Kana Hashimoto, Wahlrumänin aus Japan: „Rumänen haben viel Geduld“
Nicht nur aus Europa, sondern selbst aus Fernost finden Menschen eine neue Heimat in Rumänien. Mit der Japanerin Kana Hashimoto sprach Hildegard Ignătescu.
Hildegard Ignătescu, 16.08.2017, 17:45
Die Tokioterin Kana Hashimoto lebt schon seit 20 Jahren in Rumänien. Ihr Vater hatte Geschäfte hier und nach dem Gymnasium begleitete ihn Kana Hashimoto immer wieder auf Reisen, denn ihr lag der europäische Lebensstil. Sie wäre gerne nach Frankreich gezogen, dessen Kultur und Musik sie bewundert. Tatsächlich lebte sie einige Zeit in Paris, doch es war Rumänien, wo sie richtig erwachsen wurde. Kana Hashimoto heiratete einen Rumänen, ihre beiden Kinder tragen einen japanischen und einen rumänischen Vornamen. In Bukarest studierte sie Schauspielkunst und schloss schnell viele Freundschaften. Hashimoto bekam auch Rolle auf Prestigebühnen wie dem Nationaltheater oder dem Theater Act in Bukarest. Doch am besten erzählt sie die eigene Geschichte:
Warum Rumänien? Ich träumte von Europa und mein Vater hatte hier eine Firma, die sich hier mit Kosmetik und Tourismus befasst. Er sagte mir, doch nach Rumänien zu kommen, und das Land wurde mir sehr vertraut. Zum ersten Mal war ich hier mit 8 Jahren, dann später mit 14, 17 und 18 Jahren. Ich kam nicht jedes Jahr, sondern begleitete meinen Vater in den Sommerferien“.
Dann bleib sie einfach, denn sie mochte ihre Uni und die Schauspielerkollegen und ihre Professoren. Das war faszinierend, sagt sie — aber leider ist sie in diesem Beruf nicht oft genug tätig. Einmal im Jahr geht Kana Hashimoto zurück nach Japan.
Zuhause ist für mich immer noch Japan und mir fehlt am meisten die japanische Sprache. Es gab immer wieder auch eine ganze Woche, in der ich nicht Japanisch hörte, aber durch Youtube fühle ich mich näher. Als ich jung war, fielen mir viele Unterschiede in Erziehung, im Umgang mit Kinderkrankheiten und in der Esskultur kaum auf, aber als Mutter erkenne ich jetzt, wie riesengroß dieser Unterschied ist zwischen der Kindererziehung heute und meiner eigenen Erziehung“, meint Kana Hashimoto.
Japaner essen auch anders, sagt sie, es gibt dort eine ganz andere Vorstellung über eine ausgeglichene Ernährung. Rumänien hat sie kulinarisch fasziniert, und weil sie sich so intensiv mit Gastronomie auseinandersetzte, öffnete sie ein japanisches Restaurant, wo sie versucht, den Bukarestern die japanischen Essgewohnheiten zu vermitteln. Das ist jetzt ihre Leidenschaft — japanische Kultur durch die Gastronomie nach Rumänien zu bringen.
Doch bei all ihren Einwänden zur unausgeglichenen rumänische Küche — die Mititei-Würstchen und die Kuttelsuppe sagen ihr immerhin zu. Die Natur und die Menschen sind ihr aber wichtiger.
Auch die Natur hier mag ich, ich ziehe es vor, ins Gebirge zu fahren. Ich bewundere die Menschen hier, ihre echte Freundschaft. Die Leute haben sehr viel Geduld, besonders die Frauen — von ihnen habe ich gelernt, geduldiger zu sein und nicht so schnell aufzugeben. Die rumänischen Frauen finde ich sehr arbeitsam, schön und warmherzig. Ich habe ein Jahr in Paris verbracht und habe bemerkt, dass die Rumänen dort eine eigene Gemeinde haben und einander helfen, weil sie aus dem gleichen Land kommen. Sie haben mich akzeptiert, obwohl ich Japanerin bin“, erzählt Kana Hashimoto.
Und sie kann sich denken, warum gerade die Rumänen im Ausland sie angenommen haben — es ist eben schwer, in der Fremde zu sein. Auch sie selbst spiele manchmal mit dem Gedanken, zurück nach Japan zu gehen, beichtet sie. Man muss sich seiner Nation nicht schämen, sonst kann man sich ja nirgendwo mehr gut fühlen, glaubt Kana Hashimoto — und dieses Selbstbild färbt schließlich auch darauf ab, wie andere dich sehen.