Tanzkünstler aus Österreich: „Jeder braucht mal Zeit für sich selbst“
Der Österreicher Fabio Gerhold lebt seit 2017 in Rumänien. Rumänien und die rumänische Kultur liegen ihm sehr nah am Herzen. Die lebendige Kunstszene Bukarests bietet dem begeisterten Tänzer den perfekten Raum, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen.
Hildegard Ignătescu, 12.05.2020, 18:00
Fabio Gerhold liebt tanzen und Fremdsprachen. Der begeisterte Fotograf spricht nebst seiner Muttersprache Deutsch fließend Englisch, Russisch und Rumänisch und lernt derzeit auch Farsi. Er hat in seinem Heimatland Österreich und in Schottland studiert, dort hat er auch seine Freundin kennengelernt, und jetzt leben sie zusammen in Bukarest. Die rumänische Kultur liegt ihm sehr nah am Herzen. Seit 2017 unterrichtet Fabio zeitgenössischen Tanz und arbeitet als Marketing-Assistent im Österreichischen Tourismusamt in Bukarest. Fabio liebt die Natur und die Wanderungen und treibt Sport jeden Tag. Wie geht eine aktive Person mit den neuen Bedingungen während der Coronavirus-Pandemie um?
Die zwei Monate waren einigermaßen willkommen, weil ich immer sehr viel zu tun hatte, und aus diesem Anlass konnte ich feststellen, dass ich endlich auch Zeit für mich brauche — einfach daheim bleiben, sich mit seinen eigenen Gedanken beschäftigen. Während dieser Pandemie haben eigentlich viele Menschen festgestellt, dass sie langsamer leben müssen und ab und zu Ruhe, Zeit mit sich selbst und mit den eigenen Gedanken brauchen. Die Luft ist auch sauberer in Bukarest, die Verschmutzung in der rumänischen Hauptstadt nahm in den letzten Jahren bekanntlich erheblich zu, und jetzt habe ich mit Überraschung festgestellt, dass man auch in Bukarest frische Luft genießen kann. Ich habe zudem viel Zeit dem Studium gewidmet. Ich lerne neue Fremdsprachen und Graphikdesign. Weil ich keine Kinder habe, habe ich auch kochen gelernt, ich backe auch Brot sehr gerne. Ich bin stolz auf das Ergebnis. Leider kann man jetzt nicht mehr reisen, wir schmieden derzeit keine Urlaubspläne und es tut mir sehr leid, dass der Tourismus so stark von der Pandemie betroffen wurde.“
Fabio Gerhold hat in Wien zeitgenössischen Tanz studiert und vor dem Lockdown verbrachte er in Bukarest viel Zeit im Tanzstudio. Fabio treibt gerne Sport im Freien und hofft, dass nach dem Lockdown auch die Bukarester das Fahrrad vermehrt als alltägliches Verkehrsmittel nutzen werden. Wir haben unseren Gesprächspartner gefragt, was er nach dem Lockdown machen möchte und was ihm während dieser Zeit besonders fehlte:
Natürlich vermisste ich meinen Alltag im Tanzstudio und alles, was ich bislang für selbstverständlich hielt. In jedem Bereich soll man aber ab und zu eine Pause machen. Jetzt warte ich ungeduldig, dass das Tanzstudio wieder öffnet. Während dieser Zeit habe ich zudem bemerkt, wie vielfältig mein Viertel ist, was die Architektur angeht, denn ich bin viel auf den Gassen in meiner Nachbarschaft spazieren gegangen. Die Stadt ist viel schöner im Frühling, wenn die Bäume blühen und die Luft sehr frisch ist. Die erste Sache, die ich nach dem Lockdown machen werde, ist, in Rumänien ins Gebirge zu fahren und mein Heimatland Österreich zu besuchen. Ich bin neugierig auch auf die Region Moldau im Osten Rumäniens und ihre Umgebungen.“