Kanadischer Tauchlehrer setzt sich für saubere Gewässer ein
Tom Alberelli ist Tauchlehrer seit 23 Jahren. Er wurde in Ottawa, in Kanada geboren. Dort lebte er auch bis vor knapp zwei Jahren, als er zusammen mit seiner Ehefrau, einer Rumänin, beschloss, nach Rumänien zu ziehen.
Luana Pleşea, 23.10.2017, 18:00
Das Ehepaar Alberelli lebt derzeit in Bukarest. Vor dem Umzug aus Kanada erwägte der Tauchlehrer Tom Alberelli ganz genau alle Möglichkeiten:
Ich interessierte mich über die Tauchmöglichkeiten in Rumänien. Der rumänische Markt entwickelt sich, er erfährt viele Änderungen und das Tauchen ist ein relativ neuer Bereich. Ich fand heraus, dass es unwahrscheinliche Möglichkeiten vor Ort gibt. Also beschlossen wir, umzuziehen. Ich bin begeistert von Rumänien. In Kanada und in Nordamerika, wo ich als Tauchlehrer arbeitete, waren 60% der Tauchschüler Männer und 40% Frauen. In Rumänien ist das Verhältnis von 90% zu 10% zugunsten der Männer. Darin liegt ein noch unausgeschöpftes Potenzial. Die Leute stellen sich Rumänien nicht als Tauchreiseziel vor. Wer an Sharm El Sheikh, Jamaika oder Kuba denkt, verbindet diese Reiseziele gleich mit Scuba Diving. Nichtsdestotrotz ist Rumänien ein passender Ort zum Tauchen. Die Bedingungen und Umstände, unter denen hier getaucht wird, sind ähnlich wie die in Kanada im Hinblick auf die Sichtbarkeit oder auf die Saison, in der getaucht werden kann (ab Mai bis September). Die Wassertemperatur, die Möglichkeit, in Salz- oder Süßwasser zu tauchen — all das ist in Rumänien gegeben. Ich fühle mich herausgefordert, die Leute fürs Tauchen zu interessieren. Mein Tauchkurs legt großen Wert auf das Erlebnis an und für sich, auf die Reise, und nicht auf das Reiseziel. Die Kursteilnehmer verbringen einen Tag in einem besonderen Umfeld.“
Tom Alberelli ist PADI-Mitglied. PADI ist der Berufsverein für Tauchlehrer (Professional Association of Diving Instructors). Er ist der einzige Tauchlehrer, der andere Tauchlehrer in Rumänien ausbilden darf, erzählte er uns. Er fördert gerne den rumänischen Tourismus und meint, Rumänien biete hervorragende Bedingungen für Tauchaktivitäten:
Rumänien wird allgemein nicht als Tauchreiseziel betrachtet. Doch ich entdeckte mit Begeisterung, dass es hier gute Tauchmöglichkeiten gibt. Hier kann in Salzwasser, im Schwarzen Meer oder in Süßwasser, in verschiedenen Seen und Flüssen getaucht werden. Seitdem ich in Rumänien lebe, bin ich an mehr an 12 Stellen in unterschiedlichen Regionen Rumäniens getaucht. Die Wrack-Tauchgänge bieten ein besonderes Erlebnis und im Schwarzen Meer gibt es viele Wracks, etwa 20, mit einer Länge von 10 bis 20 m. Ich bin in Constanţa, in der Nähe des Casinos getaucht. Es ist ein sehr günstiger Ort zum Tauchen, da kann man viele Seepferde sehen. Als ich im Roten See oder in der Karibik als Tauchlehrer arbeitete, sah ich einen, vielleicht zwei Seepferde im Jahr. Hier kann man gegen Saisonende 10, sogar 20 Seepferde erblicken. Höchst interessant. Auch im Ferienort Eforie Sud können viele Meereswesen gesehen werden. Vor Kurzem habe ich ein Haifisch erhascht. Er war etwa 1,5 m lang und sehr schön! In Agigea habe ich Delfine gesehen! In Costineşti habe ich Wracktauchen gemacht, es gibt da einen Wrack im Schwarzen Meer. Getaucht bin ich allerdings auch in Neptun, Jupiter, Vama Veche. Aber auch in den Seen Iacobdeal im Landkreis Tulcea sowie im Gebirgssee Bolboci.“
Die Reinigung von Gewässern, die Beseitigung von Abfällen und Müll aus dem Wasser ist eine große Leidenschaft des Tauchlehrers Tom Alberelli:
Das Problem ist, die Menschen schmeißen Abfälle ins Wasser. Manche absichtlich, manche aus Versehen. Ein Beispiel: Irgendjemand tut etwas in den Müllkorb. Dann weht der Wind und trägt es zum Meer hin. So verschmutzt man unabsichtlich das Meer. Doch manche tun es absichtlich. Zum Beispiel wenn jemand mit einem Boot hinausfährt aufs Meer, eine Zigarette raucht und den Zigarettenstummel ins Wasser schmeißt. Ein Fisch verwechselt den Stummel mit einem Stückchen Nahrung, verschlingt es und stirbt daran. Mein Bestreben ist, die Menschen zu belehren. Ich sage ihnen immer, sie sollen nichts aus dem Meer beseitigen, sei es lebendig oder tot. Eine leere Muschel ist vermutlich das Zuhause eines anderen Meereswesens. Alles hat seinen Grund zum Dasein. Viele Menschen verbringen ihren Urlaub am Meer und wenn sie abreisen, möchten sie ein Andenken mitnehmen. Und sie füllen eine Flasche mit Sand. Doch das ist schädlich für die Umwelt. Die Leute sehen das leider nicht ein. Der Sand saugt die Wellen auf, die den Strand erreichen. Wenn wir ständig Sand vom Strand entfernen, werden die Wellen immer höher sein und schließlich wird der Strand überschwemmt. Meinen Schülern bringe ich bei, die Abfälle, sie sie beim Tauchen im Wasser bemerken, aus dem Wasser zu entfernen. Ein Tauchgang, ein Abfall. Letztes Jahr haben wir den See Ciuperca in Tulcea gereinigt. Wir haben fast 250 Kilo Müll entsorgt.“
Tom Alberelli lebt seit gut 2 Jahren in Rumänien. Und er mag es hier:
Ich arbeite seit 23 Jahren als Tauchlehrer. In dieser Zwischenzeit habe ich mich in mehr als 14 Ländern zu beruflichen Zwecken aufgehalten. Ich liebe es, neue Erfahrungen zu sammeln und passe mich relativ schnell an neue Kulturen an. Rumänien liebe ich vom ganzen Herzen. Die Menschen sind sehr freundlich und leidenschaftlich, die Kultur ganz vielfältig. Ich liebe die hiesigen Traditionen, die Festtage. In Kanada habe ich niemals etwas Ähnliches erlebt. Und ich liebe das Essen. In diesen 2 Jahren habe ich mindestens 10 Kilo zugenommen. Im Laufe des Winters werde ich Tauchkurse halten. Ich werde zusammen mit den Kursteilnehmern Rumänien neuentdecken. Denn die Leute kennen ihr Land, allerdings aus einem anderen Blickwinkel. Die Unterwasserperspektive ist auf jeden Fall beeindruckend.“