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Guillaume Popoff: „In Osteuropa gibt es unbegrenzte Möglichkeiten“

Guillaume Popoff ist ein junger Mann französisch-russischer Herkunft. Nach Bukarest ist der IT-Manager vor sieben Jahren gekommen. Seine zukünftige Frau machte ihn neugierig auf die rumänische Kultur und Geschichte.

Guillaume Popoff: „In Osteuropa gibt es unbegrenzte Möglichkeiten“
Guillaume Popoff: „In Osteuropa gibt es unbegrenzte Möglichkeiten“

, 23.02.2021, 18:00

Nach einer mehrjährigen Karriere im IT-Bereich und nach einer wertvollen Erfahrung in anderen Ländern ist Guillaume nach Rumänien gekommen, wo er seit sieben Jahren lebt. Er hat Jura an der Universität von Rennes studiert. Wie er sich für Rumänien entschied, erläutert unser Gesprächspartner:



Es war tatsächlich wie eine Offenbarung für mich. Als ich an der Uni war, war mir sehr langweilig und ich dachte, wenn ich mich nicht wohl fühle, jeden Tag dort zu sitzen und theoretische Sachen zu hören, dann sollte ich reisen… So ging ich nach England, dann in andere Länder und schlie‎ßlich kam ich nach Rumänien. Rumänien war also nicht der erste Schritt ins Unbekannte für mich, und ich bin mir fast sicher, dass es nicht der letzte ist, aber es ist der grö‎ßte von allen Schritten, die ich bisher gemacht habe. Ich bin hierher gekommen, weil meine zukünftige Frau Rumänin ist. Ich habe sie in England kennengelernt. Ich war sehr neugierig, ihre Kultur kennenzulernen, also warum nicht Rumänien, habe ich mir gesagt. Ich bin mir sicher, dass in jedem Land alles möglich ist, und es spielte keine Rolle, was über Rumänien gesagt wird, was gesagt wurde. Wenn wir es nicht mit unseren eigenen Augen sehen, werden wir es nie wirklich wissen. Das hat uns schon vor sieben Jahren nach Bukarest gebracht.“



Guillaume spricht sehr gut Rumänisch, aber er hat die Sprache nicht sehr schnell gelernt. Wir fragten ihn, wie Rumänien ihn aufgenommen hat und wie er sich hier eingelebt hat:



Es war ein gro‎ßer Schritt, aber ich habe mich hier sehr gut angepasst, denke ich. Am Anfang war es ein bisschen schwierig, aber nicht im falschen Sinne des Wortes. Im Gegenteil, auf eine gute Art und Weise. Die Rumänen sind so aufgeschlossen, ihr habt ein extrem gebildetes Volk, ihr sprecht so viele Sprachen — als ich hier ankam, wollte niemand mit mir auf Rumänisch sprechen. Ich habe die Sprache im ersten Jahr gar nicht gelernt, weil alle mit mir auf Englisch oder Französisch gesprochen haben. Deshalb war die Anpassung etwas schwieriger, aber das war nicht negativ, sondern ich wurde so gut aufgenommen, dass ich von Anfang an kein Rumänisch brauchte.“



Guillaume lernte Rumänisch, was ihm half, in die Tiefe des Lebens in Rumänien einzutauchen und verschiedene Aspekte der rumänischen Realität kennenzulernen. Wir haben ihn gefragt, ob ihm etwas gefällt, was er nur hier gefunden hat:



Ich war auch in anderen postkommunistischen Ländern und es scheint mir, dass Rumänien in vielerlei Hinsicht anders ist. Es ist eindeutig, dass Rumänien, wahrscheinlich in der Zwischenkriegszeit, einer anderen Welt angehörte. Das lässt sich schnell in der Kultur, in der Sprache und in den Traditionen spüren. Es fühlt sich jetzt noch so an, dass Rumänien und Frankreich miteinander verbunden waren, und obwohl Rumänien Teil des kommunistischen Blocks war, konnte man sehen, dass es trotzdem anders war. Soweit ich das mitbekommen habe, sind die Dinge in Mazedonien, in Bulgarien oder in der Ukraine sehr ähnlich, wahrscheinlich auch, weil diese Völker slawischer Herkunft sind. Rumänien ist aber etwas anders. Hier ist die Einstellung der Menschen eine Mischung aus osteuropäischen und westeuropäischen Gepflogenheiten, wobei es wahrscheinlich mehr Warmherzigkeit als in anderen osteuropäischen Ländern gibt.“



Wie überall auf der Welt gibt es auch bei uns Aspekte, die nicht funktionieren, und wir haben Guillaume gefragt, was ihn in Rumänien stört:



Ehrlich gesagt, habe ich mich in den sieben Jahren hier sehr verändert. Als ich hierher kam, war ich im Vergleich zu anderen Menschen sehr naiv. Ich denke, Rumänien hat mich viel darüber gelehrt, was es mit dem Vertrauen in Menschen auf sich hat. Was ich mir für die rumänische Bevölkerung wünschen würde, wäre ein kleines Dankeschön für ihr Land, denn ich habe den Eindruck, dass sich zu viele Leute über das beschweren, was hier passiert. Es ist ein wunderbarer Ort und es gibt hier Millionen von Möglichkeiten. Wissen Sie, was man über Amerika und den Westen sagt, dass dort alles möglich sei? Ich habe dieses Gefühl, dass es im Osten unbegrenzte Möglichkeiten gibt.“



Rumänien ist nicht das endgültige Ziel von Guillaume, der später sein Glück anderswo suchen will. Wir haben ihn gefragt, was er in seinem Gepäck mitnehmen würde, wenn er Rumänien jetzt verlassen müsste:



Als Erstes wahrscheinlich ein bisschen Wein. Seitdem ich hier bin, haben mir die Rumänen als erstes Warmherzigkeit gegeben. Als Franzose scheint es mir, dass wir fast überall gut aufgenommen werden. Hier gibt es eine besondere Art, Menschen zu empfangen, und ich habe den Eindruck, dass die Rumänen als Volk sehr neugierig sind. Wenn ich etwas anderes als den Wein nennen sollte, dann wäre es die Neugierde auf die Menschen und ihre Geschichte.“

Foto: Piers Posner / eigenes Archiv
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