Oradea ist Rumäniens Art Nouveau-Hauptstadt
Das perfekte Ziel für eine Städtereise belegte den ersten Platz bei den European Best Destinations in der Kategorie Best Art Nouveau Destination. Das Kulturerbe in Oradea (deutscher Name Großwardein, ungarische Bezeichnung Nagyvárad) ist Rumäniens Hochburg des Jugendstils und wurde vor allem in den letzten zehn Jahren sehr gut erhalten und aufwändig saniert. Die Gebäude fallen weder durch ihre Größe oder Opulenz auf, sind aber bestechend schön. Und so ist die Stadt Oradea ein echtes Freilichtmuseum, das man im Idealfall in drei Tagen besuchen kann.
Daniel Onea, 09.06.2024, 10:04
Wenn nur wenig Zeit ist, um die repräsentativsten Gebäude und Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, sollte man als erstes auf die Piața Unirii gehen, also den Platz der Vereinigung, empfiehlt Alexandru Chira, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung des Tourismus in Oradea.
„Der Unirii-Platz in Oradea ist das architektonische und kulturelle Zentrum der Stadt, mit dem repräsentativsten und imposantesten Gebäude im Jugendstil, dem Schwarzer-Adler-Palast. Es ist ein absolut beeindruckendes Gebäude mit einer Passage, die nach dem Vorbild der Vittorio-Emanuele-Galerien in Italien gebaut wurde. Auf der Piața Unirii kann man die Mondkirche von außen und innen besichtigen, die ihren Namen vom Mechanismus hat, der die Mondphasen anzeigt. Dieser Mechanismus ist mehr als drei Jahrhunderte alt und funktioniert einwandfrei. In der Nähe würde ich dann die Vasile Alecsandri-Fußgängerzone mit ihren zahlreichen Jugendstilgebäuden ans Herz legen, von denen die Casa Deutsch, ein altes Glaswarengeschäft, das wichtigste Gebäude ist. In der Fußgängerzone gibt es auch eine Vielzahl von Restaurants und Cafés.
Dann geht es weiter zum Ferdinand-Platz, wo sich mehrere wichtige Gebäude befinden, zum Beispiel das Poynár-Haus. In der Fußgängerzone Republicii liegen drei Paläste, die inzwischen zum Instagram-tauglichsten Ort der Gegend geworden sind, da sie alle an einer Kreuzung liegen. Es handelt sich um den Apollo-Palast, den Moskovitz-Miksa-Palast und den Stern-Palast, die im Jugendstil und in der Sezession errichtet wurden, aber völlig unterschiedliche Ansätze in Bezug auf Farbe und architektonische Elemente aufweisen.“
In Oradea befindet sich auch das einzige Jugendstilmuseum Rumäniens, die Casa Darvas-La Roche:
„Das Haus wurde kürzlich saniert und mitten in der Pandemie, im Sommer 2021, eingeweiht. Als eine der meistbesuchten Attraktionen in Oradea sieht man im Inneren den Lebensstil der damaligen Zeit, mit erhaltenen Möbeln und Architekturteilen, Eisenwaren, Originaltüren und einer beeindruckenden Reihe von Glasfenstern, die glücklicherweise erhalten geblieben sind. Das Haus Darvas-La Roche kann das ganze Jahr über besichtigt werden, und in der warmen Jahreszeit, bereits ab Anfang Mai, ist auch der Garten des Hauses für Besucher geöffnet. Nicht zuletzt bietet Oradea eine Fülle von untypischen Museen, so einen Freimaurertempel. Ich weiß nicht, ob es noch einen solchen Ort in Rumänien gibt. Die Zionssynagoge ist kein Gebetsraum mehr, sondern wurde der Kommune für 30 Jahre von der Jüdischen Gemeinde von Oradea für Konzerte und Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Neben dem Rathaus befindet sich das Museum der jüdischen Geschichte und das Museum der Region Kreiß – ein riesiges Gebäude, das Sammlungen von Möbeln, Gemälden, äußerst seltenen Stoffen und wertvollen Trachten beherbergt. Nicht zu verpassen ist auch der römisch-katholische Diözesankomplex“.
Dieses Gebäude ist eines des repräsentativsten für den Barock in Rumänien und wurde von der römisch-katholischen Diözese vollständig restauriert. Im ersten Stock sind die Räume der ehemaligen Bischöfe zu besichtigen, im zweiten Stock werden regelmäßig Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, Skulpturen und Gemälde gezeigt. Im Schlosspark befindet sich dann die imposante römisch-katholische Basilika, in der man mit etwas Glück auch einem Orgelkonzert zuhören kann. Die Orgel wurde vor einem Jahr komplett umgebaut und ist ein äußerst wichtiges Kulturgut, das von Kaiserin Maria Theresia bei der Einweihung der Basilika gestiftet wurde.
Alexandru Chira, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung des Tourismus in Oradea und der Umgebung, legt nahe, die Entdeckung der Stadt mit einem Besuch im größten Aquapark der Region zu verbinden.
„Wer uns im Sommer besucht, kann sich auf sechs Hektar im Freien mit verschiedenen Pools und Einrichtungen entspannen, die eine breite Palette von Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bieten. Im Innenbereich gibt es aber Pools, die auch in der kalten Jahreszeit genutzt werden können, sowie Saunen, Dampfbäder usw. Neben dem Aquapark gibt es sowohl in Oradea als auch im nahe gelegenen Felixbad zahlreiche Wellness-, SPA- und Rehaeinrichtungen. Wer mehr Zeit hat, sollte eine gute Stunde mit dem Auto ins Land fahren. Zu jeder Jahreszeit gibt es Wunder zu entdecken und für Touristen, die sich für Höhlenforschung, Wandern und Radfahren begeistern, gibt es ein volles Programm. Für Schlemmer haben wir auch allerhand Angebote. Im Kreis Bihor, in der Gemeinde Colești, gibt es zum Beispiel ein sehr beliebtes Restaurant für Liebhaber der authentischen regionalen Küche. In einem anderen Gebiet, in der Gemeinde Briheni backt eine Gruppe Kuchenbäcker auch heute noch nach dem Originalrezept. Den berühmten Kuchen von Briheni gibt es nur hier. Erst gestern war ich selbst als Tourist in der Gegend von Șinteu unterwegs, wo die slowakische Gemeinde einen beeindruckenden Komplex gebaut hat, in dem man die slowakische Küche probieren kann.“
Auch das Kulturprogramm der Stadt ist reichhaltig. Mitte Juni hat das Festival Sounds of Oradea als Höhepunkt einen Auftritt der berühmte Sopranistin Angela Gheorghiu als Ehrengast. Zum Mittelalterfest in der Burg Oradea im Juli sind mehr als 400 Gäste aus verschiedenen europäischen Ländern erwartet, die den mittelalterlichen Lebensstil vom 13. bis zum 15. Jahrhunderts nachempfinden. Unter visitoradea.com finden Sie alle Informationen über Veranstaltungen, auch über das FestiFall, bei dem im Oktober der Geburtstag der Stadt gefeiert wird. Auch in diesem Jahr wird das Programm „Oradea mit Liebe“ fortgesetzt. Touristen, die zwei aufeinanderfolgende Nächte in Oradea verbringen, erhalten freien Zugang zu allen Sehenswürdigkeiten der Stadt und können 24 Stunden lang kostenlos das öffentliche Verkehrsnetz nutzen. Im Sommer werden am Freitagabend, Samstag und Sonntagmorgen kostenlose Führungen in rumänischer, ungarischer und englischer Sprache organisiert, die am Unirii-Platz beginnen.