Kacper Tomkowiak aus Polen: „In Bukarest habe ich ein wirklich schönes Leben“
Kacper Tomkowiak stammt aus Poznań (Posen) in Polen, wo er Viehwirtschaft studiert hat. Das ist umso interessanter, als er eine Karriere in einem völlig anderen Bereich gemacht hat, der nichts mit seinem Studium zu tun hat – er arbeitet in einer Bank. Er begann seine Karriere in Polen bei einer staatlichen Agentur für die Umstrukturierung und Modernisierung der Landwirtschaft, wo er als Inspektor tätig war. 2019 kam er dann nach Rumänien und arbeitete zunächst als Buchhalter. Heute arbeitet er in einer neu eröffneten Bank in Rumänien.

Hildegard Ignătescu und Sorin Georgescu, 06.03.2025, 17:45
Zunächst erzählt Kacper Tomkowiak, wie seine rumänische Geschichte begann.
„Das ist eine längere Geschichte. Nach dem Uni-Abschluss hatte ich vorerst keinen langfristigen Job. Doch weil ich noch genug Geld hatte, bin ich viel gereist und oft nach Rumänien gekommen. Als ich das erste Mal hierher kam, verstand ich nichts. Rumänien war und ist immer noch sehr anders. Ich dachte, es sei wie in Polen, aber es ist ganz anders. Und ich bin immer wieder nach Rumänien zurückgekommen, um zu verstehen, was hier anders ist. Denn die Architektur in Bukarest und anderen Städten ist ähnlich wie in Polen, und auch die Menschen sind ähnlich, aber dennoch ist etwas anders hier. Ich war mir nicht sicher, wo der Unterschied liegt, und ich war sehr fasziniert.
Als ich in Cluj (Klausenburg) war, lernte ich eine Polin namens Olga kennen, der ich erzählte, dass ich Rumänien liebe. Und Olga fragte mich: »Wenn du Rumänien so sehr liebst, warum kommst du dann nicht hierher, um zu arbeiten?« Denn in Bukarest gebe es viele Arbeitsplätze für Polen und die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt sei riesig. Ich solle einfach herkommen, und sie würde mir helfen. Und das habe ich dann getan – und jetzt bin ich hier. In Rumänien ist es ganz normal, dass man jemanden kennenlernt und dass sich dadurch dein Leben verändert. Und auch für mich ist es wie selbstverständlich, irgendwo hinzuziehen, weil ich jemanden kennengelernt habe oder weil mir die Person geholfen hat. Nach Rumänien komme ich immer wieder zurück, weil das Leben hier wie ein Abenteuer ist. Und so begann mein rumänischer Traum, denn hier in Bukarest habe ich wirklich ein schönes Leben.“
Mit Hilfe von Freunden schickte Kacper einen Lebenslauf an einen Arbeitgeber in Rumänien, der polnischsprachige Mitarbeiter suchte, und so bekam er den gewünschten Langzeitjob. 2019 begann sein rumänisches Abenteuer, wie er es nennt. Als nächstes haben wir ihn gefragt, wie er das Leben in Rumänien findet und was er hier mag.
„Die Natur ist anders, sie ist viel interessanter, ich habe hier besondere Vögel gesehen. Das Leben hier ist eine Herausforderung, ich fand zum Beispiel interessant, dass es in der Bukowina eine polnische Minderheit gibt. Ich bin Pole, aber was ist der Unterschied zwischen uns und was bedeutet es, Pole zu sein? Der kulturelle Code ist sehr interessant, und ich habe mich gefragt, warum es hier anders ist und wo der Unterschied liegt, warum die Menschen auf der Straße in Bukarest glücklicher sind als die Menschen in Polen.
Mir gefällt auch, dass es viele Kaffeesorten gibt, denn in Polen ist die Auswahl nicht so groß. Dasselbe kann ich vom Wein sagen, mir schmecken alle rumänischen Weine.
Mit den Rumänen spreche ich oft über Lebenserfahrungen. Rumänien ist im Vergleich zu Polen sehr exotisch. Als ich nach Rumänien zog, verstanden die Leute in Polen nicht, warum ich mich gerade für Rumänien entschieden hatte. Und als ich sagte, dass ich dort arbeiten würde, waren sie verwundert, denn Polen gehen zum Arbeiten in der Regel nach Deutschland, Großbritannien oder Frankreich. Warum gerade Rumänien? Und ich sagte: Weil Rumänien sehr interessant und dynamisch ist, es gibt jetzt günstige Gelegenheiten für Geschäfte und für das tägliche Leben. Das Land ist sehr freundlich, ich hatte nie Probleme hier in Rumänien. Die Menschen sind sehr offen und gastfreundlich. Immer, wenn ich in Not war, haben mir die Leute geholfen, und ich denke, dass ich jetzt dran bin, Rumänien zu helfen und anderen Leuten zu sagen: Kommt her, hier ist es sehr interessant und sehr schön.“
Zum Schluss fragten wir Kacper Tomkowiak, was ihm in seiner Wahlheimat weniger gefällt, was ihm aus Polen fehlt und – umgekehrt – was er aus Rumänien nach Polen zum Verschenken mitnimmt.
„Ich habe oft darüber nachgedacht, und ich bin mir nicht sicher, ob sich hier etwas ändern sollte, denn wenn sich etwas änderte, wäre es nicht mehr das Land, in das ich mich verliebt habe. Aus Polen fehlt mir der Tee, denn hier ist er nicht so beliebt und wird nicht so oft wie in Polen getrunken. Und wenn ich in Polen bin, kaufe ich immer Tee und komme damit hierher. Manchmal habe ich ein Problem mit den Warteschlangen in Rumänien, sie sind sehr unorganisiert. Aber ich glaube, das ist auch der Grund, warum Rumänien so interessant und schön ist. Es ist schön, weil es anders ist.
Nach Polen nehme ich immer Wein aus Rumänien mit, denn hier ist der Wein besonders lecker, und ich denke, es wäre sehr gut, mehr nach Polen zu exportieren. Und ich denke, es wäre gut, wenn die Polen wie die Rumänen mehr lächeln würden und es mehr Freude auf den Straßen gäbe.“