Rumänische Automobilindustrie: Experten erwarten Rekordjahr in der Produktion
Die rumänische Automobilindustrie boomt seit einigen Jahren, und Experten gehen davon aus, dass dieses Jahr Spitzenwerte in der Produktion erreicht werden. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres rollten 153 000 PKW vom Fließband der rumänischen Automobilwerke.
Daniela Budu und Sorin Georgescu, 23.04.2024, 16:53
2024 hat der rumänischen Automobilindustrie den bisher besten Start der letzten fünf Jahre beschert, und Experten schätzen, dass es auch dieses Jahr steil nach oben für die rumänischen Autobauer gehen wird. Adrian Sandu, Generalsekretär des Verbandes der Automobilhersteller, sagte unlängst, dass auf mehr als 60 Märkten in der ganzen Welt eine Nachfrage nach Fahrzeugen aus rumänischer Produktion bestehe. Schon im vergangenen Jahr sei mit 513 000 gefertigten Fahrzeugen ein neuer Rekord für die rumänische Autoindustrie aufgestellt worden. Nach Schätzungen des Verbandes wird die lokale Autoproduktion dank der neuen Modelle von Dacia und Ford, die in den Werken Mioveni und Craiova (im Süden des Landes) hergestellt werden, auf 550 000 Einheiten ansteigen. Darüber hinaus haben die Ford-Werke in Craiova bereits das Modell Puma mit dem neuen Facelift vorgestellt und die Produktion der neuen Modelle Tourneo Courier und Transit aufgenommen.
Im Jahr 2019, das als Vergleichsbasis für die Zeit vor der Pandemie immer wieder herangezogen wird, waren in den Werken in Südrumänien insgesamt weniger als eine halbe Million Autos vom Band gelaufen. Doch demnächst sollen auch mehr Reifen in Rumänien hergestellt werden, nachdem der französische Reifenhersteller Michelin angekündigt hat, dass er einen Teil der derzeit in Polen abgewickelten Produktion bis Ende des Jahres schrittweise in sein Werk im nordrumänischen Zalău verlagern wird. Die Entscheidung wurde im Anschluss an die Umgestaltung des polnischen Werks getroffen, nachdem ein Teil der derzeitigen Produktionslinie durch moderne Technologie ersetzt wurde.
Die sich verbessernde Straßeninfrastruktur greift der Automobilindustrie zusätzlich unter die Arme: In diesem Jahr wird die südliche Hälfte Rumäniens, also die Landesteile Oltenia (Kleine Walachei), Muntenia (Große Walachei) und Dobrogea (Dobrudscha), voraussichtlich über Hochgeschwindigkeitsstraßen verfügen. Die schnelle Verbindung zwischen Craiova, Bukarest und Constanța sei ein Vorteil für die Automobilindustrie, aber auch für künftige Unternehmen, die Produktionsstätten in Rumänien eröffnen wollen, sagt Adrian Sandu, Generalsekretär des Verbandes der Automobilhersteller:
„Im europäischen und globalen Wettbewerb ist es für Rumänien äußerst wichtig, so viele Wettbewerbskriterien wie möglich zu erfüllen. Eines dieser Kriterien betrifft die Verkehrsinfrastruktur, sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene. Die Modernisierung der Infrastruktur zur Erhöhung der Geschwindigkeit des Schienenverkehrs ist ein Muss. Das Gleiche gilt für die Straßenverkehrsinfrastruktur, und die schnellen Verbindungen zwischen den Regionen des Landes werden zu deren wirtschaftlicher Entwicklung führen. Insbesondere auf dem Verkehrskorridor von Ungarn bis zum Hafen von Constanța wird eine schnelle Straßenverkehrsverbindung benötigt. Für die Automobilindustrie sind die Verkehrsverbindungen von Pitești bis zum Zoll in Nădlac oder von Craiova zum Hafen von Constanța äußerst wichtig. Der Hafen von Constanța ist nämlich ein wichtiges Exporttor für in Rumänien hergestellte Fahrzeuge, und eine moderne Verkehrsinfrastruktur würde die Transportzeiten erheblich verkürzen.“
Neben der unzureichend entwickelten Verkehrsinfrastruktur verliert die rumänische Wirtschaft nach Angaben der Spediteure derzeit jedes Jahr etwa 2,5 Milliarden Euro auch wegen Wartezeiten und Zollkontrollen an den Grenzübergängen – eine Folge des nur partiellen Beitritts Rumäniens zum Schengen-Raum, nämlich vorerst immer noch ohne die Landgrenzen.