Revolution im Realismus
Unter diesem Motto zeigt das Rumänische Kulturinstitut in London das bisher größte Projekt zur Bewerbung der rumänischen Filmkunst vor britischem Publikum.
Luana Pleşea, 31.05.2016, 18:05
Rumänische Filmschaffende haben auch diesmal bei den Filmfestspielen von Cannes gut abgeschnitten: Cristian Mungiu bekam den Regiepreis für seinen Film Abitur“; Bogdan Mirică den FIPRESCI-Kritikerpreis in der Sektion Un Certain Regard“ für die Produktion Hunde“; Alexander Nanau den Preis France Culture Cinema 2016“ für seine Dokumentation Toto und seine Schwestern“.
In den letzten Jahren hat sich in Rumänien eine ganze Riege talentierter Filmkünstler herangebildet — und es ist das Anliegen von Revolution im Realismus“, dem Londoner Publikum so viel wie möglich aus ihrem Schaffen zu vermitteln. In Partnerschaft mit dem British Film Institute zeigt das RKI in London so viele rumänische Produktionen wie noch nie. 68 Tage und 27 Filme, 74 Events mit Fachkonferenzen, Rundtischen und Ausstellungen. Beim Festival geht es auch darum, Brücken zwischen den heutigen kreativen und originellen Ansätzen und den wertvollen Filmen der älteren Generationen zu schlagen. Gezeigt werden also auch ältere Filme, die als Meilensteine der rumänischen Filmgeschichte gelten, sagt Dorian Branea, Direktor des RKI London:
Das Festival ist in erster Linie dem neuen rumänischen Kino gewidmet — Filmkünstlern also, die nach dem Jahr 2000 sehr viele Preise und große internationale Anerkennung gewonnen haben. Es ist ein Bekenntnis zum rumänischen Film, aber auch zur rumänischen Kultur und im Endeffekt zu Rumänien insgesamt. So betrachtet ist der Film eine strategische Ressource für das Ansehen Rumäniens im Ausland, die wesentlich zu unserem internationalen Stellenwert beiträgt. Wir versuchen jetzt in London alle Filme zu zeigen, die diesen großartigen Wandel in der rumänischen Filmindustrie realisiert haben, diese Revolution der Filmästhetik, des Umgangs mit der Wirklichkeit und den Geschichten. Das sind nicht nur ureigene rumänische Storys, vielmehr setzen die Filme bei allgemeingültigen Ideen an — zumindest erheben wir diesen Anspruch. Das war vielleicht auch der Grund des Erfolgs, dass also so viele Menschen überall auf der Welt sich mit diesen Geschichten identifizieren konnten. Wir sind sehr interessiert daran, dass diese rumänischen Artefakte allgemeine Kulturgüter werden. Wir sind immer sehr empfindlich für internationale Erfolge — und siehe da, das rumänische Kino schenkt uns diese universal gültigen und erfolgreichen Artefakte.“
Das Publikum trifft in diesen mehr als zwei Monaten Filmfest auf Kritiker, Produzenten, Regisseure und Schauspieler wie Radu Jude, Cristi Puiu, Radu Muntean, Teodor Corban, Anamaria Marinca, Marian Crişan, Anca Damian, Tudor Giurgiu oder Andrei Gorzo. Begleitet auf der britischen Seite wird das Festival von den einflussreichen Kritikern und Kuratoren Geoff Andrew und Nick Roddick. Bis Ende Mai waren Filme von Dan Piţa, Lucian Pintilie, Alexandru Tatos und Nae Caranfil aus den späten 1960er bis frühen 1990er Jahren zu sehen. Beim British Film Institute laufen die Projektionen neueren Datums am 2. Juni an. Revolution im Realismus“ ist als ambitioniertes Kulturprojekt eine perfekte Werbung für Rumänien insgesamt, nicht nur für sein Kino, denkt Dorian Branea:
Ich gehe gerne davon aus, dass Rumänien in Großbritannien anders gesehen wird. Dass der Weg der Filmschaffenden, die am Anfang ihrer Laufbahn stehen oder auch der älteren Generation, die ihre Filme aus politischen Gründen nicht im Ausland zeigen konnten, heute immer mehr offensteht — vor allem auch in London. Und ich bin zuversichtlich, dass die rumänische Kultur in einer der größten Weltstädte zu ihrer Geltung kommt.“