Grenzüberschreitende Bemühungen zur Rettung der Störe
Nur wenige Arten auf der Erde sind näher am Aussterben als Störe. Diese riesigen, prähistorischen Fische haben es zwar geschafft, über 200 Millionen Jahre zu überleben, sind aber heute ein ungewollter Spitzenreiter unter den kritisch bedrohten Arten. Die Donau beherbergt die wichtigsten Störpopulationen der Welt.
Daniel Onea und Adina Olaru, 29.04.2025, 19:02
Die Überfischung der Störe in Rumänien begann während der kommunistischen Zeit und setzte sich im ersten Jahrzehnt nach der Revolution fort. In den 1990er Jahren war Rumänien nach Russland und dem Iran der drittgrößte Kaviarexporteur der Welt. Während der kommunistischen Zeit wurden jährlich etwas mehr als tausend Tonnen Stör gefangen, während der Export von Kaviar bis zu 50.000 Kilo pro Jahr betrug. Die ersten Jahre des Kapitalismus waren eine Katastrophe für diese Arten, die wegen des schnellen Profits stark gewildert wurden. Heute wird das Aussterben der Arten dieser Familie durch die Wiederaufstockung des Flusses bekämpft. Die jüngste Aktion fand Ende Februar in der Gegend von Port Gruia im Kreis Mehedinți statt. Der World Wild Fund Rumänien setzte 500 Jungstöre aus, die alle mit speziellen Kennzeichnungsmarken versehen waren. Die Initiative ist Teil des Projekts LIFEBoat 4 Sturgeons (Rettungsboot für Störe) und besticht durch die Zusammenarbeit von Spezialisten und Behörden aus Rumänien, Österreich, Bulgarien und der Ukraine.
Im Rahmen der gleichen grenzüberschreitenden Bemühungen wurde kürzlich in Wien die erste schwimmende Anlage in Europa für die Störzucht eingeweiht. Das 66 Meter lange Schiff MS Negrelli, das jetzt in der Donaustadt angedockt hat, wird als Einrichtung für die Schaffung einer lebenden Genbank dienen, die der Aufzucht von Jungstören der vier noch in der Donau vorkommenden heimischen Arten dienen soll. Bis 2030 sollen rund 1,6 Millionen Jungstöre gezüchtet und in der Donau ausgesetzt werden. Die Eröffnung des Zuchtzentrums ist Teil der von der EU geförderten Initiative LIFE-Boat4Sturgeons, die von der BOKU Universität Wien koordiniert wird. Ab Frühsommer können BesucherInnen das Projekt bei Führungen an Bord der MS Negrelli hautnah erleben.
Die Dringlichkeit dieser Bemühungen um die Wiederansiedlung neuer Exemplare ergibt sich aus der Tatsache, dass Störe, diese lebenden Fossilien, aufgrund von Lebensraumverlust, blockierten Wanderrouten und dem illegalen Handel mit Kaviar in besorgniserregender Weise vom Aussterben bedroht sind. Trotz strenger Fangverbote bedrohen Wilderei und anhaltende Schwarzmarktnachfrage weiterhin ihr Überleben. Daher wird der World Wild Fund Rumänien seine Maßnahmen zur Erhaltung der Störpopulationen vor Ort fortsetzen. Der World Wild Fund Rumänien ist Teil des World Wild Fund International, der seit über 60 Jahren in mehr als 100 Ländern auf 6 Kontinenten tätig ist.