„Less is More“: kreativer Workshop für Pre-Writing
Das Projekt richtet sich an junge Drehbuchautoren, Journalisten, Schriftsteller und Filmemacher. Es handelt sich um eine künstlerische Residenz, in der die Organisatoren sich Methoden ausdenken, die beim Drehbuchschreiben die Themenauswahl erleichtert.
Carmen Săndulescu, 09.09.2020, 18:00
Der Kulturverband Control N startet zusammen mit der französischen Kulturorganisation Le Groupe Ouest“ das Projekt LIM — Less is More“, ein Workshop für kreatives Pre-Writing, der ausschließlich jungen Filmemachern, Schriftstellern, Journalisten und Künstlern in Rumänien gewidmet ist. Die Veranstaltung findet zwischen dem 18. und 23. Oktober statt. Der Workshop wird von der Drehbuchberaterin Nolwenn Guiziou aus Frankreich und der rumänischen Drehbuchautorin Ana Agopian gehalten. Warum ist es wichtig, jetzt vielleicht sogar mehr als sonst, ein solches Programm zu organisieren und zu fördern? Nach Ansicht von Ana Agopian wäre das erste Argument die positive Erfahrung aus anderen Ländern. Diese Art von Workshops wurde von Groupe Ouest in Frankreich, Polen, Litauen, Norwegen und Belgien durchgeführt. Die Ergebnisse waren, wie es scheint, spannend. Was kreatives Pre-Writing ist und woraus es genau besteht, erklärt Ana Agopian:
Oftmals arbeitet man jahrelang an einem Spielfilm. Von dem Moment an, in dem man die ersten Worte zu Papier bringt, bis die Dreharbeiten beginnen, können Jahre vergehen. Deshalb ist es extrem wichtig, dass man, wenn man sagt ‚Das ist mein Projekt und ich will damit arbeiten‘, sicher sein kann, dass dies der Fall ist. Was macht das Projekt »Less is More« aus? Wir denken uns Methoden aus, mit denen die Drehbuchautoren möglichst viele Ideen finden können, und dann testen wir sie mehrmals und sehen gemeinsam, welche eigentlich die beste Option ist. Am Ende des Workshops gehen die Teilnehmer mit einem Spielfilmprojekt nach Hause, an dem sie dann jahrelang arbeiten können.”
Der Kulturveraband Control N wurde 2009 von Oana Răsuceanu (Drehbuchautorin), Ana Agopian (Drehbuchautorin) und Iulia Rugină (Filmregisseurin) gegründet, genau mit der Idee, den Zugang zur Filmausbildung in Rumänien zu erleichtern, Brücken zwischen lokalen und internationalen Künstlern zu schaffen und das künstlerische Debüt und die Kreativität in den darstellenden Künsten zu unterstützen. Jetzt, nach mehr als 10 Jahren Tätigkeit, hat der Verband eine Visitenkarte, die sich zeigen lässt: kulturelle Veranstaltungen in den Bereichen Kino, Theater, Tanz, Fotografie und Workshops für kreatives Schreiben. Dazu kommen internationale Projekte mit Partnern aus Italien, Frankreich, Belgien und Polen.
Ana Agopian erzählte, dass sie auch emotional an diesem neuen Projekt beteiligt war, weil sie anderen kreativen Menschen helfen möchte, die Fehler, die sie gemacht hat, zu vermeiden. Das hängt mit der Phase der Themenwahl zusammen, die auf den ersten Blick sehr einfach erscheint. Auch die Methode, die umgesetzt wird: Man wählt das Thema aus, schreibt den Entwurf (der etwa 120 Seiten umfasst), man überprüft das Thema, schreibt einen weiteren Entwurf — das nimmt viel Zeit in Anspruch. Durch diesen Workshop — fügt sie hinzu — geben wir den Drehbuchautoren einige Zeit zum Nachdenken über die Jahre ihres zukünftigen Arbeitslebens“. Angesichts des internationalen Kontexts, der für Künstler nicht gerade ermutigend ist, sagte unsere Gesprächspartnerin:
In der Tat ist es für Künstler im Allgemeinen, aber auch für Filmemacher, eine sehr komplizierte Zeit. Obwohl die Dreharbeiten wieder aufgenommen wurden, passiert meiner Meinung nach viel weniger als im September 2019, sagen wir mal so. Und es sieht so aus, als käme eine Menge auf uns zu, eine ebenso komplizierte Zeit. Die Drehbuchautoren haben jedoch Glück: Sie haben Zeit, um ihre Projekte zu entwickeln, sie sind nicht von einem ganzen Filmteam abhängig. Und ja, die Isolation bestimmt oft das Leben eines Drehbuchautors. Es ist wichtig für die Drehbuchautoren, weiter zu machen, und ich glaube, dass ihnen unsere kreative Residenz zu Hilfe kommt. Ob sie nun online oder offline sein wird, wir wissen mit Sicherheit, dass sie stattfinden wird. Ich glaube, es ist wichtig, dass es zu diesem Zeitpunkt für alle Künstler weitergeht.“