Neuer Roman von Nora Iuga
Neulich fand in Bukarest die Vorstellung des jüngsten Buches der Schriftstellerin und Übersetzerin Nora Iuga statt. Die Handlung des Romans Harald und der grüne Mond“ dreht sich um das eindringliche Bild eines grünen Ballons auf einer Ballett-Bühne.
Corina Sabău, 28.10.2014, 19:50
Neulich fand in Bukarest die Vorstellung des jüngsten Buches der Schriftstellerin und Übersetzerin Nora Iuga statt. Die Handlung des Romans Harald şi luna verde“, zu dt. Harald und der grüne Mond“, dreht sich um das eindringliche Bild eines grünen Ballons auf der Bühne, wo eine Balletaufführung stattfindet. Es handelt sich um einen sogenannten Puzzle-Roman, gebildet aus Erinnerungen, Briefen und Tagebuch-Fragmenten, die zusammen eine hinreißende Atmosphäre schaffen und einer beeindruckenden Geschichte Ausdruck verleihen, die sich über das ganze 20. Jahrhundert erstreckt. Nora Iuga wird sowohl vom Publikum als auch von Literaturkritikern als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen Rumäniens bezeichnet. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat die rumänische Schriftstellerin und Übersetzerin mit dem begehrten Friedrich-Gundolf-Preis für ihren wesentlichen Beitrag zur Förderung der deutschen Kultur weltweit geehrt. Die Schriftstellerin Nora Iuga kommt zu Wort mit Einzelheiten über ihren Roman:
Dieser Band unterscheidet sich wesenlich von meiner bisherigen Prosa. Es handelt sich erstens um einen politischen Roman. Ich war selber überrascht, diesen Roman geschrieben zu haben. Lange war ich mit den Anforderungen der westeuropäischen und insbesondere der deutschen Buchverlage gegenüber osteuropäischen Schriftstellern nicht einverstanden, sich auf eine Literatur zu begrenzen, die das kommunistische Regime, die Leiden während des Kommunismus, den Gulag, das grausame Repressionsystem im Mittelpunkt haben soll. Im Roman ist die Waage als Metapher zu deuten, die einerseits die Nazi-Verbrechen und wiederum auch die Verbrechen des Kommunismus ausdrückt. Der Roman bringt allerdings diese Frage zum Ausdruck: Waren die ersten weniger grausam als die letzteren? Oder was es umgekehrt? Der Roman handelt aber auch über weitere Themen und ermöglicht den Eindruck einer Familienchronik, die sich über drei Generationen erstreckt. Der Roman kann als ein Labyrinth von verformten Spiegeln angesehen werden. Ein Irrgarten, in dem man sich leicht verlaufen kann, weil der Erzähler keine Zeitordnung beachtet. Zeitsprünge von Kapitel zu Kapitel lassen sich schnell erkennen und die Kapitel stellen zum größten Teil innere Monologe dar.“