Venezolaner Humberto Miquilena: Rumänien und Lateinamerika haben vieles gemeinsam
Den Auftakt der venezolanischen Kulturwoche in Bukarest hat in diesem Jahr eine Ausstellungseröffnung der besonderen Art gebildet. Der begabte und kreative Künstler Humberto Miquilena präsentierte dabei seine Gemälde und Skizzen.
Daniel Onea, 08.07.2016, 17:53
Den Auftakt der venezolanischen Kulturwoche in Bukarest hat in diesem Jahr eine Ausstellungseröffnung der besonderen Art gebildet. Der begabte und kreative Künstler Humberto Miquilena präsentierte dabei seine Gemälde und Skizzen. Der Venezolaner lebt in Bukarest, wo er eine vielversprechende künstlerische Karriere entwickelt. Der aus Caracas stammende Humberto Miquilena lebt und schafft nun in Rumänien. Das Land sei ihm inzwischen ans Herz gewachsen, außerdem habe er hier die Hobbys vertiefen können, denen er in der Heimat Venezuela nachging.
Die Musik und die Malerei waren für mich zu Hause wie ein Hobby, denn ich bin eigentlich gelernter Graphik-Designer. Ich übte mich hin und wieder im Malen und Musizieren, und zwar dann, wenn mich die Inspiration packte. Ich weiß nicht genau, was passiert ist, als ich in Europa ankam. Es war wie eine Art Offenbarung, eine Anziehungskraft, die von der Kunst ausging. Als erstes bereiste ich Italien, ein Land mit einem reichen Kulturerbe, das für die Malerei und Bildhauerei berühmt ist. Bevor ich nach Rumänien kam, hatte ich recht wenig über Ihr Land gelesen. Es ist ein sehr interessantes Land, weil es das einzige Land mit lateinischen Wurzeln in Osteuropa ist. Es ist auch das einzige lateinische Land, das orthodox ist. Es gibt viele Dinge, die den Besucher hier anziehen. Und um ehrlich zu sein, fühle ich mich hier wie zuhause, seitdem ich den ersten Fuß in Rumänien gesetzt habe. Ich sage meiner Frau, ich spreche 70% rumänisch, bin aber zu 30% Rumäne.“
Humberto Miquilena glaubt, dass Lateinamerika und Rumänien viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Und er spricht von beiden Kulturen fast mit Zuwendung.
Die Gerichte, die Kultur. Mir gefällt dieses Land sehr. Der Humor ist derselbe wie in den lateinamerikanischen Ländern. Ich glaube, dass das die Integration ungemein erleichtert. Die rumänische Sprache hat viele Ähnlichkeiten mit der italienischen Sprache, aber noch mehr mit dem Spanischen, wie ich finde. Wir haben fünf Vokale, im Rumänischen gibt es sieben. Die Phonetik ist unterschiedlich. Das Klima hier ist anders. Wenn wir uns mit Freunden treffen, scherzen wir über den berüchtigten ‚Luftzug‘ [der im Volksglauben für alle möglichen Krankheiten verantwortlich sein soll — Anm. d. Red.]. Bei uns gibt es ihn nicht. Wir lassen unsere Häuser offen, die Fenster sind immer offen, weil das Klima anders ist. Die Liste mit den Unterschieden beginnt mit dem Klima. Ich kann mich noch an meine ersten Tage hier erinnern, in 2011. In Rom waren es 14 Grad Celsius. Nach zwei Flugstunden hatten wir -1 Grad. Ich hatte noch nie bei Temperaturen von -1 Grad gelebt. In Buenos Aires waren es 11 Grad. Es ist schon ein gewaltiger Unterschied. Die Dame am Flughafen sagte mir, dass es noch schlimmer werden würde. Auch beim Essen gibt es doch Unterschiede, die klimabedingt sind. Die Küche hier basiert auf viel Gemüse und Schweinefleisch. Es ist aber ein Land mit einer großen Kultur.“
Die Tavi Colen Band ist eine Pop-Rock-Band, die aus der Leidenschaft ihrer Mitglieder für Musik entstand. Seit zwei Jahren ist auch Humberto Miquilena Mitglied der Band.
Ich habe Tavi Colen vor zwei-zweieinhalb Jahren kennengelernt, bevor ich Mitglied in seiner Band wurde. Er war auf der Suche nach jemandem, der Bassgitarre spielt. Und ich hatte mehreren Freunden gesagt, die Musiker sind, dass ich das tue und ich die Bassgitarre spiele. Niemand kannte mich. Ein Freund musste mich empfehlen. Also trat ich der Band bei und jetzt spiele ich mit ihnen seit bereits zwei Jahren. So musste es wohl kommen. Am Anfang fiel es mir schwer, weil er eine sehr gute Stimme hat, er ist einer der besten Sänger des Landes und verbindet die Volksmusik mit dem Rock, mit der klassischen Musik, während ich zu Hause mehr Rock and Roll spielte. Es war einfacher für mich. Ich musste hier einige rumänische Volkslieder lernen, ich musste auch ein wenig klassische Musik lernen. Es war eine Herausforderung für mich und ich glaube, dass mir das soweit gut gelungen ist.“
Die rumänische Erfahrung habe seine persönliche Entwicklung vorangetrieben, sagt Miquilena. Er könne sich glücklich schätzen, weil er viele Leute kennenlernte, die an ihn glaubten und seinen Fähigkeiten vertrauten. Er ist Venezolaner, lebt aber fern von seiner Heimat und ist der Ansicht, dass er seiner Wahlheimat etwas bieten muss. Rumänien ist in seinen Augen ein der Kultur gegenüber offenes Land. Und er freut sich über das kulturelle Angebot, was ihn weiter motiviert.
Miquilena glaubt auch, dass es kein Zufall war, als er hier landete. Jetzt kann er sich nirgendwo anders auf der Welt sein Zuhause vorstellen. Rumänien zieht ihn auf seine eigene Weise an, manchmal ist das unerklärlich. Er spaziert gerne auf den Straßen der Hauptstadt und macht dabei Fotos von den alten Gebäuden. Ganz begeistert ist der von dem Zusammenspiel von Alt und Neu, in keinem anderen Land habe er das so feststellen können. Auch wenn er sein Leben jetzt genießt, erinnern seine Gemälde an seine Herkunft, an das Land, in dem andere Farben herrschen als hier. Rumänien ist ein Land mit lateinischen Wurzeln, das würde uns auch näherbringen, glaubt Miquilena. Und ihm bietet das ein Zugehörigkeitsgefühl und auch das Gefühl, zuhause zu sein.