Târgu Neamţ – die Burg Stefan des Großen
Heute reisen wir wieder einmal in die Moldau, diesmal nach Târgu Neamţ. Die Hauptattraktion in der Region ist die mittelalterliche Burg Neamţ aus dem 14. Jh.
Ana-Maria Cononovici, 07.12.2016, 17:45
Unsere heutige Reise geht wieder einmal in die Moldau, nämlich nach Târgu Neamţ. Die Stadt liegt im Neamţului-Tal, am Ufer des Flusses Ozana, in einer Höhe von 350-450 m über dem Meeresspiegel. Die Kreishauptstadt Piatra Neamţ liegt in einer Entfernung von 45 Km von Târgu Neamţ, wobei die Stadt Suceava etwa 85 Km nördlich der Stadt liegt. Târgu Neamţ ist eine alte Stadt, sie wurde erstmals zwischen 1387-1392 urkundlich erwähnt. Die Stadt wurde parallel mit der Errichtung der Burg Neamţ im Auftrag des Fürsten Petru Muşat I. ausgebaut.
Wie Sie wohl ahnen, schlagen wir Ihnen einen ersten Stopp bei der Burg vor. Ioan Butnariu ist der Kurator der Burg Neamţ. Er lieferte uns mehr Einzelheiten zur Geschichte der Festung:
Die Burg wurde in Form eines Vierecks mit vier ungleichen Seiten errichtet. An jeder Ecke des Vierecks stand einst je ein Verteidigungsturm. Heute sind nur noch Ruinen zu sehen, doch mit ein bisschen Fantasie können Sie sich vorstellen, wie die Burg in der Vergangenheit aussah. Stefan der Große ließ einen über elf gemauerte Pfeiler führenden Brückenzugang errichten. Vermutlich waren die elf Pfeiler durch Steinarkaden untereinander verbunden. Der höchste Pfeiler war 40 m hoch. Eine einmalige Brücke unter den moldauischen Burgen, würde ich sagen.“
Die Festung wurde zuletzt 2007-2008 saniert. Ioan Butnariu, der Kurator der Burg, mit mehr Einzelheiten dazu:
21 Räume können derzeit besucht werden. In den Räumen können auch verschiedene Exponate besichtigt werden. Manche sind Originalteile, andere Replikate. Wir haben uns bemüht, so viel wie möglich nachzubauen. Die Burg Neamţ ist immer noch eine Ruine, doch kann man nun die Umrisse einer Kuppel oder eines Raums erkennen. Es wurden nämlich mehrere Mauern nachgebaut. Im Saal des Großen Rates sind mehrere Holzelemente zu sehen, allerdings stammt das Holz nicht aus dem Mittelalter. In den Schaufenstern können Speer- und Pfeilspitzen, verschiedene Keramikteile, Replikate alter Kirchenbücher bewundert werden. An den Wänden hängen Schilder mit Erläuterungen zur Geschichte der Burg sowie zur Entwicklung der Moldau im Mittelalter. Die Besucher können Replikate von Waffen sehen, mit denen Stefan der Große kämpfte. Sein Originalschwert ist im Geschichtsmuseum in Istanbul ausgestellt, er wurde nämlich als Kriegsbeute nach einer Schlacht mitgenommen. In einem weiteren Schaufenster ist eine mittelalterliche Ritterrüstung ausgestellt. Allerdings gehörte sie einem polnischen Ritter. Die rumänischen Krieger trugen ungerne derartige Panzerungen, denn sie waren sehr schwer, sie wogen um die 40 Kg.“
Außerdem kann eine fürstliche Schlafkammer, eigentlich eine Geheimstube, besichtigt werden. Dazu hatten nur die höher gestellten Adligen Zugang, um sich mit dem Fürsten zu beraten. Wachsfiguren warten hier immer noch auf den moldauischen Fürst. Die Küche steht bereit, als ob ein königliches Fest zuzubereiten wäre. Die volle Vorratskammer und das Gefängnis mit Gefangenen ergänzen die Reise zurück in die glorreichen Zeiten der Burg Neamţ.
10 Km südöstlich der Stadt Târgu Neamţ können Sie einen Halt im Dorf Târpeşti machen und die örtliche Ethnografiesammlung Nicolae Popa“ besichtigen. Das Museum wurde 1966 eröffnet und beherbergt mehr als 3000 Exponate: volkstümliche Masken, Steinskulpturen, Holzgegenstände, archäologische Teile, Münzen, Ikonen, traditionelle Werkzeuge, Volkstrachten.
Unweit befindet sich auch das Gedenkhaus Ion Creangă“ in Humuleşti (heute Vorort von Târgu Neamţ). Das Museum wurde 1954 im Geburtshaus des berühmten rumänischen Schriftstellers eingerichtet. Das Haus, in dem der Schriftsteller aufgewachsen ist, wurde höchstwahrscheinlich 1830 von Petrea Ciubotariul, dem Großvater von Ion Creanga, gebaut. Das Museum empfängt seine Besucher in einem typischen Bauernhaus. Neben dem Haus wurde ein thematischer Park eröffnet, in dem die kleinen Besucher den Figuren aus Creangăs Märchen begegnen können.