität während der Belagerung dieser Stadt im jugoslawischen Bürgerkrieg in den 1990er Jahren.
Unsere Hörerfreunde waren ermuntert, uns ihre Meinung zum diesjährigen Thema einzuschicken. Von den Hörern des deutschen Programms erhielten wir bis Freitagmittag drei schriftliche Beiträge und eine Audiobotschaft – und mit diesen möchte ich auch beginnen.
Zum eigentlichen Thema machte sich am ehesten unser Hörer Andreas Pawelczyk aus Mannheim Gedanken. Folgendes schrieb er uns:
Das Radio, das sonst zum normalen Gebrauch geeignet ist, kann in manchen Situationen überlebenswichtig werden. Es kann vorkommen, dass Strafgefangene wie z.B. Mörder oder Sexualstraftäter aus dem Gefängnis entflohen sind und die Bevölkerung über den Aufenthaltsort dieser Täter informiert werden muss. Es muss manchmal auch über größere Unfälle auf Autobahnen und Ausweichmöglichkeiten informiert werden, damit Autofahrer keine Zeitverluste erleiden. Es können aber auch größere Brände in der Gegend entstehen, die Unheil anrichten. Dann muss auch informiert werden.
Wer kennt nicht die allbekannten Stromausfälle, die das normale Leben schnell lahmlegen können, bei denen das Radio nützliche Dienste leisten kann. Schneefälle mit Lawinen können dazu führen, dass Teile der Bevölkerung von der Außenwelt abgeschnitten werden, dann sind Warnmeldungen überlebenswichtig. Hochwasser kann dazu führen, dass auch frühzeitig informiert werden muss, insbesondere über Ausweichmöglichkeiten von Zügen.
Man denke aber auch an Autos, die im Schienenbereich der Großstädte hängenbleiben, dann müsste übers Radio informiert werden. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass das Radio funktioniert und mit Batterien betrieben werden kann, die funktionsfähig vorhanden sind.“
Über die Zukunft des Radios generell, insbesondere in der westlichen Welt und vor dem Hintergrund der neueren technologischen Entwicklungen und künftiger Anfälligkeiten und Gefahren, die davon ausgehen, machte sich unser Hörer Klaus Nindel aus Dresden umfassend Gedanken. Herr Nindel schickte uns seinen Beitrag als persönlich eingesprochene Audiodatei, die wir gleich hören:
Beitrag von Klaus Nindel hören: |
Marco Lehner ist Schüler und im sächsischen Pirna zuhause. Trotzt seines jungen Alters glaubt er an die Zukunft des Radios und setzt nicht unbedingt auf neuere Technologien wie Streaming. Folgendes schrieb er uns:
Liebes RRI-Team,
Ich finde es sehr schön, dass es einen Welt-Radio-Tag gibt. Ich bin der Meinung, dass Radio Zukunft hat, ich bin eher nicht der Meinung, dass sich die Streaming-Dienste (wie Spotify“) mehr durchsetzen werden. Allerdings finde ich, dass das Datum des Weltradiotages schlecht entschieden wurde. An diesem Tag möchte ich eher glücklich sein, dass es das Radio gibt. 1945 wurde am 13.2. jedoch Dresden fast vollkommen bombardiert, was die Freude am Radiohören an diesem Tag in den Schatten stellt. Meine Großeltern haben mir bisher auch nicht gesagt, dass an diesem Tag das Radio eine wichtige Rolle spielte. Wenn man überhaupt Strom und ein Radio hatte, konnte man meistens sowieso kaum ein vernünftiges Programm (außer BBC) hören.“
Lieber Marco, danke für Deine Zeilen. Es ist eben ein Welt-Radio-Tag, daher wäre es vermutlich rein statistisch kaum möglich gewesen, sich auf ein Datum zu einigen, das in keinem Land dieser Welt zufällig mit einem unglücklichen Ereignis zusammenfällt. Ein anderes Datum wäre z.B. für Deutschland neutral gewesen, hätte aber in einem anderen beliebigen Land an eine Katastrophe oder ein Unglück erinnert.
Und schließlich Bernd Seiser aus Ottenau gab seiner Botschaft einen persönlichen Touch und sprach über die freundschaftliche Beziehung zwischen Hörern und Auslandssendern in einer Zeit, in der immer mehr Sender abgeschaltet werden:
Seit 1974 befasse ich mich sehr umfangreich mit dem Empfang deutschsprachiger Radioprogramme auf allen mir zu Verfügung stehenden Wellenbereichen. Bedauerlicherweise wurden in der Zwischenzeit mehr deutschsprachige Programme auf Kurzwelle, Mittelwelle und Langwelle abgeschaltet als jetzt noch als Restprogramme verblieben sind.
Trotzdem hat diese bedauerliche Entwicklung auch einen erfreulichen Aspekt, denn die Kontakte zu den übriggebliebenen deutschsprachigen Redaktionen haben sich in der Hinsicht so intensiviert, dass zu vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus einer Anfangs Sender-Hörer-Beziehung eine persönliche Freundschaft entstanden ist, wie auch zu Dir als Repräsentant für Radio Rumänien International.
Ich wünsche Dir und der gesamten deutschen Redaktion von Radio Rumänien International einen erfreulichen Weltradiotag am nächsten Samstag und möchte ganz besonders auch die Mitglieder und Freunde unseres RTI-Hörerklubs Ottenau zu diesem Anlass herzlich grüßen.“
Liebe Freunde, Ihnen allen herzlichen Dank für die Mühe, uns anlässlich des Weltradiotags Ihre Gedanken mitzuteilen. In den bis vergangenen Freitag in der Ablage liegenden Postbriefen waren keine Beiträge zum World Radio Day. Sollten einige nachträglich noch eintreffen und besonders interessant sein, werde ich sie in einem künftigen Funkbriefkasten verlesen.
Und jetzt noch Auszüge aus den Zuschriften an die anderen Sprachredaktionen. Phlippe Marsan hört die Programme der französischen Redaktion und hob die Rolle des Radios in der Vergangenheit in seiner Heimat hervor:
Das Radio ist eine wunderbare Erfindung! Während des Ersten Weltkriegs funktionierten in den Schützengräben, direkt unter feindlichem Feuer, die nagelneuen TSF-Geräte (das Kürzel stand für télégraphie sans fil – drahtloser Telegraph). Information, Rettungsaktionen, Befehle zum Kampfeinsatz – all dies wurde über die neue Technologie übermittelt. Gleich danach wurde auch der Rundfunk ins Leben gerufen, der zunächst auf Langwelle, dann auf Mittelwelle sendete. Später wurden auch die Kurzwellen entdeckt, womit größere Entfernungen überbrückt werden konnten. Das Radio feierte bald seinen Siegeszug unter den Massen. Unlängst, während des Kriegs in Bosnien, hatten die Menschen keinen Zugang zu heute gewöhnlichen Kommunikationsmitteln wie Internet oder Telefon. Das Radio hat in diesem Fall informiert, Warnmeldungen verbreitet und somit Leben gerettet. In Frankreich verfügen der Katastrophenschutz und andere Rettungsdienste und Einsatzkommandos über eigene Sendenetzwerke.“
Von Europa geht es nun nach Südamerika. David Iurescia ist in Argentinien zu Hause und hört unser Programm in spanischer Sprache. Auch er ist von der Zukunft des Radios fest überzeugt:
Das Radio hat kaum an Kraft eingebüßt. Gerade heutzutage und in von militärischen Konflikten heimgesuchten Ländern wie Syrien oder der Irak, wo die Infrastruktur zerstört wurde, bleibt für die Menschen dort das Radio – insbesondere die Kurzwellensendungen – die einzige Möglichkeit, sich zu informieren und zu kommunizieren. Seit einigen Wochen haben wir ein neues Problem: eine gravierende Epidemie, die sich zu einer globalen Bedrohung entwickeln könnte – das Zika-Virus. Welches ist wohl das geeignetste Kommunikationsmittel, die gesamte Bevölkerung zu erreichen, insbesondere Menschen, die in ländlichen oder geographisch abgeschnittenen Regionen leben, um sie über Prävention und Symptomatik dieser Virus-Erkrankung zu informieren? Ohne Zweifel das Radio! Das Radio hat von Anfang an tausende Leben gerettet und wird es auch weiterhin tun, so wie bereits mit dem SOS-Ruf der Titanic am 15. April 1912.“
Mikio Kohara ist im japanischen Osaka zu Hause, folglich in einem immer wieder von Katastrophen heimgesuchten Land. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er sich Gedanken über die Rolle des Radios nach Naturkatastrophen wie Erdbeben machte. Folgendes schrieb er der englischen Redaktion:
Vor 21 Jahren, am Morgen des 17. Januar 1995, wurde die zentraljapanische Region Hyogo von einem Erdbeben mit einer Stärke von 7,3 auf der Richterskala heimgesucht. Der Verkehr, die Telefonleitungen, die Versorgung mit Energie und Wasser – alles wurde lahmgelegt. 6.434 Menschen starben, viele wurden evakuiert oder in temporären Unterkünften in Parks oder Schulen untergebracht. Einen Monat nach dem Desaster hatte die Präfektur in Hyogo die bemerkenswerte Initiative, den Radiosender »Disaster FM« in Betrieb zu nehmen, der Info über den Zustand der Verletzten und über die Situation der Evakuierten verbreitete. 45 Tage lang blieb man auf Sendung, mit Hilfe von 67 Volontären. Ein ähnlicher Sender wurde am 11. März 2011 in Betrieb genommen, nach dem großen Erdstoß in Ostjapan. So ist das Radio bürgernah, es ist ein leicht zugängliches und im Falle von Naturkatastrophen vitales Kommunikationsmittel.“
Die englischsprachigen Sendungen von RRI hört auch Mahesh Jain aus Indien – er bezog sich auf eine weitere Naturkatastrophe, die unlängst in seinem Nachbarland Nepal stattgefunden hat:
Wenn alle anderen Kommunikationsmittel versagen, bleibt das Radio der einzige Kommunikationsweg. Unlängst hat ein großes Beben in Nepal stattgefunden, und die gewöhnlichen Kommunikationskanäle waren dadurch nicht mehr betriebsfähig. Die Funkamateure waren es, die einen Kommunikationsweg etablieren konnten und so wichtige Informationen weiterleiteten. Aus meiner Sicht gibt es heutzutage ein weiteres Desaster, das allerdings haus- und menschengemacht ist, wenn nämlich Regierungen den eigenen Bürgern oder gesamten Nationen den freien Zugang zu Informationen oder alternativen Meinungen verwehren oder erschweren. Moderne Kommunikationsmittel wie das Fernsehen oder das Internet sind ja verschlüsselt, und den Regierungen fällt es sehr leicht, den Zugang zu Information zu sperren. Wenn dies der Fall ist, können insbesondere Kurzwellensender unterschiedliche Standpunkte vermitteln. Kurzwellensender helfen den Menschen, die Welt, in der sie leben, besser zu verstehen. Das Radio allgemein bringt die Menschen näher aneinander und hilft zur Wiederherstellung der Eintracht und der Solidarität in der Welt. Lasst das Radio weiterleben!“
Von Asien zurück nach Europa. Paul Jamet aus Frankreich ist der Meinung, dass das Radio nicht nur informiert, sondern auch bildet und im Falle von Naturkatastrophen und Epidemien Vertrauen einflößt. Es hilft den Rettungskräften, effizienter zu sein, die Einsätze besser zu planen und den betroffenen Menschen schneller zu Hilfe zu eilen. Ich hoffe, dass der Weltradiotag 2016 uns alle sensibilisiert und empfänglicher macht für die Rolle des Radios in Notsituationen. Das Radio rettet Leben, denn das Radio IST Leben, es widerspiegelt das Leben“, schrieb Paul Jamet aus Frankreich.
Zum Schluss noch ein paar Zahlen: Laut einer Statistik der Europäischen Rundfunkunion (EBU) verbringt ein Europäer durchschnittlich 4 Monate seines Lebens auf Facebook und hingegen 9 Jahre mit Radiohören. Jede Woche gehen 2,5 Mio. Europäer ins Stadion, um Fußballspiele der jeweiligen Erstligisten zu sehen, während 420 Mio. das Radio mindestens wöchentlich einschalten, einige davon sicherlich auch um die Live-Übertragung der Fußballspiele zu verfolgen. Der EBU zufolge haben im Schnitt nur 29% der EU-Bürger Vertrauen zur jeweiligen nationalen Regierung, während 58% ihr Vertrauen dem Rundfunk schenken.
Liebe Freunde, das war’s für heute in der Sonderausgabe des Funkbriefkastens anlässlich des World Radio Day 2016. Ganz zum Schluss geschwind noch die Eingangsliste der Zuschriften:
Postbriefe erhielten wir von Helmut Hörmeyer (aus Innsbruck, Österreich) sowie von Christoph Paustian, Michael Willruth, Klaus Huber, Detlef Jurk und Peter Möller (alle aus Deutschland).
E-Mails erhielten wir bis Freitagnachmittag von Josef Robl (Österreich) sowie von Karl Conrads, Monika und Horst Kuhn, Peter Vaegler, Andreas Pawelczyk, Marco Lehner, Martina Pohl, Calvin Knott, Bernd Seiser und Lutz Winkler (alle aus Deutschland).
Das Internetformular nutzen Paul Gager und Johann Zmaritz (beide aus Österreich) sowie Hans Rudolf Strebel (der uns in Balatongyörök in Ungarn empfangen konnte und dort auch zu Hause ist).
Sorin Georgescu sagt an dieser Stelle danke fürs Zuhören, schönen Sonntag noch und bis nächstes Mal!
Audiobeitrag hören: