Venezolanerin hat die Entwicklung Rumäniens miterlebt
María Elena Ballestero Martínez stammt aus Maracaibo, Venezuela. Sie lebt seit mehr als 20 Jahren in Rumänien, spricht fließend Rumänisch und hat sich hier ein Leben und eine Karriere aufgebaut. Vom Beruf her ist sie auf Öffentlichkeitsarbeit spezialisiert.
Hildegard Ignătescu und Sorin Georgescu, 16.01.2025, 17:30
María Elena Ballestero Martínez stammt aus Maracaibo, Venezuela. Sie lebt seit mehr als 20 Jahren in Rumänien, spricht fließend Rumänisch und hat sich hier ein Leben und eine Karriere aufgebaut. Vom Beruf her ist sie auf Öffentlichkeitsarbeit spezialisiert. Sie studierte in Venezuela an der Universidad del Zulia, wo sie einen Abschluss in Kommunikation und audiovisuellem Journalismus erwarb, und absolvierte anschließend ein Masterstudium an der Universidad Autonoma de Barcelona in Spanien. In Rumänien arbeitete sie in der Marketing- und Kommunikationsabteilung einer privaten Fluggesellschaft.
Für unsere Rubrik „Ausländergeschichten in Rumänien“ unterhielt sich Hildegard Ignătescu telefonisch mit ihr, da sich die Venezolanerin zum Zeitpunkt des Interviews zu Besuch bei Verwandten im US-Bundesstaat Oklahoma befand.
Als María Elena Ballestero Martínez im Frühjahr 2002 in Rumänien ankam, bedeutete dies einen ziemlich großen und wichtigen Einschnitt in ihrem Leben:
„Ich möchte zunächst klarstellen, dass ich nur vorübergehend in den USA bin. Ich bin nur für eine kurze Zeit auf ein Familientreffen hier, aber gleich nach den Feiertagen werde ich wieder in Rumänien sein. Ich bin durch Heirat nach Rumänien gekommen. Ich habe einen rumänischen Staatsangehörigen geheiratet, den ich in den Vereinigten Staaten kennengelernt hatte, und wir zogen im März 2002 dauerhaft nach Bukarest. Seitdem ist Rumänien meine Heimat geworden.“
Für María Elena Ballestero Martínez war damals alles neu und ungewohnt in Rumänien, vom Klima über das Essen bis hin zu Kultur, Bräuchen und Lebensstil. Sie war nur 29 Jahr alt und begann in Bukarest ein neues Leben. Sie erzählt im Folgenden, wie ihre Anfänge in Bukarest waren und wie sie in Rumänien aufgenommen wurde.
„Auf jeden Fall hat sich mein Leben völlig verändert, und zwar nicht nur in Bezug auf die Änderung des Familienstandes. Als ich in Rumänien ankam, wusste ich nur, wie man »Hallo« und »Danke« sagt, also bestand die erste Herausforderung darin, Rumänisch zu lernen. Zu dieser Zeit bot das Cervantes-Institut auch einen Rumänisch-Kurs für Spanier an, und so begann ich, die Sprache zu lernen. Ich hatte das große Glück, eine fähige Lehrerin zu finden, und innerhalb von sechs Monaten konnte ich schon ziemlich flott ein Gespräch führen.
Eine weitere Herausforderung war das Wetter. Ich komme aus einer Stadt in Venezuela, in der das ganze Jahr über eine Durchschnittstemperatur von mindestens 30 °C herrscht, so dass ich mich an die Jahreszeiten gewöhnen musste. Hier in Rumänien habe ich zum ersten Mal Schnee gesehen. Es war eine Herausforderung zu lernen, wie man sich für jede Jahreszeit kleidet – denn in meinem Gepäck hatte ich nur Sandalen und Sommerkleidung. Die Integration war eine weitere Herausforderung, doch auch hier hatte ich das Glück, nach nur sechs Monaten meinen ersten Job in einem internationalen Unternehmen zu finden, was mir ermöglichte, mich in Rumänien zu integrieren und zugleich weiterhin Kontakte zum Ausland zu pflegen. Das war eine gute Gelegenheit, den anfänglichen Kulturschock allmählich zu überwinden. Und da ich als Familienmitglied kam und von Rumänen umgeben war, half mir das ungemein, mich an die rumänische Gastronomie, die Bräuche, Traditionen und Musik zu gewöhnen.
Doch ausschlaggebend für das Gefühl, dass Rumänien definitiv meine Heimat geworden ist, war die Erfahrung, Mutter zu werden. Als ich mein erstes Kind bekam, war ich wirklich darauf bedacht, dass ich die rumänische Sprache beherrschen müsste, weil ich verstehen wollte, was mein Kind sagt. Ich habe zwei Töchter, sie sind heute 17 und 19 Jahre alt. Seit sie in mein Leben eingetreten sind, haben sich viele Dinge verändert.
Im Jahr 2011 erhielt ich die rumänische Staatsbürgerschaft und ich bin sehr stolz darauf. Ich habe mich fast ein Jahr lang darauf vorbereitet. Ein Jahr, in dem ich nicht nur Nachhilfe erhalten und eifrig gelernt habe, sondern auch viel durchs Land herumgereist bin, denn es ist eine unvergleichbare Erfahrung, wenn man die Dinge, von denen man aus Büchern gelernt hat, vor Ort sieht.
Ich hatte mir selbst sogar fest versprochen, am dem Tag, an dem ich die rumänische Staatsbürgerschaft erhalten sollte, eine Party zu schmeißen und mich in Nationaltracht zu kleiden. Und das habe ich getan! Als ich meinen Namen in der Liste der neuen Staatsbürger las, zog ich an diesem Abend voller Stolz eine rumänische Leinenbluse an, die ich aufbewahrt hatte, um diesen Moment zu feiern. Ich lud Kollegen, Freunde und Familie ein, die mich in diesem Prozess des Heimischwerdens begleitet haben, und wir feierten ganz nach rumänischer Art – mit Nationaltracht, rumänischer Musik und rumänischem Essen.“
Doch was war für die Venezolanerin María Elena Ballestero Martínez am schwierigsten bei der Eingewöhnung in Rumänien und was empfindet sie heute gegenüber ihrer Wahlheimat?
„Ich denke, die Sprache zu meistern, war nicht leicht. Auch wenn ich bald schon seit 23 Jahren in Rumänien lebe und die Leute sagen, dass ich Rumänisch ziemlich gut sprechen würde, ist die Sprache für mich immer noch eine Herausforderung. Und ich denke, dass ich in Rumänien jeden Tag immer noch etwas Neues lernen kann. Ich bin dem Land sehr dankbar, vor allem weil ich hier Sicherheit gefunden habe, was in Venezuela, einem Land mit vielen politischen Problemen, leider abhanden gekommen ist.
Rumänien gab mir die Chance, viele Dinge zu entdecken, und ich denke, dass ich in meinem Leben hier auch Zeitzeugin der Entwicklung Rumäniens geworden bin. Als ich ankam, waren die Dinge in vielerlei Hinsicht sehr, sehr anders – die Infrastruktur, die Versorgung, sogar das Bankwesen. Das Online-Banking war 2002 fast nicht vorhanden, es gab nur einen einzigen Großmarkt in Bukarest, der in jenem Jahr eröffnet worden war, von der Straßeninfrastruktur ganz zu schweigen… In der Zwischenzeit ist Rumänien der Europäischen Union beigetreten, die neuen Generationen haben eine andere Denkweise, und ich kann diese Dinge wahrnehmen. Ich habe diese rasante Entwicklung miterlebt – und das macht mich sehr glücklich.“