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Theaterpremiere: „Plastik“ von Marius von Mayenburg in Bukarest inszeniert

Das Stück Plastik“ des deutschen Dramatikers Marius von Mayenburg wurde neulich in Rumänien vom Regisseur Theodor-Cristian Popescu inszeniert. Das gesellschaftskritische Stück fand eine große Resonanz beim rumänischen Publikum.

Theaterpremiere: „Plastik“ von Marius von Mayenburg in Bukarest inszeniert
Theaterpremiere: „Plastik“ von Marius von Mayenburg in Bukarest inszeniert

, 29.03.2017, 18:16

Auf der Suche nach einem klaren und unkomplizierten Stil, der zwischen seinen Aufführungen und dem Publikum eine vertraute Atmosphäre schafft, hat der Theaterregisseur Theodor-Cristian Popescu im Bukarester Kulturzentrum ARCUB das Stück Plastik“ von Marius von Mayenburg inszeniert. ARCUB hat vor kurzem ein Programm gestartet, das sich zum Ziel setzt, dem Bukarester Publikum die zeitgenössische Theaterkunst näher zu bringen, indem es Themen von allgemeinem Interesse anspricht, die die heutige Gesellschaft widerspiegeln.



Das gesellschaftskritische Stück Plastik“ kreist um ein aktuelles Thema: wie die heutige Gesellschaft mit ihren Schönheitsidealen die Menschen unter Druck setzt. Das Stück erzählt die Geschichte eines modernen, politisch hyperkorrekten und biofanatischen Elternpaares. Er ist Arzt und zeigt sich jedes Mal bereit, alles zu tun, um vor seiner Frau an Bedeutung zu gewinnen. Sie ist die Assistentin eines berühmten Künstlers. Jenseits der Karriere gibt es das Familienleben mit seinem Alltag, mit den typischen Problemen eines pubertären Sohns. Das Paar holt sich die Putzfrau Jessica ins Haus, die putzt, wäscht und sich um den Sohn kümmert.



Theodor-Cristian Popescu hat ungefähr zehn Jahre in den USA und Kanada als Regisseur gearbeitet. Plastik“ ist bereits das sechste Stück von Marius von Mayenburg, das er auf die Bühne bringt, erzählt der Regisseur:



In meiner Karriere habe ich bereits eine Phase beendet, in der ich fünf Stücke zu einem bestimmten Thema inszenierte. Ich habe mich dem Einfluss gewidmet, den der Kapitalismus heute auf unser Leben nimmt. Das Stück »Plastik« kann jedoch auch in diese Kategorie eingeordnet werden, denn es handelt sich um eine wohlhabende Mittelschichtfamilie, die mit keinem ernsthaften Problem konfrontiert wird, jedoch geben sich die Familienmitglieder selbst die Schuld für alles Mögliche und fühlen sich auch für ihr gutes Leben schuldig. Von nun an versuche ich, eine gewisse Vertrautheit zwischen meinen Aufführungen und den Zuschauern zu schaffen, etwas Ähnliches wie in der Beziehung zwischen dem Autor und seinen Lesern. Der Leser pflegt eine Beziehung zu dem Autor, die wenig oder überhaupt nicht mediatisiert wird und gar nicht unter dem Druck der Unterhaltungswelt und deren Suche nach dem ‚Spektakulären‘ steht. Deswegen gelingt es dem Leser, ein vertrautes und direktes Verhältnis mit dem Werk und mit dem Autor zu schaffen. Wenn man ein Buch liest, hat man den Eindruck, dass der Autor einem direkt vorliest. Man betritt ein anderes Universum, das Universum des Autors, man bewegt sich dort frei und man lässt sich vom Autor selbst führen.“




Aus diesem Grund hat der Regisseur den Darstellern vorgeschlagen, ihre Rollen weniger explizit zu interpretieren:



Ich wollte, dass nicht alles zum Ausdruck gebracht wird, sei es wörtlich oder Körpersprache, sondern einige Worte im Gespräch eher ungesagt bleiben. Sie sind eigentlich gute Menschen, die keine Konflikte auslösen und trotzdem ihren Weg nicht finden können. Warum? Das steht in den Sternen geschrieben. Sicher ist, dass sie deswegen unglücklich sind. Eine wichtige Rolle spielt Jessica, eine Gestalt, die die chemische Reaktion inmitten dieser Unglückseligkeit ans Licht bringt. Sie ist wie eine Bombe, die nie explodiert. Sie besitzt jedoch das Potenzial, schlie‎ßlich zu explodieren, wenn man mehrmals darauf tritt. Das war meine Suche. Irgendwie habe ich versucht, diese Situation mit dem komischen Gefühl nach dem Feiern zu vergleichen, wenn man nach dem letzten Abend Kater hat, weil man zu viel mit den Freunden getrunken hat und irgendwie der Abend schlecht endete, selbst wenn keine Konflikte entstanden. Etwas bleibt jedoch, ähnlich mit dem Gefühl eines Lebens, das seinen Sinn nicht gefunden hat.“




ARCUB ist ein Projektzentrum, das sowohl mit Darstellern der Staatstheater als auch mit unabhängigen Darstellern zusammenarbeitet. Beide Kategorien waren auch in der Inszenierung des Regisseurs Theodor-Cristian Popescu vertreten. Die Rolle des Vaters verkörpert Bogdan Dumitrache. Der Schauspieler spielt seit 10 Jahren nur in Filmen, seine Bekanntheit erlangte er allerdings mit der Rolle in der rumänischen Produktion Die Stellung des Kindes“ (Titel in deutschen Kinos: Mutter und Sohn“), die auf der 63. Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde. Bogdan Dumitrache gab sein Theaterdebüt vor 14 Jahren, ebenfalls in einer Inszenierung des Regisseurs Theodor-Cristian Popescu, der Belgrader Trilogie“ von Biljana Srbljanović.

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