Gianluca Dova: „Die Rumänen sind immer bereit, für ihre Rechte auf die Straße zu gehen“
Gianluca Dova lebt seit 25 Jahren in Rumänien. Mittlerweile hat er hier eine Familie gegründet und leitet ein Unternehmen, das 100 Menschen beschäftigt. Er kennt seine Wahlheimat mit ihrer guten und schlechten Seite.
Hildegard Ignătescu, 02.07.2019, 17:45
Für Gianluca Dova bedeutet Zuhause“ Bukarest. Er wurde in Rom geboren, seit 1995 lebt er aber in Rumänien. Fast 25 Jahre in seiner Wahlheimat, ein neues Leben, eine Familie — Gianluca Dova zog nach Rumänien für eine große profesionelle Chance und ist hier geblieben:
Rumänien ist jetzt mein Zuhause und so wird es auch in Zukunft sein. Meine Ankunft hier vor 25 Jahren verdanke ich eigentlich einer Summe von Zufällen. Meine Eltern hatten eine IT-Firma und mein Vater hat mich davon überredet, in den Sommerferien zusammen mit meiner Mutter nach Rumänien zu kommen, um einigen rumänischen Studentinnen beim Schreiben ihrer Diplomarbeit auf Italienisch zu helfen. Eine Woche wurde zu einem Monat, meine Mutter war indes nach Italien zurückgekehrt, und ich bin da geblieben, denn ich wollte hier arbeiten. Hier habe ich mich sehr wohl gefühlt, weil die Mentalität der Rumänen sehr ähnlich zur Mentalität der Italiener war. Ich war 23, als ich nach Rumänien gekommen bin, und kann sagen, dass ich hier so viel gelernt habe. Dann habe ich hier eine Familie gegründet, ich habe zwei Kinder. Rumänien ist mein zweites Zuhause und jedes Mal spreche ich sehr schön über dieses Land. Mir fallen oft negative Klischees in den Medienberichten über die Rumänen in Italien auf, und nur wenige Italiener wollen die Situation jenseits der Stereotypen bewerten. Die meisten von ihnen haben sich in Italien sehr gut integriert.“
Unser Gesprächspartner hat sich auch in Rumänien sehr gut integriert und er kennt seine neue Heimat sehr gut, mit seinen guten und schlechten Aspekten. Gianluca Dova hat das Land mehrmals bereist, er liebt die Natur und leitet jetzt ein Unternehmen, das 100 Menschen beschäftigt. Wie sich die rumänischen Angestellten von den italienischen unterscheiden, erläutert unser Gesprächspartner in den folgenden Minuten:
Ich glaube nicht, dass die Italiener und die Rumänen sich voneinander unterscheiden, sie sind sich sehr ähnlich. Ich mag mehr mit rumänischen Frauen arbeiten, ehrlich gesagt, ich finde, sie haben eine stärkere Persönlichkeit als die Männer und sind sehr, sehr ernst. Die Männer sind auch gute Angestellte, aber wenn ich wählen darf, würde ich lieber mit den Frauen arbeiten, man kann ihnen immer vertrauen. Natürlich gibt es hier viele Sachen, die verbessert werden sollten, aber dasselbe kann ich auch über Italien sagen. Die Korruption ist bekanntlich ein großes Problem Rumäniens und darüber soll man offen sprechen. Damit werden auch westeuropäische Staaten konfrontiert und wir sollen uns darüber nicht schämen. Eine Mentalitätsänderung ist in beiden Ländern notwendig. Sowohl die Italiener als auch die Rumänen müssen sich dessen bewusst werden, dass man einige Sachen anders machen soll. Man muss für seine Rechte kämpfen, und in letzter Zeit habe ich mit viel Freude festgestellt, dass die Rumänen das sehr gut machen, sie gehen auf die Straße für Demokratie und für ihre Rechte. In den Neunzigern war es anders in Rumänien, es gab keine Demos, keine Streiks. Ich bin selber Arbeitgeber und weiß, welche Folgen ein Streik haben könnte, aber die Menschen müssen für ihre Rechte kämpfen, wenn diese verletzt werden. Wir alle müssen uns für eine Mentalitätsänderung einsetzen. Was mir hier in Rumänien am meisten gefällt, kann ich leider nach Italien nicht mitnehmen, das ist die Natur, die ich als einzigartig bezeichnen würde. Meine Kinder, meine Erinnerungen, die trage ich immer in meinem Herzen.“