Ausstellung: Massenkultur im Kommunismus – größtenteils ideologisch manipuliert
Die Kultur als Propagandainstrument in der kommunistischen Zeit ist das Thema der Ausstellung Massenkultur im Goldenen Zeitalter des Kommunismus“, die in einem Bukarester Museum gezeigt wird.
Monica Chiorpec, 28.08.2019, 18:00
In den 1970er und 1980er Jahren war die Kultur bekanntlich ein bedeutendes Propagandainstrument. Die Ausstellung Cultura de masă în Epoca de Aur“ (Massenkultur im Goldenen Zeitalter des Kommunismus“), die im Bukarester Museum Nicolae Minovici“ stattfindet, wird den zwei Kulturphänomenen der damaligen Zeit gewidmet: dem vom Regime anfangs tolerierten Literaturkreis Flacăra“ (Die Flamme“) und dem öffentlich geförderten nationalen Kunstwettbewerb Cântarea României“. Flacăra“ war eine kulturelle und künstlerische Bewegung, geführt vom Dichter Adrian Păunescu. Der Kunsthistoriker und Kurator der Ausstellung Cosmin Nasui kommt zu Wort mit Einzelheiten über die Ausstellung:
Kie Kultur ging damals mit Patriotismus, Nationalismus, mit der Folklore einher. Das war zum einen Massenkultur, die sich in erster Linie an die Arbeiterklasse richtete. Sie war als Folge der kulturellen Revolution zu verstehen, die ihr vorangeht und die einigermaßen die Kunst in einem sozialistischen Sinne demokratisiert, denn sie richtet sich nun nicht mehr nur an die kulturelle Elite und Intellektuelle, sondern an das Volk. In diesem Kontext möchte ich auch die ganze Infrastruktur erwähnen, die dafür gegründet wurde, damit diese Kultur auf nationaler Ebene verbreitet wird. Vor 1965 spielten der Hörfunk und die gedruckte Presse eine bedeutende Rolle, nach 1970 sprechen wir mehr von TV und Kulturheimen, später sogar Stadien, wo solche Veranstaltungen stattfanden.“
Am Anfang schien die kulturelle und künstlerische Bewegung Flacăra“ der westeuropäischen Linie zu folgen. Mit der Zeit wurde der Literaturkreis und der Geist der siebziger Jahre von der Bewegung Cântarea României“ (Loblied an Rumänien“) aus der Öffentlichkeit verdrängt. Die letztere hat die ganze öffentliche Kunstszene allmählich monopolisiert. Der Kunsthistoriker Cosmin Năsui kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:
Die Jahre von etwa 1970, 1973 bis 1977 gelten als die Zeit, in der dieser nationale Wettbewerb allen Bürgern eine Chance gab, als Künstler in verschiedenen Bereichen aufzutreten. Dann wurde dieses kulturelle Phänomen durch das gleichnamige Festival zentralisiert. Es fand jedes zweite Jahr statt und startete in kleinen Kulturheimen landesweit. Jede Institution hatte ihre eigene Volksmusikband, ihr eigenes Theaterensemble oder ihren eigenen Literaturkreis. Die Bewegung integrierte die Volkskunst in die professionelle Kunst und erreichte somit Bukarest.“
Die Ausstellung zeigt u.a. Werke, die die Geschichte als Inspirationsquelle hatten. Die einheimischen Inspirationsquellen waren eigen für die 1980er Jahre gedacht, eine Zeit, in der Rumänien sowohl von der internationalen Kultur als auch innerhalb des Ostblocks isoliert war. Infolgedessen konnten die Künstler ihre Inspirationsquelle nur in der Vergangenheit und meistens in der gefälschten Geschichte finden. Ausstellungskurator Cosmin Năsui:
Zum einen legt die Ausstellung den Akzent auf das Thema der Huldigungen an den kommunistischen Führer, die in der Literatur der 1980er oft vorkamen. Große Namen der rumänischen Kunst galten als Autoren dieser Huldigungen, die einen deutlichen Beitrag zum Personenkult des Paares Ceauşescu brachten. Wir, die Forscher, sind der Ansicht, dass man diese Aspekte im Kontext der Zeit verstehen sollen, damit wir auch die Mechanismen dieser Art von Kultur besser verstehen, denn das ist Teil unserer modernen Geschichte, die noch nicht als nationale, einverleibte Geschichte gilt, sondern in der Gegenwart immer noch für Polemik sorgt.“