Ayako Funatsu: Wahlrumänin aus Japan will Volkskunst beider Heimaten verbinden
Ayako Funatsu ist im Jahr 2000 nach Rumänien gezogen und möchte in ihrer Wahlheimat bleiben, weil sie hier die Inspirationsquelle für ihre Kunst findet.
Hildegard Ignătescu, 31.03.2020, 18:00
Ayako Funatsu wurde in Yokohama bei Tokio geboren. In der Lokalzeitung ihrer Stadt hat sie in den Neunzigern einen Artikel über Rumänien gelesen. Der Artikel hat sie dazu bewegt, das weit entfernte und für sie interessant erscheinende Land im Südosten Europas zu besuchen. Zwei Wochen lang hat sie Rumänien bereist, von Sibiu (Hermannstadt) bis Suceava, und während der Reise Menschen kennengelernt, mit denen sie auch heute noch häufig im Kontakt ist. Nach 1995 hat Ayako jedes Jahr Rumänien besucht und im Jahr 2000 ist sie nach Rumänien gezogen. In Rumänien hat sie als Reiseleiterin gearbeitet und den japanischen Touristen mit viel Enthusiasmus ihre Wahlheimat gezeigt. Doch was war ihr erster Eindruck von Rumänien?
Ich war 25, als ich Rumänien zum ersten Mal besuchte, und nie zuvor hatte ich ein so schönes Land mit so vielen freundlichen und warmherzigen Menschen gesehen. Den japanischen Touristen habe ich die Bukowina gezeigt, die mir so nah am Herzen liegt und mich bei meinem ersten Besuch hier so stark beeindruckte. Ich habe ihnen über die rumänische Geschichte erzählt, die ich sehr interessant finde. Ich glaube, ich kenne die rumänische Geschichte besser als die japanische. Natürlich waren die japanischen Touristen auch von der rumänischen Küche und der Gastfreundschaft der Rumänen sehr beeindruckt. Jedes Mal, als wir ein Dorf in Rumänien besuchten, zeigten uns die Menschen ihre Häuser und luden uns sogar zum Essen ein. Ich liebe auch mein Land, natürlich, aber in Japan sind die Beziehungen anders. Die Rumänen sind offen, sie empfangen ihre Gäste mit offenen Armen, das ist etwas, was man in Japan schon lange nicht mehr macht.“
Ayako Funatsu hat im westrumänischen Timişoara (Temeswar) Kommunikationswissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit studiert, dann hat sie angefangen, Origami-Workshops zu halten. Derzeit führt sie ihr eigenes Geschäft. Sie bastelt Papierblumen nach japanischer Kunst und möchte ihre Kunst einmal im Rumänischen Kunstmuseum ausstellen. Ayako war von den rumänischen Traditionen schon bei ihrem ersten Besuch in Rumänien sehr beeindruckt. Jetzt spricht sie Rumänisch fließend und übt dennoch jeden Tag. Rumänisch ist allerdings die erste Fremdsprache, die sie gelernt hat, und daher möchte sie ihre Kenntnisse vertiefen. Sie singt rumänische Liebeslieder, sie liebt die Gedichte des romantischen Dichters Eminescu, sie liest rumänische Literatur, sie trägt die traditionelle Trachtenbluse ie (auch: iie — dt. Leinenbluse). Wie sie uns eröffnete, hat sie fünf traditionelle Trachtenblusen in ihrer Garderobe und sie trage eine jeweils andere jeden Tag und zu den orthodoxen Festen. Jeden Feiertag verbringt sie auf dem Lande. An einer Ostermesse in einer orthodoxen Kirche hat sie 1997 zum ersten Mal teilgenommen. Seitdem sie im Jahr 2000 nach Rumänien gezogen ist, beteiligt sie sich jedes Jahr um Mitternacht an der Ostermesse und sonntags am Gottesdienst in einer orthodoxen Kirche. Selbst wenn sie die Predigt nicht vollständig versteht, fühle sie sich wohl in einer orthodoxen Kirche. Ayako Funatsu möchte als Künstlerin eine Kunst schaffen, die es noch nicht gibt, eine Mischung aus japanischer und rumänischer Volkskunst. Dafür möchte sie in Rumänien bleiben, weil sie hier die Inspirationsquelle ihrer Kunst findet.