Italienische Rumänistik-Studentin auf den Spuren der rumänischen Klassiker
Heute stellen wir Ihnen die Italienerin Sharon Scabin vor, die in der nordostrumänischen Stadt Iaşi rumänische Literatur studiert. Die moldauische Kulturmetropole ist ihr schnell ans Herz gewachsen.
Corina Sabău, 13.11.2017, 18:02
Sharon Scabin ist Erasmus-Stipendiatin an der Alexandru-Ioan-Cuza-Universität in Iaşi/Jassy (im Nordosten Rumäniens). Als sie an der Universität in Padua studierte, beschloss Sharon, nach Rumänien zu kommen, um in Iaşi einen Sommerkurs für Romanistik-Studenten, die ihre Rumänisch-Kenntnisse vertiefen wollten, zu besuchen. Die charmante Kulturstadt in der Moldau ist ihr schnell ans Herz gewachsen, und Sharon nutzte jede Gelegenheit, um immer wieder nach Iaşi zurückzukehren. Sharon Scabin:
An der Universität in Padua studierte ich zuerst Russisch. Als mir aber klar wurde, dass die russische Sprache nicht gerade meinen Wünschen entsprach, suchte ich mir etwas Anderes. Und so geschah es, dass einige meiner Freunde, Italiener, die in Rumänien lebten und arbeiteten, mir vorschlugen, Rumänisch zu studieren. Sehr schnell wurde mir klar, dass die rumänische Sprache und Literatur mir naheliegen und dass ich Lust hatte, meine Kenntnisse in diesem Bereich zu vertiefen. Mit der Zeit erfuhr ich auch mehr über das Bildungssystem in Rumänien, das den Studenten mehr Erfahrungen bietet als das Bildungssystem in Italien. Es gibt viele Unterschiede zwischen den zwei Systemen. In Rumänien verbringt man weniger Zeit an der Uni, im Vorlesungssaal, aber die Studenten sind wirklich sehr gut vorbereitet, besser als in Italien. In Italien wird eine strikte Anwesenheit im Vorlesungssaal verlangt. Die Bibliographie, die ich in Rumänien zum Studium brauche, ist viel reicher als das, was man in Italien lesen muss. Als ich zum ersten Mal sah, was ich alles lesen sollte, war ich verblüfft. Dann wurde mir aber klar, dass im rumänischen System die Lektüre besonders wichtig ist. Bei den Seminaren an der Universität Iaşi wird aufgrund der gelesenen Werke diskutiert, es werden wichtige Elemente hervorgehoben und geklärt. So wird der Student ein wichtiger Teil des Uni-Lebens.“
Nach und nach hat Sharon die rumänische Sprache und die rumänische Literatur kennen und lieben gelernt. Sie hat die Werke der wichtigsten rumänischen Autoren gelesen:
Mircea Eliade war für mich Liebe auf den ersten Blick. Bei einer Konferenz in Italien hörte ich eine wunderbare Professorin, die einen Vortrag über Mircea Eliade und die Kulturdiplomatie hielt. Der Vortrag hat mir enorm gefallen, und ich wollte mehr über Mircea Eliade erfahren. So begann ich, seine Werke zu lesen, und sie gefielen mir so gut, dass ich beschloss, meine Diplomarbeit über Mircea Eliade zu schreiben. Meine Diplomarbeit trägt den Titel »Kosmogonie in Mircea Eliades Werken«. Ich las sehr viele rumänische Autoren und jetzt kann ich sagen, dass ich die rumänische Literatur mit jedem Tag mehr liebe. Nun habe ich die Möglichkeit, jeden Tag in Iaşi spazieren zu gehen, in dieser wunderschönen Stadt, in der Mihai Eminescu, Ion Creangă, Ion Luca Caragiale auch spazieren gegangen sind. Es ist für mich ein besonderes Gefühl, auf denselben Straßen, auf den Spuren dieser großen Schriftsteller zu gehen.“
Sharon sagte uns, dass sie angefangen hat, Rumänien zu lieben, weil die Rumänen, die sie hier kennenlernte, besonders freundlich waren. Die Stadt Iaşi ist für sie eine zweite Heimat geworden, und Sharon würde gerne für immer hier bleiben.