Emotionale Performance beteiligt Publikum am Handlungsverlauf
„The Breakup” (Die Trennung) ist eine emotionale Performance, die auf einem modernen Verständnis von Brüchen in Liebesbeziehungen basiert. Ihre nationale Premiere feierte die Inszenierung in der Mobius-Galerie in Bukarest, nachdem sie bereits in Tschechien und der Slowakei gezeigt wurde.
Eugen Cojocariu und Ion Puican, 30.11.2024, 11:49
Die Produktion stammt von einer Gruppe europäischer Künstler unter der Leitung der Regisseurin Ioana Păun. Sie konzentriert sich in ihrer Arbeit auf menschliches Verhalten in herausfordernden Situationen und erzählt über das Team hinter der Performance und ihren Ansatz:
„Das ursprüngliche Team bestand aus Künstlern aus der Slowakei und mir selbst. Mit einer sehr kleinen Gruppe haben wir einen Prototyp entwickelt, der völlig anders war als das, was man jetzt in Rumänien sieht. Im Februar ging es extrem interaktiv zu: Zwei Zuschauer trennten sich, ohne sich vorher zu kennen, in einer Art von Anweisung durch uns. Mir gefiel das Ergebnis nicht, und so kehrte ich zu einer zuverlässigeren Art performativer Ausdrucksformen zurück, die mir vertrauter waren. Ich wollte emotional mit den Leuten reden, um ihm die Bedeutung einer ‚Besonderheit‘ in ihrem Leben näherzubringen – nicht aus meiner Sicht, sondern aus ihrer eigenen.
Die Zusammenarbeit mit dem Bühnenbildner Matěj Sýkora war wie ein Ping-Pong-Spiel der Ideen. Es ging darum, herauszufinden, wie wir das Publikum dazu bringen können, etwas Ähnliches zu empfinden wie in Momenten, in denen man liebt und sich dann trennt. Eine zentrale Idee war, das Publikum mit einer Szene zu konfrontieren, in der sich zwei Personen das erste Mal küssen und entdecken – eine Art ‚First Kiss‘, den wir alle erlebt haben. Danach entwickelten wir weitere Aktionen, die diese emotionale Reise fortsetzen.“
„The Breakup“ ist eine diskrete und intensive Erfahrung, die die Zuschauet zur Reflexion über ihre bisherigen Beziehungen anregen soll. Regisseurin Ioana Păun erklärt, wie sie zu Titel und Thema kam:
„Es war ein Thema, das mich persönlich sehr interessierte, weil ich selbst Schwierigkeiten hatte, damit umzugehen. Der Moment, wenn jemand aus deinem Leben verschwindet – oder du aus dem Leben eines anderen, besonders in romantischen Beziehungen, aber nicht nur dort – das Ende einer Verbindung.“
Die Regisseurin und ihr Team bewegen sich in einem Spannungsfeld, in dem die Grenzen zwischen Gefühl und technologischem Fortschritt immer verschwommener werden. Besonders spannend ist, wie unterschiedlich das Publikum auf die Inszenierung reagiert – je nach Alter, Hintergrund und Stimmung. Ioana Păun schildert ihre Eindrücke aus den bisherigen Aufführungen: „Man kann nie genau wissen, was jeder Zuschauer empfindet, auch wenn man mit ihnen spricht. Aber ich kann erzählen, wie die Reaktionen waren: In der Slowakei haben wir in Bratislava und kleineren Städten gespielt. Es waren junge Menschen, ältere Menschen, Millennials. Vor allem die Jüngeren waren begeistert, in die Idee einzutauchen, ihre eigenen Erfahrungen auszudrücken und zu reflektieren. Das sahen wir an ihren Antworten. Die Bereitschaft, ehrlich zu antworten und sich zu öffnen – auch anonym – war besonders bei den Jüngeren zwischen 18 und 26 Jahren, spürbar. Es schien, als ob sie auf der Suche nach einem kulturellen Ausdruck ihrer emotionalen Herausforderungen waren.“
Interaktivität ist ein zentrales Element der Performance. Die Zuschauer können über QR-Codes aktiv werden und in das Stück eingreifen. Ioana Păun erklärt, wie das funktioniert: „Ja, das ist ein Link, den man aufs Smartphone bekommt und auf den man antwortet. Die Antworten werden dann anonym in die Performance integriert. Das Publikum ist klein, etwa zehn Personen. Wir hatten Aufführungen mit vier Menschen und solche mit siebzehn. Am besten funktioniert es mit ungefähr zehn Personen, da sich so eine Art Gemeinschaft bildet. Das Publikum übernimmt kleine Aufgaben, ergänzt oder antwortet. Die Performance ist sehr minimalistisch, nicht überladen. Jede Aufführung ist anders, abhängig von der Stimmung und Energie des Publikums. Die Schauspielerinnen spüren diese Energie, passen jedoch ihr Tempo oder ihre Handlungen nicht an. Die Frage ‚Wie wird die Performance wahrgenommen?‘ ist daher schwer zu beantworten.“