Hörerpostsendung 11.12.2016
Heute mit Zuschriften von Siegbert Gerhard und Calvin Knott und Informationen über einige Weihnachtsmärkte in Rumänien sowie über öffentlich-rechtliche Regionalsender auf Mittelwelle.
Sorin Georgescu, 11.12.2016, 17:30
Herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI und einen wunderbaren 3. Advent!
Die Weihnachtszeit naht und in dem Sinne haben wir schon frühe Weihnachtsgrüße erhalten (u.a. von Harald Gabler im Namen des Rhein-Main-Radio-Clubs sowie von Birgit Denker und Siegbert Gerhard), aber auch Fragen. So etwa wollten die zuletzt genannten Hörer aus Frankfurt am Main, aber auch Herbert Jörger (aus Baden-Württemberg) wissen, wie es um die Weihnachtsmärkte in Rumänien bestellt ist. Siegbert Gerhard schrieb z.B. Folgendes:
Liebe Freunde,
mit der angehängten PDF-Datei sende ich einen interessanten Presseartikel zum Frankfurter Weihnachtsmarkt.
Meine Frau Birgit und ich bevorzugen die kleineren Weihnachtsmärkte in den Frankfurter Stadtteilen, welche von den Vereinen organisiert sind und viel gemütlicher und sehr schön sind, oft erklingt dort auch weihnachtliche Posaunenmusik und Chorgesang. Auch gibt es viele weihnachtliche Präsente, Speisen und Getränke zu erschwinglichen Preisen.
Gibt es auch Weihnachtsmärkte bei Euch, wer veranstaltet sie, sind sie mehr kommerziell oder vereinsgeprägt?
Gibt es insbesondere auch spezielle deutsche Weihnachtsmärkte?
Und Herbert Jörger formulierte seine Frage knapp:
Gibt es in Rumänien auch Weihnachtsmärkte wie in Deutschland? An welchem Ort ist der größte und schönste Weihnachtsmarkt?
Vielen Dank für Ihr Interesse, liebe Freunde. Zunächst muss man festhalten, dass die Adventszeit als solche in Rumänien überwiegend von Menschen römisch-katholischen oder evangelischen Glaubens begangen wird. Der orthodoxen Mehrheitsbevölkerung ist der Begriff nicht so geläufig. Die Ostkirchen begehen den Advent als sechswöchige Fastenzeit, beginnend mit dem 15. November bis zum 24. Dezember, man spricht daher von Weihnachtsfasten. Folglich ist auch der Adventskalender weniger verbreitet als im deutschsprachigen Raum, erfreut sich aber in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit in Rumänien, was diverse Blogs mit Anleitungen zum Selbstbasteln und die Angebote im Handel nahelegen.
Zu den Weihnachtsmärkten: Abgesehen von den Regionen, die zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehört haben und wo traditionell auch deutschstämmige Bevölkerung lebte oder noch lebt, also Siebenbürgen und dem Banat, ist der Adventsmarkt, Christkindlmarkt oder Weihnachtsmarkt ein Brauch, der recht spät in ganz Rumänien gängig wurde, und zwar erst im 20. Jh. Spätestens seit der Wende von 1989 und erst recht nach dem EU-Beitritt 2007 wird er immer beliebter, und die Städte wetteifern um den schönsten oder rekordträchtigsten Weihnachtsmarkt. Einer der schönsten Weihnachtsmärkte liegt auf jeden Fall in Hermannstadt, in der Mitte des Landes. Hier wird er seit 10 Jahren in Zusammenarbeit der Stadtverwaltung mit der österreichischen Botschaft organisiert. Alles begann 2007, als Hermannstadt europäische Kulturhauptstadt war und Barbara Schöfnagel, Sozialattaché der österreichischen Botschaft, dieses Kulturprojekt in Partnerschaft mit der Kommunalverwaltung in Hermannstadt startete. Seitdem hat der Weihnachtsmarkt in Hermannstadt immer mehr an Sichtbarkeit und Dimension gewonnen und gilt als einer der schönsten im ganzen Land. Im Jahr 2007 wurden 38 Verkaufshäuschen aufgestellt, in diesem Jahr sind es laut Organisatoren 80. Die Bezeichnung Hermannstädter Weihnachtsmarkt kann trügen – zwar wird der Markt tatsächlich auf dem Großen Ring eingerichtet (so heißt der größte Platz in der Innenstadt), aber die Aussteller und Verkäufer kommen aus mehr als der Hälfte der Landeskreise Rumäniens. Zu finden ist hier alles, was das Herz nur begehrt – Weihnachtsdekorationen, heiße Maronen, Lebkuchen, hausgemachten Kuchen und andere Leckerbissen. Es trifft sich gut, dass Siebenbürgen ein Schmelztiegel der Nationalitäten war und immer noch ist: Besucher können sich hier nämlich rumänische, ungarische oder deutsche Spezialitäten schmecken lassen. Und wenn die Kälte sich langsam ihren Weg bis auf die Knochen bahnt, schaffen ein Glas Glühwein oder siebenbürgischer Schnaps prompt Abhilfe.
In der Nähe von Hermannstadt befindet sich die Kleinstadt Cisnădie (zu deutsch: Heltau) mit nur 14.000 Einwohnern, davon früher ein gutes Drittel bis fast die Hälfte Deutsche. Heltau wollte dieses Jahr mit dem größten Weihnachtsbaum in Rumänien punkten: 42 m Höhe misst das hier aufgestellte Metallgerüst mit daran befestigten Tannenästen und Dekorationen, und 15.000 Euro ließ sich die Stadt diesen Rekord kosten. Nur der Turm der evangelischen Kirche ist mit seinen 59 m etwas höher. Die Heltauer sind Medienberichten zufolge recht stolz auf die Leistung, auch wenn einzelne doch murrten, dass man das Geld besser in die Instandsetzung der Seitenstraßen rund um den Marktplatz hätte stecken können. Zum Vergleich: Im naheliegenden Hermannstadt bestellte man einen 22 m hohen natürlichen Tannenbaum, der die Stadt 6.000 Euro kostete.
Eine neue Metallstruktur für eine weihnachtsbaumähnliche Konstruktion beschaffte sich die Stadt Târgu Jiu im NW der Walachei, denn die alte sei wegen des Materialverschleißes unbrauchbar geworden, hieß es in der Begründung. Allerdings verschlägt es einem den Atem, wenn man die Kosten erfährt: Knapp 107.000 Euro ließ sich die 80.000-Einwohner-Stadt diese Anschaffung kosten und versprach im Gegenzug, dass das Metallgerüst 12 Jahre lang wiederverwendet werden kann, also keine zusätzlichen Kosten produzieren wird.
Rekorde will auch Bukarest aufstellen, nur etliche Nummern größer: Insgesamt 3 Mio. Glühbirnen wurden für die Weihnachtsbeleuchtung in ganz Bukarest ans Netz gebracht, womit sich Bukarest in dieser Hinsicht europaweit an dritter Stelle nach Paris und Berlin platziert. Zum Glück hält es die Infrastruktur diesmal aus, in den vergangenen Jahren war es einmal ganz anders gekommen. Ich habe im Archiv nachgelesen, was ich Ihnen in einem Funkbriefkasten im Dezember 2012 erzählt habe: Im Dezember 2007 wurde an einem zentralen Bukarester Platz der größte Weihnachtsbaum Europas aufgebaut. Und ich sage aufgebaut“ und nicht aufgestellt“, weil der 76 m hohe Koloss aus 300 Tonnen Metall bestand. Als die 2,5 Mio. Glühbirnen angingen, die den Baum der Superlative schmückten, kam es in anderen Teilen der Stadt zu einer stundenlangen Strompanne, so dass sich die einen freuten, die anderen vermutlich den damaligen Bürgermeister verfluchten. Man kann zwar ein bisschen Nachsicht üben – Rumänien war Ende 2007 nicht einmal ein ganzes Jahr in der EU und wollte sich vermutlich ein bisschen profilieren –, aber unsere Kommunalpolitiker haben einen sichtbaren Hang zum Größenwahn, daran hat sich nichts geändert.
Dieses Jahr misst der Weihnachtsbaum in Bukarest nur“ 25 m und auf dem Weihnachtsmarkt wird bereits gefressen, was das Zeug hält. Allerdings weniger Lebkuchen und Maronen, sondern die traditionellen rumänischen Hackfleischwürste Mici und Krautwickeln mit Polenta.
Nächstes Wochenende mache ich einen City-Break nach Temeswar und übernächsten Sonntag berichte ich im letzten Funkbriefkasten dieses Jahres über diesen Abstecher und den dortigen Weihnachtsmarkt – natürlich mit Fotos und etwas Atmo, wenn sich die Gelegenheit bietet, ein paar interessante Töne aufzuzeichnen.
Weiter geht es mit den Zeilen von Calvin Knott (aus Theuerbronn, Mittelfranken), die er uns per E-Mail schickte. Calvin ist inzwischen zum eingefleischten Stammhörer geworden und bastelt nach wie vor gerne als Hobbyelektroniker, um auch andere Programme des Rumänischen Rundfunks in unterschiedlicher Qualität zu empfangen, wovon die zugeschickten Audiodateien oder seine Postings bei Instagram zeugen:
Liebe Freunde in Bukarest,
Vorgestern habe ich nun meine Aktiv-Loopantenne nochmal etwas überarbeitet und somit gelang es mir gestern endlich, das deutsche Programm von Radio Bukarest auf 1314 KHz zu empfangen. Wie man hört, komme auch ich von den Störungen nicht komplett weg, außer ich fahre weit weg von jeglichen Häusern, Solaranlagen sowie Stromleitungen. Doch ich finde es schon mal toll, dass ich auch hier von Zuhause aus Radio Bukarest gut verstehen kann, auch wenn die Nebengeräusche nicht gerade schwach sind. Radio Neumarkt war auch bereits während des Sommers schon mit einer einfachen Langdrahtantenne sowie mit einer passiven Loopantenne zu empfangen. Zur Winterzeit ist es ja nun während der Sendezeit von Radio Neumarkt bereits dunkel und somit ist der problemlose Empfang auch schon mit sehr einfachen Mittelwellenempfängern ohne externe Antennen möglich! Wenn ich das RRI-Programm, das ja zur selben Zeit läuft, bereits zuvor gehört habe, höre ich gerne mal bei Radio Neumarkt rein, die Programme sind kulturell jedenfalls interessant.
Das deutsche Programm von Radio Temeswar konnte ich dagegen noch nicht empfangen, hauptsächlich weil der Tschechische Rundfunk, welcher mit 1,5 Megawatt auf 639 KHz sendet, zumindest all meine analogen Empfänger übersteuert und somit auf 630 KHz nichts mehr zu hören ist. Abends bzw. nachts höre ich aber gerne Radio Temeswar, da mir die Musikauswahl durchaus zusagt. Der Empfang ist dann auch problemlos mit einfachen Empfängern möglich.
Nun, es ist also durchaus möglich die Mittelwellenprogramme aus Rumänien zu empfangen und mit guten Antennen sogar am Tag!
Ich habe schon öfter versucht, Radio Bukarest zu empfangen, wobei mir auffiel, dass während der deutschen Sendezeit z.B. auf 603 KHz Radio România Actualităţi läuft, auf 1404 KHz lief Volksmusik, aber nicht Radio Bukarest, auch war es nicht identisch zum Livestream von Radio Cluj, welches normalerweise auf der Frequenz senden soll. Auch senden einige rumänische Sender wohl auf derselben Frequenz, oder vielleicht auch nicht. Ob, wann, von wo und auf welcher Frequenz nun welches Programm gesendet wird und ob gewisse Sender z.B. für Radio Bukarest eine Stunde lang ihr Programm aussetzen, ist mir also noch etwas schleierhaft. Vielleicht könnten Sie Ihre Kollegen vom rumänischen Rundfunk ja mal nach einer Liste diesbezüglich fragen, auf der alle Mittelwellensender aufgelistet sind. Das wäre wirklich sehr hilfreich!
Nun sind es aber doch schon wieder sehr viele Zeilen geworden, somit werde ich dann in meinem nächsten Hörerbericht mal erläutern, wie sehr ich Ihre Arbeit wertschätze.
Beste Grüße nach Bukarest und an die Hörer!
Calvin Knott
Lieber Calvin, vielen Dank für Deine freundlichen Zeilen. Das deutsche Programm von Radio Bukarest, also das sogenannte deutsche Inlandsprogramm, ist tatsächlich über verschiedene Frequenzen in den unterschiedlichen Landesteilen zu empfangen. Das Programm kann in Bukarest und Umgebung und in Siebenbürgen und im Banat empfangen werden, nur eben auf unterschiedlichen Frequenzen über Relaisstationen für das jeweilige Empfangsgebiet. Während der Sendezeit machen vermutlich andere Regionalsender eine ihrer Frequenzen frei, da auch diese i.d.R. über mehrere Frequenzen gleichzeitig senden. Beispielsweise ist das deutsche Programm von Radio Bukarest in den Landkreisen Bihor, Harghita und Sibiu (Hermannstadt) über 1593 KHz zu empfangen; dieselbe Frequenz nutzt aber auch Radio Klausenburg, der Sender verfügt aber gleichzeitig über eine zweite Mittelwellenfrequenz und über mehrere im UKW-Bereich.
Möglicherweise kommen die Frequenzen für Nord- und Westrumänien besser nach Deutschland herein, aber das musst Du selbst ausprobieren mit Deinen unterschiedlichen Empfängern und Antennen. Und nach unserem Chat im Facebook-Messenger muss ich noch hinzufügen, dass ich leider nirgendwo eine komplette Liste aller Mittel- und Langwellenfrequenzen gefunden habe, über die die verschiedenen öffentlich-rechtlichen Regionalsender Rumäniens senden. Die einzige Möglichkeit bleibt also, die Webseiten der einzelnen Sender abzuklappern und den Empfang selber zu probieren.
Damit Zeit für die Eingangsliste.
Postsendungen erhielten wir von Christoph Paustian, Hans-Jürgen Bock, Heiner Finkhaus, Detlef Jurk, Hans Peter Themann, Ulrich Wicke (alle aus Deutschland) sowie von Paul Gager und Horst Quitzau (Östereich), Sandro Blatter (Schweiz) und Brian Webb (Neuseeland).
E-Mails erhielten wir bis Sonntagmittag von Martina Pohl, Bernd Seiser, Burkhard Müller, Andreas Pawelczyk, Georg Barth, Harald Gabler (im Namen des RMRC), Siegbert Gerhard, Ralf Urbanczyk (alle aus Deutschland) sowie von Josef Robl (Österreich) und Ramana Rao (im Namen eines Hörerklubs aus Hyderabad im indischen Bundesstaat Telangana).
Das Internetformular nutzten Paul Gager (Österreich) und Daniel Kähler (aus Deutschland).
Audiobeitrag hören: