Kinder schreiben für Kinder: „Der kleine große Held“
Das Projekt Der kleine große Held“ wurde von der NGO Die Geschichtenerzähler“ gestartet und von Kindern für Kinder geschrieben, die die Geschichte ihrer Heimat besser verstehen möchten.
Christine Leșcu, 06.02.2019, 18:00
Selbst wenn das 100. Jubiläum der Großen Vereinigung vorbei ist, finden auch Anfang 2019 noch einige Kulturprojekte statt, die dem großen Event gewidmet sind. Eines davon wurde vor ein paar Jahren von der NGO Povestaşii“/Die Geschichtenerzähler“ gestartet. Über 1300 Schüler aus dem ganzen Land sowie aus den rumänischen Auslandsgemeinden haben in anderthalb Monaten die Geschichte Der kleine große Held“ geschrieben. Am Anfang war das Buch nur online zu erhalten, jetzt wurde es mit der Unterstützung des Kulturministeriums veröffentlicht.
Mit diesem Projekt hat sich der Verband vorgenommen, eine Gestalt zu schaffen, mit denen sich die Kinder identifizieren können. So ist der kleine große Held zum Leben gekommen, denn die Gestalt ist aus der Schöpfungskraft der Kinder entstanden. Der kleine große Held erlebt die wichtigsten Momente des Ersten Weltkriegs in den Jahren vor der Großen Vereinigung, sagt der Journalist Adrian Ursu, der Präsident des Verbands Die Geschichtenerzähler“. Das Projekt sei eigentlich nicht neu, sagt unser Gesprächspartner:
Es handelt sich eigentlich um eine alte Idee, es ist bereits das dritte von den Kindern geschriebene Buch. Dadurch, dass das Buch im Jahr des 100. Jubiläums geschrieben wurde, wird ihm eine große Bedeutung beigemessen. Die Geschichte des kleinen großen Helden beginnt im Ersten Weltkrieg und endet, nachdem die Große Vereinigung vollzogen wird. In seiner ursprünglichen Form hieß das Buch »Die Wandergeschichte«. Es hat wie ein ambitioniertes Wanderprojekt angefangen, das auf den Geschichten von Kindern von mehreren Schulen basierte. Jedes Kapitel war in einem Briefumschlag zu finden, der Briefumschlag ging von einem Kind zum nächsten und jedes von ihnen schrieb weiter an der Geschichte. Diesmal aber hatten wir nicht genug Zeit, ein Wanderprojekt in die Wege zu leiten und die Geschichte von einer Schule zur nächsten zu bringen. Jeder Teil der Geschichte wurde also zeitgleich von den Schülern von 45 Schulen geschrieben, jeweils eine uas jedem Landkreis Rumäniens, sowie von den Schülern der rumänischen Gemeinschaften aus der Ukraine, der Republik Moldau und aus Serbien. Die Kinder sollten jedes Kapitel mit der Hand schreiben, so dass wir auch eine Papierversion der Geschichte haben.“
Wer ist aber der kleine große Held, wie ist seine Geschichte entstanden und wie heißt er? Adrian Ursu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:
Wir haben lange darüber debattiert, ob der kleine große Held ein Junge oder ein Mädchen sein sollte. Die Schüler haben darüber abgestimmt, wir wollten keinen Konflikt zwischen Jungen und Mädchen auslösen und entschieden uns deswegen, dass Mihai der Hauptheld sein sollte und dass er eine Freundin hat, die ihn auf dieses Abenteuer begleitet. Dann kamen mehrere Gestalten dazu und die Geschichte ist natürlich gewachsen. Was ich als besonders bemerkenswert betrachte, ist die Tatsache, dass die Kinder den politischen Kontext sehr gut beherrschen, die Daten der großen politischen Ereignisse nie verwechselt haben.“
Selbst wenn am Ende sich alle Kinder an der Geschichte des kleinen großen Helden enthusiastisch beteiligten, war es am Anfang überhaupt nicht einfach, einige Schulen, insbesondere diejenigen aus den rumänischen Auslandsgemeinschaften, ins Projekt aufzunehmen, sagte im Anschluss der Journalist Adrian Ursu, der das Projekt betreute:
In der Ukraine war es leider am schwierigsten. Dort haben wir uns mit einer großen Zurückhaltung seitens der Behörden gegenüber Projekten konfrontiert, die die rumänische Sprache und die rumänische Identität fördern, ich kann sogar von einer gewissen Ablehnung sprechen. Bis zuletzt haben wir eine Schule gefunden, deren Leitung sich offen zeigte, jedes Risiko anzunehmen, um sich dem Projekt anzuschließen. Solche Menschen sind wunderbar! Wir haben alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen können und jetzt können die Schüler der 45 Schulen, die sich am Projekt beteiligten, ihre Geschichten in den 45 Kapiteln des Buches »Der kleine große Held lesen«.“