Antonella Rossi aus Uruguay: „Rumänien hat ein großes touristisches Potenzial“
Antonella hat an vielen verschiedenen Projekten teilgenommen und hatte mehrere Jobs. Sie sammelte somit eine wichtige Lebenserfahrung.
România Internațional, 16.06.2021, 17:49
Antonellas rumänische Geschichte beginnt vor vielen Jahren, während ihres Studiums, als sie mit einem Projekt im touristischen Sektor nach Rumänien kam. Wie es dazu kam, dass sie sich hier niedergelassen hat, erzählt uns Antonella selbst: „Vielen Dank für die Einladung. Ich habe mich für Rumänien entschieden, weil ich für meine Universität ein Projekt über ein Land in der Welt machen musste, das sich auf die Sehenswürdigkeiten in jenem Land konzentrierte. Ich habe mich für Rumänien entschieden, obwohl sich alle anderen für bekanntere Länder entschieden haben. Ich habe die Geschichte von Dracula, dem Transfăgărășan, immer geliebt, ich wusste auch von Draculas Schloss. Ich habe also ein Tourismusprojekt über Rumänien gemacht, und als ich nach Informationen über das Land und alles darin suchte, fand ich die Möglichkeit, einen europäischen Freiwilligendienst zu machen. Ich sagte mir damals, dass ich noch ein Jahr Zeit hätte, um dieses Projekt zu machen, und es wäre schön, diese Gelegenheit zu nutzen, in dem Land zu leben und dann das Abschlussprojekt zu schreiben, basierend auf den Erfahrungen, die ich in dem Land machen würde. Ich konnte ohne Probleme ausreisen und so bin ich in Rumänien gelandet. Ich habe mir hier mittlerweile ein tolles Leben aufgebaut.
Natürlich ging ich zurück, um meine Familie zu besuchen, aber ich fühlte, dass ich dort nicht mehr hingehörte, die Menschen waren nicht mehr dieselben. Die Situation in meinem Land war ziemlich kompliziert und ich hatte mich schon an die Situation in Rumänien gewöhnt, wo ich um 2-3 Uhr morgens auf die Straße gehen konnte und mir nichts passieren würde. Und ich möchte betonen, dass Rumänien aus meiner Sicht ein sehr sicheres Land ist. Es stimmt, dass bestimmte Dinge passieren, wie überall auf der Welt, aber ich habe in anderen Ländern in Europa gelebt und ich habe mich nie so wohl und sicher gefühlt wie in Rumänien. Also habe ich darüber nachgedacht und mir gesagt, wenn ich zurück nach Uruguay gehe, werde ich mich nicht mehr zu Hause fühlen. Und das tat ich: Ich kam zurück und in den sechs Monaten, die ich dort war, fühlte ich mich einfach nicht zu Hause und es war überhaupt nicht angenehm für mich.“
Antonella hat sich in Rumänien also von Anfang an sehr gut eingelebt. Weil sie offen und kommunikativ ist, fand sie schnell Freunde aller Nationalitäten. Sie lernte Rumänisch und lebte in mehreren Städten des Landes, bevor sie sich in Bukarest niederließ. Wir haben sie gefragt, ob sie sich nach einigen Jahren noch hier sehen würde: „Auf jeden Fall, auf jeden Fall. Ich habe eine europäische Staatsbürgerschaft – nicht die rumänische, sondern die italienische – ich konnte ein Haus kaufen und das sagt alles: Ich werde hier bleiben. Ich bin auch mit meinem Freund zusammen, ich habe eine Katze und einen Job und ich bin absolut glücklich. Ich habe Momente, in denen ich mich darüber aufrege, was passiert, wie es passiert, aber solche Sachen gibt es überall und es ist normal. Aber ja, ich werde so oft wie möglich hier bleiben. Nichts ist für immer, aber für jetzt ist Rumänien mein Zuhause. Ich fühle, dass Rumänien meine Heimat ist und wo ich hingehöre, ich fühle mich sehr wohl mit den Menschen und der Familie und den Freunden meiner Freunde. Ich habe mir ein Leben geschaffen, wie ich es wollte.“
Antonella hat das ganze Land bereist und Rumänien im Detail kennengelernt. Sie hat in mehreren rumänischen Städten gelebt, sie ist auch durch die Dörfer gereist, um möglichst viele Informationen zu bekommen, sowohl für ihr Tourismusprojekt, als auch auch aus echtem Interesse, der Kultur und den Menschen ihrer Wahlheimat näher zu kommen. Was würde sie jemandem empfehlen, der nicht viel über Rumänien weiß und es gerne besuchen würde? „Ich bin ein Mensch, der viel zu Fuß unterwegs ist, drei bis vier Stunden, wenn es geht, auch mehr. Wenn ich ein Tourist wäre, würde ich nicht nur ins Zentrum oder in den touristischen Teil der Stadt gehen, sondern ich würde in die Viertel gehen, sehen, wie das Leben dort ist, mit den Leuten reden oder versuchen, mit ihnen zu reden. Rumänien hat etwas Außergewöhnliches: Jeder spricht Englisch, auch Leute, die leider auf der Straße stehen und irgendwann eine Ausbildung hatten, und sie sprechen Englisch. Als Freiwilliger habe ich in Bukarest in ziemlich komplizierten Bereichen gearbeitet und die Leute waren sehr nett, sie sprachen Englisch so gut sie konnten.
Sie können also nicht nur den touristischen Teil, den schönsten Teil von Bukarest, sehen und in einem Viertel am Rande der Stadt bleiben. Und das gilt, abgesehen von Bukarest, für alle möglichen Städte. Man muss nicht nur die bekannten sehen, Brasov, Sibiu, Cluj Napoca. Gehen Sie aufs Land, sehen Sie, wie das Leben dort ist, wie das Essen gemacht wird, wie authetisch die Menschen sind. Als Freiwilliger hatte ich die Möglichkeit zu trampen und ich traf Menschen von überall her, aus allen Kulturen und es war eine unglaubliche Erfahrung. Das ist es also, was ich empfehle: Sehen Sie sich nicht nur die touristische Seite der großen Städte an, es ist besser, die rumänische Kultur im Allgemeinen kennenzulernen. „Vorerst hat Antonella keine Pläne, Rumänien zu verlassen, sondern durch das Land und darüber hinaus zu reisen. Wir fragten sie jedoch, was sie mitnehmen würde, wenn sie Rumänien verlassen würde: „Meine Katze und meinen Freund, das wäre alles. Materielle Dinge sind hier nicht wichtig, was zählt ist eine Seele und eine Erinnerung. Ein Haus kann man wahrscheinlich finden, aber ein Mensch und ein Tier bedeuten mir sehr viel und das wäre alles, was ich mitnehmen würde.“