Darko Jovik aus Mazedonien: „Klausenburg lebt in seiner eigenen Blase“
Darko Jovik wurde in der Stadt Veles in der Republik Nordmazedonien geboren. In Skopje, der Hauptstadt seiner Heimat, studierte er Jura, danach lebte er von 2004 bis 2013 in den USA, genauer gesagt in New Jersey und Chicago. Dort lernte er eine Rumänin aus Cluj/Klausenburg kennen, die später seine Ehefrau wurde. Das Ehepaar zog nach Klausenburg, und seit 2015 betreibt Darko Jovik dort eine Craftbeer-Brauerei.
Hildegard Ignătescu und Sorin Georgescu, 23.05.2024, 17:45
Zunächst wollten wir wissen, welche die ersten Eindrücke von Darko Jovik waren, als er 2013 nach Klausenburg zog.
„Es war sehr interessant, weil das Leben in den USA oder Mazedonien sehr ähnlich ist, aber es gibt auch einige Unterschiede. Der erste Schock war für mich, dass es keine Autobahnen gab. Wir flogen ein und warteten darauf, auf die Autobahn zu kommen, aber die gab es nicht, um von Bukarest nach Klausenburg zu fahren – wir waren ja zunächst in Bukarest gelandet. Das war sehr interessant. Hilfreich war, dass ich mit meinen Schwiegereltern im selben Hinterhof gewohnt habe. Das hat mir sehr geholfen, die örtliche Kultur zu verstehen und im Umgang mit meinen Schwiegereltern die Sprache zu lernen. Cluj ist eine ziemlich internationale Stadt, es gibt viele Ausländer hier; nachdem ich die Sprache erlernt hatte, war es überhaupt kein Problem, Kontakte zu knüpfen. Das hat mir das Einleben erleichtert – ganz klar.“
Nach fast einem Jahrzehnt in den USA lebt Darko Jovik nun in Rumänien. Wie findet er das Leben hier und wie läuft das Geschäft mit der kleinen Brauerei?
„Im Vergleich zu Mazedonien und Amerika ist das ein ziemlicher Unterschied. Mazedonien ist ein etwas ärmeres Land, und Amerika ist natürlich ein viel reicheres Land. Rumänien liegt also irgendwo in der Mitte, vor allem in Städten wie Cluj, die in ihrer eigenen Blase leben – sieht man das bei den Preisen, bei den Mieten, bei den Gehältern. Abgesehen von zwei oder drei weiteren Städten kann man Klausenburg meiner Meinung nach nicht mit dem Rest des Landes vergleichen. Das Leben hier ist angenehm, die Lebensqualität ist recht gut in Klausenburg. Ich glaube, das ist der Grund, warum alles in Cluj so teuer ist. Und hier habe ich als Selbstständiger im Vergleich zu Amerika ein bisschen mehr Zeit für die Familie, für meine Frau und für mich selbst. Das war auch der Grund, ein Gewerbe zu starten, das es uns erlaubt, unser Privatleben ein wenig besser zu managen, anstatt stundenlang im Büro oder im Verkehr zu sitzen, bis wir nach Hause kommen. Das hilft uns sehr.
Beruflich gesehen war der Anfang besser, aber nach der Pandemie läuft es nicht mehr so gut. Wir hoffen, dass dieses Jahr alles ein bisschen besser wird, dass der Markt wieder zu einen Normalzustand zurückkehrt, denn nach der Pandemie, nach der Energiekrise mit den hohen Preisen für Strom und Gas hat sich in einem kleinen Unternehmen wie dem unseren vieles verändert. Doch solche Schwierigkeiten sind im Moment global.“
Darko Jovik hat mit seiner rumänischen Ehefrau einen 6-jährigen Sohn. Wie stellt er sich die Zukunft seiner Familie und seines Kindes vor? Ist Rumänien nun das neue Zuhause?
„Ja, ich fühle mich zu Hause hier. Da ich bisher in drei unterschiedlichen Ländern gelebt habe, glaube ich, dass man sich dort zu Hause fühlt, wo die eigene Familie am nächsten ist. Aber wenn ich nach Mazedonien fahre, fühle ich mich auch dort zu Hause, denn dort habe ich eine ziemlich zahlreiche Verwandtschaft. Dort versuche ich, entspannter zu sein als hier. Aber ja, ich fühle mich in Rumänien zu Hause.
Was das Kind angeht, so ist das eine schwierige Frage, die viele Eltern nicht beantworten können. Wir wissen nicht, wie sich Rumänien entwickeln wird. Wie ich bereits erwähnt habe, sind Städte wie Klausenburg, Temeswar oder Bukarest ziemlich gut in der Lebensqualität, aber nur, wenn man einen guten Job hat, mit Verantwortlichkeiten, die man kontrollieren und verwalten kann, so dass das Leben nicht zu stressig ist. Andererseits wissen wir noch nicht allzu viel darüber, wie das Schulwesen hier ist. Das Kind wird erst im September eingeschult. Wir versuchen, ihm alles Mögliche zu bieten, vielleicht mehr, als wir bisher hatten. Und wir hoffen, dass er im Alter von 18, 20 oder 25 Jahren seine eigenen Entscheidungen trifft. Das wären also meine Pläne.“