Fitch reagiert: Kreditausblick für Rumänien jetzt „negativ”
Die Ratingagentur Fitch hat den Kreditausblick Rumäniens herabgestuft. Dabei verwies sie auf die politische Instabilität und das Haushaltsdefizit.
Mihai Pelin, 19.12.2024, 12:56
Die Ratingagentur Fitch hat im Falle Rumäniens den langfristigen Kreditausblick für Fremdwährung auf „negativ“ gesenkt. Das Länderrating bleibt jedoch unverändert bei „BBB-“. Als Hauptgrund für die Herabstufung nennt die Agentur den anhaltenden Anstieg der Verschuldung des Landes. Fitch berücksichtigt auch das große Haushaltsdefizit Rumäniens, das die Agentur auf 8,2% des BIP in diesem Jahr schätzt. Sie gehe davon aus, dass die rumänische Staatsverschuldung bis 2028 etwa 70% des BIP erreichen wird, gegenüber 49% im Jahr 2023.
Die Bewertung erfolgte zwei Monate vor dem üblichen Zeitplan. Sie spiegelt die großen Risiken wider, mit denen Rumänien aufgrund der politischen Instabilität, der Ungleichgewichte im Steuerwesen und der steigenden Staatsverschuldung konfrontiert ist. Laut dem Wirtschaftsanalysten Aurelian Dochia überrascht die Entscheidung nicht. Der Hauptgrund sei das sehr hohe Haushaltsdefizit, sagt er.
„Der Trend für 2025 ist überhaupt nicht ermutigend. Das Defizit kann im Jahr 2025 nicht ohne weiteres korrigiert werden, da die Wirtschaft eindeutig eine Verlangsamung erlebt. Das Wirtschaftswachstum wird im kommenden Jahr recht niedrig ausfallen. Außerdem stoßen defizitsenkende Maßnahmen auf der Ausgabenseite auf erhebliche gesellschaftliche und politische Widerstände.”
Die Entscheidung von Fitch könnte die ohnehin höchsten Kreditkosten in der EU für Rumänien weiter erhöhen. Rumänien befindet sich aufgrund der politischen Instabilität und der jüngsten Annullierung der Präsidentschaftswahlen in einer turbulenten Phase. Die Regierungskoalition werde aber Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung ergreifen, um zu stabilen Aussichten zurückzukehren, versichert die politische Führung in Bukarest.
Im Moment läuten nur die Alarmglocken, sagt Finanzminister Marcel Bolos. Er erklärte, dass die nächsten Maßnahmen in einer Verordnung enthalten sein werden. Die Regierung soll die Verordnung in den nächsten Tagen erlassen. Ministerpräsident Marcel Ciolacu behauptet, dass man die derzeit herrschende Ungewissheit bis Ende des Jahres beseitigen wird. Der PSD-Chef nannte auch die Lösung dafür: die Bildung einer pro-europäischen Mehrheit und einer Regierung, die den auf europäischer Ebene zugesagten Haushaltsplan in Angriff nehmen wird. Ciolacu fügte hinzu, dass Rumänien in der Lage sei, Ressourcen zu mobilisieren, um wieder auf einen „stabilen Weg“ zu kommen.
Auch die Parteien aus der Opposition reagierten auf die Entscheidung der Ratingagentur. Das Haushaltsdefizit müsse deutlich reduziert werden, sagt der Vorsitzende des Ungarnverbands, Kelemen Hunor. Momentan ist aber noch unklar, wie man den Haushalt ohne Steuererhöhungen sanieren könnte. Die bürgerliche USR spricht sich derweil für eine Kürzung der Staatsausgaben aus. Die Sprecherin der Partei, Cristina Prună, betonte, dass die Entscheidung von Fitch aufgrund der sich verschlechternden Haushaltslage und des enormen Haushaltsdefizits getroffen wurde. Marius Lulea, erster stellvertretender Vorsitzender der nationalistischen AUR, warf der Regierung vor, das Land in eine Apokalypse zu treiben, die bis ins nächste Jahr andauern wird. Das, weil sie keine Maßnahmen zum Abbau des Defizits ergreift und weiterhin Kredite im Ausland zu sehr hohen Zinssätzen aufnimmt.