Kinosterben: Preisgekrönter Film sucht sein heimisches Publikum
Der Debütfilm von Marius Olteanu Monștri“ (Ungeheuer“) feierte dieses Jahr seine Premiere auf der Berlinale und erhielt den Preis des Publikums.
Corina Sabău, 02.10.2019, 18:00
Am 27. September wurden Filmliebhaber zur Vorführung der einzigen rumänischen Produktion eingeladen, die auf der Berlinale gezeigt wurde. Es handelt sich um Monștri“ (Ungeheuer“), einen Spielfilm, der seine Premiere auf dem Internationalen Filmfestival in Berlin in der Sektion Forum“ feierte und den Preis des Publikums vom Tagesspiegel“ erhielt. Mit der Filmvorführung in Bukarest machen der Filmvertreiber Transilvania Film und der Regisseur Marius Olteanu auf die geringe Zahl der Kinos aufmerksam, in denen rumänische Produktionen gezeigt werden. Die Kinos, die vor einer Weile auch rumänische Produktionen zeigten, haben jetzt ein Plakat im Eingangsbereich mit der Aufschrift: Hier hätten Sie den Film »Ungeheuer« sehen können.“ Das ist die Botschaft, die an das Bukarester Publikum geht. Mit dieser Bewusstmachungskampagne bringen der Filmhändler und der Regisseur die dramatische Situation der rumänischen Kinos in die Aufmerksamkeit, die ignoriert und unterfinanziert sind. Marius Olteanu:
Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass wir uns leider mit dieser Situation völlig abgefunden haben. Anfang der neunziger Jahre gab es rund 70 Kinos in Bukarest, derzeit gelten nur noch fünf als betriebsfähig. Das hat negative Folgen auf die kulturelle Identität der Stadt. Es gibt höchstwahrscheinlich viele Menschen, die nicht einmal wissen, dass in den jeweiligen Gebäuden einst Kinos funktionierten. Es gibt leider auch viele, die sich dieses Mangels nicht bewusst sind und was das für die rumänische Kultur bedeutet. Ich hoffe, dass diese Kampagne diese Situation in die Aufmerksamkeit der Behörden bringen wird und dass sie sich für die Rettung der Kinos einsetzen werden.“
Selbst wenn die neue rumänische Kinowelle europaweit einen großen Erfolg feiert, sinkt die Zahl der Kinos landesweit erheblich, es gibt derzeit Städte, wo es sogar kein betriebsfähiges Kino gibt. Rumänien verzeichnet einen neuen Negativ-Rekord: das Land mit der geringsten Zahl an Kinos pro Einwohner. 1990 gab es landesweit 450 Kinos, davon sind heute nur noch 90 betriebsfähig, und die meisten Kinos sind privat und funktionieren in großen Einkaufszentren. Nach der Auszeichnung auf der Berlinale erhielt der erste Spielfilm des Regisseurs Marius Olteanu auch den Großen Preis beim Internationalen Filmfestival in Sofia, die Trophäe Golden Mimosa“ für das beste Drehbuch beim Filmski Festival Herceg Novi in Montenegro und den Debütpreis bei den Internationalen Filmfestspielen TIFF in der siebenbürgischen Stadt Cluj (Klausenburg). Regisseur Marius Olteanu:
Was derzeit in Rumänien mit den Kinosälen passiert, ist ziemlich frustrierend. Bei den Filmvorführungen in Berlin gab es 3000 Zuschauer. Es gab auch Vorführungen in unterschiedlichen, technisch sehr gut ausgestatteten Kinosälen. Es ist in der Tat frustrierend, die Premiere eines auf der Berlinale ausgezeichneten Films in Bukarest vorzubereiten, wenn die rumänischen Kinosäle technisch so schlecht ausgestattet sind. Man kann die Schuld nicht auf das Publikum schieben, man kann nicht sagen, dass die Rumänen kein Interesse für rumänische Produktionen zeigen. Ganz im Gegenteil, sie würden schon für einen rumänischen Film ins Kino gehen, aber man bietet ihnen nicht den passenden Raum dafür. Ich glaube, dass Unterhaltungsfilme und die Multiplex-Kinos ihren Platz haben, man soll sich nach einem langen Arbeitstag entspannen können, aber das ist nicht der einzige Weg. Es gibt auch Filme, die beides anbieten, sowohl Unterhaltung als auch eine interessante Geschichte, die die Zuschauer klüger macht.“
Der Film erzählt einen Tag aus dem Leben eines Paares: Dana (verkörpert von Judith State) und Arthur (Cristian Popa) stehen vor der größten Entscheidung ihres Lebens. Sie sucht eine Bestätigung in der Partnerschaft, er sucht einfach Gesellschaft. Sie teilen das Bett, aber seit einiger Zeit gehen sie nicht mehr denselben Weg. Welche sind die Überlebenschancen einer Beziehung, die dank Kompromissen noch überlebt und vom sozialen Druck geprägt wird? Keine Verantwortung zu übernehmen und die mangelnde Kommunikation können eine Ehe zerstören, aber die Liebe gebiert keine Ungeheuer.