Student aus der Ukraine: „Rumänien ist kulturell sehr bunt“
George Botnar kommt aus der Ukraine und ist in einer rumänischsprachigen Familie aufgewachsen. Er studiert Bauingenieurwesen und möchte seine Leidenschaft, das 3D-Design, zum Beruf machen.
Carmen Pelin, 06.10.2020, 18:00
George Botnar kommt aus der Ukraine, aus der kleinen Stadt an der Donau Ismail, an der Grenze zu Rumänien. Der 18-jährige studiert Bauingenieurwesen an der Universität George Emil Palade“ im siebenbürgischen Târgu Mureş (Neumarkt am Mieresch). In Rumänien studiert er dank einem Stipendium für Auslandsrumänen. Mit der rumänischen Sprache ist er aufgewachsen.
Mein Vater kommt aus der Republik Moldau und meine Mutter aus einem rumänischen Dorf in der Ukraine. In der Schule musste ich auf Ukrainisch und Russisch lernen, meine Freunde zu Hause waren alle Russen und mit den Ukrainern konnte ich auch kein Rumänisch sprechen. Ich hatte die Sprache zum Teil verlernt, deswegen habe ich mich fürs Studium in Rumänien entschieden.“
In Târgu Mureş hat George Botnar sich als Freiwilliger in zahlreichen Projekten engagiert.
Freiwillige Arbeit zu leisten, ist sehr interessant, denn man kann viel lernen. Bei einem Projekt von University to Business habe ich zum Beispiel viel im Wirtschaftsbereich gelernt, beim Projekt ESTIEM (Europäische Studenten im Wirtschaftsingenieurwesen und Management) habe ich meine Kenntnisse in diesem Bereich deutlich vertieft.“
George Botnar ist immer offen fürs Neue und bereit, mehr zu lernen. Er liest gerne und versucht, seine Freizeit einer neuen Leidenschaft zu widmen: das 3D-Design. Einige seiner Werke wurden bereits auf einer 3D-Webseite gepostet.
Auf ArtStation wird 2D- und 3D-Kunst gepostet. Als 3D-Designer konnte ich auch Werke von mir dort posten. In meiner Freizeit lese ich auch viel, besonders Wirtschaftsbücher. Derzeit lese ich »Machinery of Freedom« (»Das Räderwerk der Freiheit«) des amerikanischen Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlers David Friedman.“
George Botnar hat sich in Rumänien schnell eingelebt, vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat er das Land bereist. Bald möchte er Timişoara (Temeswar) besuchen.
Meine Integration hier ist dank meinen Freunden gut gelaufen. Im Studentenheim und bei den Organisationen, wo ich freiwillige Arbeit leistete, habe ich nette Menschen kennengelernt, mit denen ich jetzt befreundet bin. Târgu Mureş ist zudem eine multikulturelle Stadt, und an der Uni habe ich viele ausländische Studenten kennengelernt, was meine Integration hier umso leichter machte. Rumänien ist ein sehr schönes Land, hier habe ich zum ersten Mal Berge gesehen, selbst wenn wir das auch in der Ukraine haben. Die Karpaten, Cheile Bicazului (die Bicaz-Klamm), der Vulkansee Lacul Roşu, die Landschaften hier sind atemberaubend. Ich habe zudem Bukarest, Sibiu (Hermannstadt) und Braşov (Kronstadt) besucht. Ich habe mich in Bukarest verliebt und möchte in Zukunft dort leben. In Sibiu und Sighişoara (Schäßburg) lässt sich eine Mischung aus der rumänischen und deutschen Kultur feststellen, in Târgu Mureș tragen die Architektur und die Mentalität der Menschen auch ungarische Merkmale. Die siebenbürgischen Städte sind aus kultureller Sicht sehr bunt.“
George Botnar ist ein leidenschaftlicher Informatiker, der auch die Freiheit liebt, die einem das Unternehmertum bietet. Wie unser Gesprächspartner seine berufliche Zukunft sieht, erläutert er in den folgenden Minuten:
Was mich besonders interessieren würde, ist eine Mischung aus Ingenieurswesen, Technik im Allgemeinen und Unternehmertum. Ich blicke optimistisch in die Zukunft, ich möchte ein Start Up im IT-Bereich, Automatisierung besser gesagt, gründen. Ich möchte mich zudem als 3D-Designer weiterentwickeln. Das ist in Rumänien ein neuer Bereich, der noch so viel zu bieten hat.“
George Botnar setzt derzeit seine Studien in Târgu Mureş fort. Im Zusammenhang mit der Covid-19 Pandemie möchte er seinen Freunden überall in Europa eine Botschaft ausrichten:
Meinen Freunden in Rumänien, in der Ukraine, in Italien, Frankreich, möchte ich sagen: Seid bitte nicht traurig! Wie sollen das schätzen, was wir haben, und alles wird gut sein. Ich bin mir sicher, dass wir uns bald treffen werden!“