Italienischer Start-up-Gründer: „Ich würde Unternehmern Rumänien vorbehaltlos empfehlen“
Seit 2014 lebt Emanuele Musa mit seiner rumänischen Ehefrau in Bukarest und hat sich bestens in seiner Wahlheimat integriert. Er schätzt besonders die Dynamik und den Lebensstil in der rumänischen Hauptstadt.
Hildegard Ignătescu, 02.02.2021, 18:00
Emanuele Musa ist ein sozialer Unternehmer und kommt aus Italien, genauer gesagt aus Sardinien. Er studierte Elektrotechnik am Polytechnikum in Turin und absolvierte anschließend eine Reihe von europäischen Masterstudiengängen in Business Management. Er hat Erfahrung im Innovationsmanagement und in der Beratung von Start-ups. Er ist auch Co-Autor eines Buches über Crowdsourcing oder die Suche nach finanziellen Ressourcen im Bereich des sozialen Wandels. Im Jahr 2013 gründete er zusammen mit seiner rumänischen Frau ein Unternehmen, das er immer noch leitet, ein Unternehmen, das sich auf die Beratung für Unternehmensführung spezialisiert hat. Seit 2014 lebt er in Bukarest, hat Rumänisch gelernt und Rumänien ist seine zweite Heimat geworden. Er erzählt uns, wie er hierher kam und was ihn zum Bleiben bewegt hat:
Meine Frau und ich haben in Paris gearbeitet und irgendwann habe ich beschlossen, ein soziales Unternehmen zu gründen. Es wäre komplizierter gewesen, dies an einem Ort zu tun, an dem wir keine Familienmitglieder oder Verwandten haben, und wir sagten uns: Lass uns nach Sardinien gehen — wo ich aus Italien herkomme –, oder wir gehen nach Bukarest in Rumänien — wo sie herkommt. Das Ziel war es, an einem Ort zu sein, an dem wir mehr Möglichkeiten haben, die Unterkunftskosten am Anfang zu decken, wenn wir in diese Firma investieren müssen, und in Paris wäre das viel schwieriger gewesen. Nachdem man seinen Job gekündigt hat und kein gutes Gehalt mehr bekommt, wäre es viel schwieriger gewesen, die Lebenshaltungskosten in Paris zu decken und in ein Unternehmen zu investieren. Und dann haben wir uns entschieden, nach Rumänien zu ziehen, denn Sardinien ist sehr schön, aber nur, wenn man ein Geschäft mit Käse starten will. Auf Sardinien zu leben, ist auch für Italiener eher nebenrangig und nur strategisch, wenn man im Tourismus arbeiten will. Dann zogen wir nach Rumänien und begannen mit dem Aufbau dieser Firma, mit dem Ziel, nach einem Jahr nach Frankreich zurückzukehren. Aber ich mochte die Atmosphäre, die ich vorfand, die sehr kosmopolitischen Menschen und den Lebensstil, den ich mit der Gründung dieser Firma geschaffen habe, sehr. Dann haben wir uns praktisch in den Lebensstil verliebt, den wir uns leisten konnten, und in die Tatsache, dass wir die Freiheit hatten, ein Projekt zu entwickeln, das uns sehr nah am Herzen lag.“
Also blieb Emanuele Musa in Bukarest und baute zusammen mit seiner Frau dieses Beratungsunternehmen im Bereich Unternehmensführung auf. Bevor er hierher kam, lebte Emanuele in mehreren Ländern auf der ganzen Welt, und wir fragten ihn, ob Rumänien mittlerweile seine Heimat geworden sei:
Es ist uns damals recht einfach gefallen. Mir scheint, wenn ich nicht hier hätte leben wollen, hätte ich die Sprache nicht gelernt und mich nicht so gut integriert. Also ja, ich fühle mich zu Hause. Ich habe in vielen Ländern gelebt und Rumänien ist zu Hause, wie Frankreich zu Hause ist, wie England und Belgien und Brasilien zu Hause sind. In jedem dieser Länder habe ich den Eindruck, dass ich etwas von mir zurückgelassen habe und dass ich etwas von diesem Land mitgenommen habe, und das habe ich auch im Fall von Rumänien getan. Jetzt ist Rumänien nach Italien das Land geworden, in dem ich am meisten in meinem Leben gelebt habe.“
Seit sieben Jahren lebt Emanuele nun in Bukarest. Er ist sowohl von rumänischen als auch von ausländischen Freunden umgeben, und der Lebensstil hier hat ihn erobert. Die Menschen und ihr Lebensstil haben Emanuele dazu bewogen, hier zu bleiben. Wir haben ihn gefragt, was ihm Rumänien als Land geboten hat:
Das erste, was Rumänien mir bot, war ein Haus. Die Eltern meiner Frau boten uns eine Wohnung in Bukarest an, und das war der Beginn unseres Abenteuers hier. Wir verliebten uns in unser Haus, wir mochten unsere Nachbarn und vor allem schätzten wir die Tatsache, dass wir eine Stabilität hatten, die man, wenn man am Anfang auf dem Weg zum Unternehmertum steht, wirklich braucht. Dann begannen wir in den Co-Working-Spaces, in denen wir arbeiten, immer mehr Menschen zu schätzen, die ebenfalls im Bereich des Unternehmertums und der Freiberufler tätig sind. Wir stellten fest, dass die Menschen, die wir trafen, weltoffen und sehr freundlich waren, und wir haben in kürzester Zeit viele Freunde gefunden.“
Wie überall gibt es auch neue Probleme, Dinge, die nicht ideal funktionieren. Wir haben Emanuele gefragt, was er gerne in Rumänien geändert sehen würde:
Das Problem, das ich mit Rumänien habe, ist, dass es kein Land für 99% seiner Menschen ist. Wer in Bukarest Geld hat, geht in private Gesundheitsvorsorge, weil alle, die ein besseres Einkommen haben, nicht ins öffentliche Gesundheitssystem gehen wollen. Und das Gleiche scheint mir auch in anderen Gegenden zu passieren. Was ich ungerecht finde, ist, dass die Menschen, wenn sie die finanziellen Mittel dazu haben, zu bestimmten Dienstleistern gehen, die ein Privileg für diejenigen sind, die es sich leisten können. Und alle anderen tun das Beste, was sie aus der gegebenen Situation machen können. Ich finde es schade, dass wir zu einer Gesellschaft werden, in der viele Dinge privatisiert werden, die besser in öffentlicher Hand bleiben sollten.“
Emanuele mag die Gegend um den Sankt-Ana-See sehr und würde gerne mehr Zeit dort verbringen, weil es ein schöner Ort ist. Wir fragten ihn, ob er etwas aus seiner Heimat Sardinien vermisse:
Artischocken oder Spargel und natürlich das sardische Meer. Aber mit einem Direktflug nach Sardinien kann ich hin, wann immer ich will, und ich habe auch die Flexibilität, von dort aus zu arbeiten. Und dann kann ich nicht sagen, dass ich es furchtbar vermisse, nach Sardinien zu reisen oder dort zu leben.“
Zum Schluss haben wir Emanuele gebeten, jemandem einen Rat zu geben, der in Rumänien in ein Unternehmen investieren oder ein Start-up gründen möchte, und wir haben ihn auch gefragt, ob Rumänien unter diesem Gesichtspunkt attraktiv sei:
Es kommt sehr auf den Bereich an. Rumänien ist sicherlich sehr interessant, weil es ein Steuerparadies für Programmierer ist, was viele Programmierer aus dem Ausland hierher kommen lässt. Außerdem gibt es viele Absolventen des Polytechnikums, die programmieren können, und es ist sehr einfach, gute und wettbewerbsfähige Programmierer für den IT-Bereich der Unternehmen zu finden. Mir scheint, dass sich alle großen Städte sehr gut entwickeln, was die Unterstützung von Unternehmern angeht, von Cluj (Klausenburg) bis Oradea (Großwardein). Es gibt eine sehr interessante Entwicklung in dieser Hinsicht, also ja, ich würde Rumänien vorbehaltlos empfehlen.“