Pascal Le Hen: französisch-rumänische Öffentlichkeitsarbeit über Facebook
Missverständnisse und negative Medienberichte prägten lange die öffentliche Wahrnehmung Rumäniens in Frankreich und umgekehrt. Pascal Le Hen, der in Rumänien eine zweite Heimat fand, wollte das ändern – mit einem Freundschaftsvereins und über Facebook.
Roxana Vasile, 11.09.2015, 18:10
Es gibt Ausländer, die sich in Rumänien wie zu Hause fühlen. Und sich entscheiden, ihr Leben hierzulande weiterzuführen. So auch der Franzose Pascal Le Hen. Er kam erstmals aus beruflichen Gründen nach Rumänien. Es gefiel ihm und so entschloss er sich, Rumänien zu seiner zweiten Heimat zu machen. Bukarest und Bordeaux liegen auf dem gleichen Breitengrad. Dennoch sind sie sehr verschieden — allein schon deswegen, weil Bukarest in Rumänien und Bordeaux in Frankreich liegt. Pascal Le Hen pendelt zwischen den beiden Städten.
Obwohl die Umgebung von Bordeaux und der südwestliche Teil Frankreichs sehr schön sind und das Leben dort sehr angenehm ist, muss ich ehrlich gestehen, dass ich es vorziehe, in Bukarest zu leben. Da geht es viel lebendiger zu, vor allem an Wochenenden. Ich komme ursprünglich aus der Bretagne, habe mich aber für Bordeaux wegen der dortigen Lebensqualität entschlossen. Doch wenn es um Bukarest geht, bin ich fanatisch. Ich kam das erste Mal nach Bukarest 2003, aus beruflichen Gründen. Das war vor gut zehn Jahren. Seither kam ich immer öfters, meine Aufenthalte wurden immer länger, bis es irgendwann dazu kam, dass ich hier blieb. Das war 2005-2006. Auch damals reiste ich viel herum, ich war nämlich für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zuständig. Ich entschied mich dann, meine Arbeit von Bukarest aus zu erledigen. Damals schon dachte ich, die Stadt sei sehr reizend.“
2010, als die Wirtschaftskrise voll im Gange war, kehrte Pascal Le Hen in sein Heimatland zurück. Doch dann kam er wieder. Derzeit arbeitet er an zwei Projekten, an denen rumänische Partner mitwirken. Eines stellte er kurz vor:
Es geht um ein Projekt, das wir in der Umgebung von Satu Mare, im Norden Rumäniens, umsetzen wollen. Es ist ein Vorhaben, das zur Entwicklung des ländlichen Raums beitragen soll, es geht vom Prinzip des fairen Handels aus. Konkret sollen landwirtschaftliche Fertigprodukte nach Frankreich, aber auch in andere Staaten ausgeführt werden.“
Pascal Le Hen ist darüber hinaus der Vorsitzende des Freundschaftsvereins Rumänien-Frankreich (Amicale France Roumanie).
Es sind schon einige Jahre her, seit es diese Initiative gibt. Damals wurde viel über das schlechte Image Rumäniens gesprochen, das durch die französischen Medienberichte zustande kam. Das schlechte Verhalten eines kleinen Teils einer Minderheit wurde verallgemeinert und auf ein gesamtes Volk übertragen. Das sei nicht normal, dachte ich, umso mehr die engen Beziehungen zwischen Rumänien und Frankreich schon seit der Zeit von Napoleon III. bekannt waren. Daher dachte ich, es sei an die Zeit, etwas zu unternehmen. Wir haben zunächst herausfinden wollen, ob es noch weitere Anhänger des zwischenstaatlichen Freundschaftskonzepts gibt. Wir waren etwa 40 Leute und haben eine kleine Facebook-Gruppe gebildet. Allmählich traten nicht nur Dutzende oder Hunderte bei, sondern mehrere Tausend Personen. Derzeit sind mehr als 7.000 Mitglieder in unserer Gruppe. Berücksichtigen wir auch noch die anderen ergänzenden Gruppen, die wir später gebildet haben, kommen wir auf rund 13.000 Mitglieder. Wir haben festgestellt, es gibt Interesse dafür, also sind wir letztes Jahr in Vama Veche, einem Badeort an der Schwarzmeerküste, zusammengekommen und haben den Verein gegründet. 40 Leute beteiligten sich an der Gründungsversammlung des Vereins. Zu den von uns gegründeten Gruppen gehören mehrheitlich rumänische Bürger, viele im Ausland ansässig. Doch es gibt auch Franzosen und Moldauer, Belgier und Schweizer. Sogar Bürger aus Nordafrika, die hierzulande studieren. Unser Slogan lautet ‚Das Abenteuer beginnt‘. Unsere Vision ist keinesfalls auf die Vergangenheit gerichtet, sondern vielmehr auf die Gegenwart und auf die Zukunft.“
Auf der Facebook-Seite des Vereins wird unter anderem täglich eine rumänische Presseschau gepostet — verschiedene Berichte über Frankreich, die in den rumänischen Medien erschienen sind oder Medienberichte über Rumänien, die in Frankreich veröffentlicht wurden. Es werden Kommentare abgegeben und gegebenenfalls Erläuterungen gebracht. Wir lassen uns nichts entgehen!“ — versichert Pascal Le Hen.
Wir beginnen unseren Arbeitstag sehr früh. Die erste Presseschau einer Nachrichtenagentur erscheint schon um 3 Uhr morgens. Wir befassen uns zu dritt mit dieser Angelegenheit. Also, wenn wir Zeit haben, können wir schon um 3 mit der Arbeit beginnen. Um 6 oder 7 Uhr morgens sind schon die Presseschau sowie der Tageskalender fertig.“
Darüber hinaus steht der Verein den Rumänen in Frankreich bei schwierigen Behördengängen bei. Er vermittelt ihnen den Kontakt zu den Organisationen, Institutionen oder Personen, die ihnen weiter helfen können. Und es gibt ganz unterschiedliche Situationen. Es ist viel Arbeit, dennoch findet Pascal Le Hen Zeit, durch Bukarest zu schlendern oder durch Rumänien zu reisen.
Es gibt hier viele Orte, die mir sehr gut gefallen. Ich habe aber auch Vieles noch nicht gesehen. Siebenbürgen würde ich gerne näher kennenlernen. Und ich habe auch meine kleinen Freuden. Ich mag es, mich zum Beispiel auf eine Bank im Cişmigiu-Park zu setzen. Ich liebe es einfach!“
Ebenso sehr mag Pascal Le Hen die spontane Gastfreundschaft der Rumänen, die Art und Weise, in der sie vor allem die Ausländer in ihrem Land willkommen heißen.