Moody’s: Rumäniens Wirtschaft nur noch eine Stufe von Ramsch-Status entfernt
Die internationale Ratingagentur Moody’s hat die Perspektive für Rumäniens Wirtschaft von „stabil“ auf „negativ“ herabgestuft.

Roxana Vasile und Sorin Georgescu, 17.03.2025, 15:35
Moody’s hatte zuvor als einzige der drei großen Rating-Agenturen der Welt Rumäniens Kreditwürdigkeit immer noch mit „stabil“ bewertet. Fitch und Standard & Poor’s hingegen hatten bereits seit dem vergangenen Winter eine „negative“ Aussicht signalisiert, womit Rumänien nur noch eine Stufe höher als auf Ramsch-Niveau lag. Seit Ende letzter Woche hat auch Mood’y das Rating mit „Baa3“ bestätigt, aber den Ausblick auf „negativ“ herabgesetzt. „Die Entscheidung, die Perspektive zu ändern, spiegelt das Risiko wider, dass Rumäniens Haushaltsstärke in den kommenden Jahren ohne weitere Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung deutlich schwächer wird“, so die offizielle Verlautbarung der Ratingagentur.
Nach dem Szenario von Moody’s, das sich auf die bisher von der Regierung in Bukarest angekündigte Politik stützt, wird das rumänische Defizit in Höhe von 8,7 % des BIP im Jahr 2024 zwar auf 7,7 % im Jahr 2025 sinken, aber dennoch hoch bleiben. Danach werde sich das Defizit zwar verbessern, jedoch nur allmählich. In Verbindung mit einer Abwärtskorrektur der Wirtschaftswachstumsprognosen wird die staatliche Schuldenlast Ende 2025 59 % des BIP überschreiten und Ende 2026 fast 63 % erreichen. Moody’s hat auch einige Empfehlungen parat. Rumänien hat sich im Rahmen des Nationalen Wiederaufbau- und Resilienzplans (PNRR) zur Durchführung einer umfassenden Steuerreform verpflichtet, deren Verabschiedung höchstwahrscheinlich zu einer Verbesserung der Defizit- und Schuldenprognosen beitragen wird. Nach Ansicht der Agentur verzögert sich diese Reform jedoch erheblich.
Mit anderen Worten: Der Ausblick könnte wieder auf „stabil“ heraufgestuft werden, wenn sich die Indikatoren für die staatliche Verschuldung und die Erschwinglichkeit der Schulden deutlich verbessern. Umgekehrt könnte das Länderrating Rumäniens sogar auf Ramsch-Niveau herabgestuft werden, wenn es der Regierung nicht gelingt, eine erhebliche Haushaltskonsolidierung durchzuführen. Ein solches Szenario käme einem Fiasko der Wirtschaftspolitik der rumänischen Regierung auf ganzer Linie gleich. Der ehemalige Finanzminister Adrian Câciu ist jedoch zuversichtlich, dass sich die Dinge zum Guten wenden werden:
„Das Defizit war nicht so katastrophal wie dargestellt, wenn man bedenkt, dass wir letztes Jahr auch Investitionen in Höhe von 7,1 % des BIP hatten. Ich meine, wir haben den Weg der Verschuldung gewählt, um Wachstum zu gewährleisten. Ohne Schulden kann man sich nicht entwickeln. Wo allerdings Moody’s recht hat und worauf die politische Klasse tatsächlich aufpassen muss: Wir brauchen politische Stabilität und weniger Emotionen und Streit sowie keine Unbeständigkeit und Willkür im Prozess des Regierens. Und wir brauchen mehr Vernunft, und die gesamte politische Klasse muss erkennen, dass sich Rumänien in einem ziemlich komplizierten geopolitischen Kontext befindet, vor allem auf regionaler Ebene.“
Aus einem kürzlich von Bloomberg veröffentlichten Artikel geht hervor, dass die derzeitigen Turbulenzen im politischen Umfeld Rumäniens die Investoren beunruhigen. Sie befürchten, dass die erforderlichen finanzpolitischen Maßnahmen, um das höchste Haushaltsdefizits eines EU-Staates zu verringern, sich weiter verzögern werden.