Mehrsprachigkeit zahlt sich aus: Marko Marković aus Serbien studiert in Temeswar
Marko Marković kam aus Serbien, um an der Temeswarer Universität internationale Beziehungen und Europawissenschaften zu studieren – in deutscher Sprache.
Steliu Lambru, 15.05.2015, 17:21
Marko Marković kam aus Serbien, um an der Temeswarer Universität internationale Beziehungen und Europawissenschaften zu studieren — in deutscher Sprache. Der Studiengang vermittelt volkswirtschaftliche, politik- und rechtswissenschaftliche Kompetenzen in Bezug auf die EU. Wir haben Marko Marković gefragt, warum er Rumänien gewählt hat und ob seine Erwartungen erfüllt wurden. Wir haben erfahren, dass Rumänien ihm nicht fremd war:
Ich wurde im serbischen Banat geboren, in einem rumänischen Dorf in der Nähe von Zrenjanin. Deshalb kam ich auf die Idee, in Rumänien zu studieren. Anfangs wollte ich in Belgrad studieren, aber meine Freunde aus dem Dorf haben mir gesagt, ich könnte in deutscher Sprache in Rumänien studieren. Das Diplom, das ich in Rumänien bekommen werde, wird von der EU anerkannt. Es ist besser für mich und meine Zukunft, hier zu studieren. Es ist schon das zweite Semester und ich glaube, dass ich die beste Wahl getroffen habe. Ich wollte neue Menschen kennenlernen. Die Professoren sind begabt, nett und haben weite Kenntnisse. Sie haben mich dazu gebacht, darüber nachzudenken, was ich eigentlich tun will.“
Wir haben versucht zu erfahren, welche Meinung Marko Marković über die kulturelle Annäherung zwischen Rumänen und Serben hat:
Ich kenne nicht Vieles über die serbische und rumänische Kultur. Ich bin nicht in diesem Bereich tätig. Beide Kulturen teilen etwas ganz Interessantes und das sind die Krautwickel, rumänisch »sarmale« und serbisch »sarma« genannt. Ein rumänischer Student hat einmal über die rumänische Küche gesprochen und hat erklärt, was der Begriff »sarmale« bedeutet. Die Rumänen und Serben gleichen einander. Die Kulturen sind nicht so unterschiedlich. Hier sind die Leute genauso nett wie in Serbien. Ich fühle mich nicht wie zu Hause, doch der Unterschied ist nicht groß. Weil ich aus einem rumänischen Dorf komme, konnte ich mich schnell anpassen. Durch meine Adern fließt zwar kein rumänisches Blut, aber mein Nachbar hat mir Rumänisch beigebracht. Ich musste das Dorf verlassen, um mein Studium fortzusetzen und hatte dann nicht mehr den Anlass, Rumänisch zu sprechen.“
Weiter haben wir Marko Marković gefragt, wie er sein Studium geplant hat und was für einen Beruf er ausüben will:
Ich habe gedacht, die ersten drei Jahre hier zu beenden. Meinen Master will ich in Deutschland machen und dann einen Job finden. Ich lerne auch Niederländisch, vielleicht werde ich nach Holland fahren. Die Frage, was ich später tun will, ist schwierig. Wenn du den Leuten sagst, was du studierst, dann fragen sie dich: ‚Na, und was willst du mit deinem Studium weiter tun?‘ Ich antworte, mir schwebt Diplomatie vor. Ich will kein Politiker werden. Ich wünsche mir lieber einen Job als PR-Beauftragter in einem Unternehmen.“
Die Rückkehr in das Heimatland scheint für einen Jugendlichen aus Mittel- und Osteuropa eine schwierige Wahl zu sein. Hören wir nun, was Marko dazu sagt:
Es ist schwer für mich, nach Serbien zurückzukehren, weil ich mich diesem Land nicht so verbunden fühle. Ich bin nicht hundert prozentig Serbe. Ich bin teils Serbe, Kroate, Deutscher und Ungar. Weil auch die wirtschaftliche Lage nicht positiv ist, glaube ich, dass die Rückkehr keine Wahl für mich ist. Meine Generation soll fähig sein, etwas zu ändern. Ich glaube, wir müssen Serbien ändern, weil ich von dorther komme. Serbien gehört nicht der EU an. Vielleicht wird jemand aus meiner Generation Serbien helfen, der EU beizutreten.“