Student aus Kamerun: „Hier kann ich ein international anerkanntes Diplom erlangen“
Jean-Paul Missé Missé kommt aus Kamerun und studiert in Bukarest Politikwissenschaft. In Rumänien hat er sich schnell eingelebt und die Rumänen haben ihn freundlich aufgenommen, er erlebte aber auch Rassismus oder befremdende Blicke im Alltag.
Carmen Pelin, 25.02.2020, 18:00
Hallo, mein Name ist Jean-Paul Missé Missé — Missé Missé ist mein Nachname, in meinem Dialekt, der Bantusprache Abo, heißt es ‚Sand‘. Ich komme aus Kamerun, aus der politischen Hauptstadt Yaoundé, ich bin aber in Douala geboren, diese ist die wirtschaftliche Hauptstadt des Landes. Ich bin Ingenieur für Kommunikationstechnik von Beruf und in Rumänien studiere ich Politikwissenschaft. Das war mein Traum, in diesem Bereich zu arbeiten, ich möchte eigentlich beides machen, denn ich möchte politische Projekte für mein Land umsetzen.“
Jean-Paul Missé Missé ist zum ersten Mal 2019 nach Rumänien gekommen. Jetzt studiert er im ersten Jahr an der Bukarester Universität. Er erhielt ein Stipendium der Rumänischen Botschaft in Nigeria. Warum Rumänien, erläutert unser Gesprächspartner in den folgenden Minuten:
Ich wollte immer dieses Land sehen. Den Triumphbogen in Bukarest habe ich schon vor meiner Ankunft mehrmals im Internet gesehen, auch das Schloss Bran, das ich einmal besuchen möchte. Ich hatte schon immer ein großes Interesse für dieses Land, seine Geschichte, seine Kultur und seine Menschen. Ich wollte so sehr das Land hautnah erleben. Die Menschen sind unterschiedlich, es gibt gute und schlechte, zudem kann ich hier ein Diplom erhalten, das auf internationaler Ebene anerkannt wird. Mein älterer Bruder hat ebenfalls hier Politikwissenschaft studiert, dann ist er nach Kamerun zurückgekommen, dort arbeitet er in diesem Bereich und er hat mir nahegelegt, ebenfalls in Rumänien zu studieren.“
2022 soll Jean-Paul Missé Missé sein Studium in Rumänien abschließen. Hier möchte er ein Geschäft im Bereich der Kommunikation gründen und eine Karriere in der Politik machen. In seiner Freizeit schaut er gerne Filme an, trifft seine Freunde und spielt Tischtennis. Er fühlt sich wohl in der rumänischen Hauptstadt. Wie seine ersten Tage in Rumänien waren, erläutert unser Gesprächspartner:
Dieses Land hat mich gut aufgenommen. Meine Kollegen haben mich sehr gut auch im Studentenheim empfangen. Ich war der einzige Schwarze unter Rumänen. Sie hießen mich gleich willkommen und wir haben uns vom ersten Abend viel unterhalten. Jetzt sind wir gute Freunde. Es gibt jedoch immer ein Aber. Auch in der Schule ist alles sehr gut, die Kollegen und Professoren sind sehr nett zu mir, aber manchmal höre ich auf der Straße: ‚Du Schwarzer!‘ Das ist jedoch kein Problem, ich bin nun mal schwarz, also stört mich das nicht. Oder im Bus starrt mich eine Gruppe von Jugendlichen an und dann lachen sie. Aber ich muss ja auch mit solchen Menschen umgehen und man kann solche Situationen erleben, ich sage mir aber, dass es irgendwie normal ist und zu erwarten gewesen wäre. Aber im Allgemeinen ist alles gut. Ein älterer Mann hat mich neulich in einem Supermarkt auf Französisch gefragt: ‚Ça va, mon fils?‘ / ‚Wie geht es dir, mein Sohn?‘ Ich antwortete: ‚Ça va très bien.‘ / ‚Es geht mir sehr gut.‘ Dann hat er mich gefragt, ob ich Französisch spreche, ich habe ja gesagt, und dann hat er angefangen zu singen: ‚Comment ça va, comme ci, comme ci, comme ci, comme ça‘ — das Refrain eines bekannten Hits aus den Achtzigern (der niederländischen Boy-Band »The Shorts«). Das hat uns beide zum Lachen gebracht, auch die anderen Menschen im Supermarkt.“