Internationales Lyrikfestival in Bukarest: Elena Vlădăreanu stellt ihren jüngsten Gedichtband vor
Das neunte Internationale Lyrikfestival brachte zwischen dem 14.und dem 20. Mai 150 internationale Dichter nach Bukarest. Ehrengast war der portugiesische Schriftsteller António Lobo Antunes.
Corina Sabău, 23.05.2018, 18:00
Das Internationale Lyrikfestival in Bukarest gilt als die wichtigste Veranstaltung dieser Art in Rumänien. Dieses Jahr brachten die Festspiele zwischen dem 14. und dem 20. Mai über 150 Dichter aus 30 Ländern zusammen nach Bukarest. Auf dem Programm des 9. Internationalen Festivals standen 40 Veranstaltungen, die in den bekanntesten Kulturräumen der rumänischen Hauptstadt stattfanden: das Nationale Literaturmuseum, die Zentrale Universitätsbibliothek Carol I.“, die Buchhandlungen Humanitas Cişmigiu und Cărtureşti Verona sowie die Cafébars Apollo 111 und Tramvaiul 26. Ehrengast des Festivals war dieses Jahr der portugiesische Schriftsteller António Lobo Antunes. Der Direktor des Literaturmuseums Ioan Cristescu sagte, dass das Festival einen wertvollen Gesamtübersicht über die internationale Lyrik der Gegenwart biete und dem Publikum vielfältige Ausdruckformen der Lyrik näher bringe.
Eine der Veranstaltungen wurde dem jüngsten Gedichtband von Elena Vlădăreanu gewidmet: Geld. Arbeit. Freizeit“. Der Literaturkritiker Mihai Iovănel bezeichnete den im Verlag Nemira erschienenen Gedichtband als den direktesten der rumänischen Dichterin, ein Gedichtband, der als Manifest formuliert wird“. Ein künstlerisches und feministisches Manifest, das mehrere Stimmen zusammenbringt, die im Einklang und voller Kraft der Botschaft zum Ausdruck verhelfen. Die Dichterin sagte über ihr jüngstes Werk:
Irgendwie trage ich dieses Buch in mir selbst seit vielen Jahren und in all diesen Jahren ist es in mir gewachsen. Der Band entstand ausgehend von den Worten eines Familienmitglieds, als ich noch Literaturstudentin war, laut denen wir Künstler eine Art Parasiten seien und erschossen gehören. Das war Ausgangspunkt des Bandes und so ist er gewachsen. Dazu gehören auch andere derartige Zitate, die ich im Laufe der Zeit gesammelt habe und die im Buch wiedergefunden werden können, ich nenne jedoch nicht die Menschen, die sie ausgesprochen hatten. Ich sammele nicht nur Zitate, sondern auch Bilder und Dokumente, die ich in einen neuen Kontext setze. Meine Texte werden zu einer Art Fotorahmen für diese Zitate und dank der Situation werden sie selbst zu Gedichten.“
Die Literaturkritikerin Alina Purcaru sagte über das Werk der Dichterin:
Elena Vlădăreanu ist eine wahre Kraft und wie es meistens mit den Naturkräften passiert, werden sie nicht von gewöhnlichen Dingen wie zum Beispiel schönen Landschaften ausgelöst. Solche Kräfte werden von großen Problemen, von Tabus und Ungerechtigkeit entfacht. Ihre ganze Literatur war von Anfang an so, seit dem ersten Buch. Ihre Literatur erkundet die Welt.“
Auch der Schriftstellerkollege Vasile Ernu zeigt sich begeistert vom jüngsten Gedichtband von Elena Vlădăreanu:
Ich schätze ihre Arbeit sehr. Wenn ich ihre Gedichte lese, fallen mir ihre Empfindsamkeit und ihre soziale Leidenschaft auf, die in Rumänien nicht üblich sind, denn die rumänischen Dichter befassen sich nicht gerne mit solchen Themen. Nur in wenigen Gedichten sind soziale Themen zu erkennen.“
Ein Buch über die Lebensbedingungen des Künstlers, über die Gewohnheiten der rumänischen Welt der Literatur. Eine Poetik darüber, wie unpoetisch das Überleben ist. Eine Stimme jenseits der Metapher und der Illusion. Mehr als je zuvor, bekräftigt die Dichterin in diesem Buch ihren Stil, ihre Kraft und ihre Mission“, schreibt die Koordinatorin der Gedichtsammlung des Verlags Nemira, Svetlana Cârstean.