Gilberto Ortega – kubanischer Drummer mischt rumänische Musikszene auf
Der Schlagzeuger Gilberto Ortega hat sich vor neun Jahren entschieden, sein Glück als Musiker in Rumänien zu versuchen. Seit 2006 ist er in seinem Adoptionsland zusammen mit zahlreichen einheimischen Stars auf die Bühne getreten.
Roxana Vasile, 12.02.2016, 18:33
Der Schlagzeuger Gilberto Ortega hat sich vor neun Jahren entschieden, sein Glück als Musiker in Rumänien zu versuchen. Seit 2006 ist er in seinem Adoptionsland zusammen mit zahlreichen Stars auf die Bühne getreten, als ausschlaggebende Erfahrung in seiner Karriere bezeichnet der Musiker die Zusammenarbeit mit dem Rundfunkorchester. Der gebürtige Kubaner hat sich in Rumänien schnell eingelebt, an die Kälte im Winter hat er sich jedoch noch nicht gewöhnt.
Er kommt direkt“ aus Kuba — wie er zu sagen pflegt — und ist Musiker. Sein Name ist Gilberto Ortega und vor neun Jahren hat er sein Heimatland hinter sich gelassen, um nach Rumänien zu ziehen. Er kann sich noch gut an den Tag seiner Ankunft in Bukarest erinnern: den 11. Juli 2006: Nach Rumänien zu ziehen, wo ich schon seit 9 Jahren lebe, bedeutete für mich, mein Leben zu ändern. Hier habe ich eine andere Kultur kennengelernt. Wir dürfen die Schritte nicht vergessen, die wir im Leben gemacht haben und wann das war.“
Gilberto spielt Schlagzeug. Die ebenfalls in Rumänien lebende argentinische Sängerin Analia Selis hatte ihm die Anregung dazu gegeben, sein Glück als Musiker hier zu versuchen. Sie brauchte einen Drummer und gab mir die Möglichkeit, mich ihrer Band anzuschließen. So bin ich nach Rumänien gekommen, es hat mir gefallen und bin hier geblieben. Das war alles.“ Es fiel ihm aber nicht leicht, sich in seiner neuen Heimat einzuleben, Gilberto Ortega tat aber sein Bestes dafür und nach großen Anstrengungen lernte er Rumänisch. Jetzt fällt es ihm nicht mehr schwer, ein Gespräch auf Rumänisch zu führen:
Als ich hier ankam, holte mich Analia Selis am Flughafen ab und brachte mich direkt zu Proben mit ihrer Band. Ich wusste nicht einmal, wo ich wohnen sollte, und das erste rumänische Wort, das ich lernte, war ‚şefa‘ (Chefin). Weil ich dann viel mit rumänischen Musikern gearbeitet habe, fing ich an, zu fragen, was dieses oder jenes Wort bedeutet, schaute viel fern und schrieb mir verschiedene Wörter in mein Notizbuch, das ich überall mithatte — so habe ich Rumänisch gelernt.“
Schwierig war für den Kubaner, sich auch an die rumänische Mentalität anzupassen. Gilberto Ortega ist ein Kämpfer und ein Sieger, wie es sich aus der Geschichte seines Lebens herausstellt. Selbst wenn er in einer musikalischen Familie aufgewachsen ist, wollte seine Mutter, dass er Jura studiert. Er gab jedoch seinen Traum nicht auf. 60-70% seiner Kenntnisse verdankt er seiner individuellen Arbeit: Seit 1998, als ich meine Karriere als Musiker startete, bis 2006, als ich nach Rumänien zog, hatte ich eine ununterbrochene Tätigkeit. Das war mein ganzes Leben: nur Musik, nichts anderes!“
Gilberto interpretierte in seinem Heimatland kubanische Volksmusik. Er ging in 25 Länder auf Tour: Meine Musik brachte mich überall in der Welt. Am Anfang reiste ich nach Japan, dann nach Mexiko. Europa durfte natürlich nicht fehlen: Italien, Frankreich, Deutschland, Belgien… Ich war auch in Kanada und den Kanarischen Inseln. In Chile war ich mehrmals, Reisen war mein ganzes Leben, bis ich nach Rumänien kam.“
Seine Musik brachte ihn auch in Rumänien überall hin, ein Land, das er jetzt sehr gut kennt. Seine Lieblingsstädte sind die südsiebenbürgischen Sibiu (Hermannstadt) und Braşov (Kronstadt) und das westrumänische Timişoara (Temeswar): Ich mag Kronstadt, weil es am Fuße der Berge liegt. In Hermannstadt lockt mich besonders die Architektur an. Dort bin ich oftmals bei einem Jazzfestival aufgetreten, wo ich mich sehr gut fühle.“
Gilberto Ortega ist zusammen mit vielen rumänischen Stars auf die Bühne getreten: Pepe, Ştefan Bănică Junior, Andra, Alex Velea und Connect-R. Er hat auch mit den Bands Mandinga und Bosquito zusammengearbeitet. Nicht zuletzt trat Gilberto auf der Konzertbühne der rumänischen Rundfunkanstalt zusammen mit dem Big-Band-Orchester unter der Leitung des renommierten Professors, Komponisten und Dirigenten Ionel Tudor auf. Dar war eine ausschlaggebende Erfahrung in meiner musikalischen Karriere. Die Musiker des Big-Band-Orchesters und Ionel Tudor sind ausgezeichnet und beweisen bei jedem Auftritt ihre hohe künstlerische Qualität. Ich habe viel von ihnen gelernt, deswegen werde ich mit dem Rundfunkorchester so lange arbeiten, wie ich kann. Ihre musikalische Erfahrung ist beeindruckend. Wir spielen Jazz und andere Genres und ich schätze sehr diese Zusammenarbeit!“
Drumset, Tumbadora, Bongos, Timbales — vielen von uns sind diese Begriffe oft unbekannt, für Gilberto Ortega haben sie kein Geheimnis mehr. Sie sind seine Lieblingsinstrumente. Unser Gespräch mit Gilberto Ortega fand bei -15 Grad statt. An die Kälte im Winter hat sich der gebürtige Kubaner noch nicht gewohnt. Er liebt Rumänien zumindest aus einem einzigen Grund: Hier hat er den ersten Schnee in seinem Leben erlebt!
Video: Wladimir Pesantez (ein weiterer Wahlrumäne, der aus Ecuador stammt) singt lateinamerikanische Musik auf der Bühne des Rundfunk-Konzertsaals. Gilberto Ortega spielt in dieser Aufzeichnung Bonogs.