Filmregisseur Alexandru Maftei inszeniert im Temeswarer Nationaltheater
Das Theaterstück Push Up“ von Roland Schimmelpfennig hatte Anfang März seine Premiere auf der Bühne des Nationaltheaters Temeswar.
Luana Pleşea, 14.03.2018, 18:00
Ein Drama des zeitgenössischen Menschen ist die Gleichgewichtsstörung zwischen dem persönlichen und dem beruflichen Leben. Um dieses Thema kreist das Theaterstück Push Up“ von Roland Schimmelpfennig, das Anfang März seine Premiere auf der Bühne des Nationaltheaters Temeswar hatte. Das Stück eines der größten zeitgenössischen Dramatikers, Roland Schimmelpfennig, wurde von Alexandru Maftei inszeniert. Alexandru Maftei, der seine Berühmtheit als Filmregisseur für die Produktionen Bună! Ce faci?“ (Hallo, wie geht’s?“) und Domnişoara Christina“ (Fräulein Christina“) erlangte, widmet sich seit einigen Jahren der rumänischen Theaterszene.
Mit demselben Thema befasste sich auch eine andere Inszenierung auf der Bühne des Nationaltheaters Temeswar: După ploaie“ (Nach dem Regen“) von Sergi Belbel. Die Gestalten sind Menschen, die kein persönliches Leben haben oder die auf der Suche nach sozialem und beruflichem Vorankommen ihr persönliches Leben vernachlässigen oder es aufs Spiel setzen. Es handelt sich um Menschen, die im Aufruhr des Alltags das Leben um sie herum übersehen“, sagt der Regisseur Alexandru Maftei.
Das Theaterstück Push Up“ wurde im Jahr 2002 geschrieben und ins Rumänische von Victor Scoradeţ übersetzt. Der Übersetzer bezeichnet das Stück als eines der ersten und der wenigen, das das Arbeitsuniversum des zeitgenössischen Menschen zum Ausdruck bringt, des Menschen, der im Anstreben nach sozialem und beruflichem Vorangehen gefangen ist, ohne es zu spüren, des Menschen, der über Leichen geht, um seine Ziele im Leben zu erreichen“.
Die Inszenierung von Alexandru Maftei überrascht die Zuschauer. Das ist eigentlich, was sich der Regisseur wünschte, und dafür nutzt er seine Erfahrung als Filmemacher, sagt er: Der Text ist eigenartig, es handelt sich um Eins-zu-eins-Szenen, die von Monologen der zwei Hauptgestalten, mit ihren Gedanken, mit der gemeinsamen Geschichte unterbrochen werden. Dieses Spiel der Szenen und der Monologe, in denen die Gestalten ihre eigenen Gedanken und Erinnerungen darlegen, gab mir die Idee, in meiner Inszenierung Bilder zu nutzen, die live während der Aufführung gemacht wurden. Diese gelten als Zeugnis einer ununterbrochenen Wirklichkeit, die jedoch von den Gedanken der Gestalten unterbrochen wird. Das wollte ich auf der Bühne sichtbar machen. In diesem Theaterstück gibt es zwei Gestalten, die aus einer anderen Welt zu sein scheinen, es handelt sich um die zwei Wächter des multinationalen Unternehmens, wo die Handlung spielt. Sie befinden sich also an der Grenze zwischen der Außen- und der Innenwelt dieses Unternehmens. Sie legen sozusagen einen Maßstab an Normalität fest. Sie sind einfache Menschen, die es im Vergleich zu den anderen schaffen, ein glückliches Leben zu führen, selbst wenn sie es an die Spitze nicht geschafft haben.“
Nach Radu Jude ist Alexandru Maftei der zweite Filmregisseur, der beim Nationaltheater Temeswar ein Theaterstück inszeniert hat. Wie die Intendantin Ada Hausvater sagte, versucht das Nationaltheater Temeswar seit einiger Zeit, Verbindungen zwischen unterschiedlichen Gattungen der darstellenden Kunst zu schaffen: Die Filmkunst steht in direkter Verbindung mit der Regiekunst. Mit Radu Jude haben wir diesen neuen, interessanten und für uns äußerst wichtigen Weg eingeschlagen. Jetzt haben wir ein neues Projekt zusammen mit Alexandru Maftei angestoßen, das auf einem sehr guten Text basiert, der um die berufliche Karriere und die persönliche Sphäre kreist. Die Aufführung stellt eine neue Etappe auf diesem Weg dar und somit haben wir wieder entdeckt, wie wichtig der Einsatz eines Filmregisseurs im Theater ist. Der Text handelt von der persönlichen Entwicklung, von der Art und Weise, wie sich jeder in seiner beruflichen Laufbahn als Individualität sieht oder sich hingegen weigert, seine eigenen Spuren in der Welt zu hinterlassen.“