Neuer Doldenblütler in Rumänien entdeckt: Fericula mikraskythiana
Dank der rumänischen Biologen ist die Flora unserer Welt um eine Pflanzenart reicher geworden. Nach drei Jahre langen Untersuchungen kam auch die Bestätigung, dass es sich um eine neue Pflanzenart handelte.
România Internațional, 27.03.2017, 17:45
Sie wurde in Rumänien in einer wilden Region in der Dobrudscha entdeckt, wo geschützte Tiere und Pflanzen leben. In einem Tal mit frischem Wasser entwickelte sich ein feuchtes Waldgebiet, wo Pflanzen gut gedeiehen können. Der Biologe Attila Mátis hat die neue Pflanze entdeckt:
2014 war ich in der Dobrudscha und arbeitete an der Entwicklung des Managementplans für die naturgeschützten Regionen im Rahmen der Richtlinien Natura 2000. Zum Netz Natura 2000 gehört auch der Wald Dumbrăveni, wo ich diese Pflanze entdeckte. Ich war dabei, eine Liste mit den dort wachsenden Pflanzenarten zu erstellen, als ich diese Pflanze mit bizarren Blättern bemerkte. Ich prüfte im Führer der wildwachsenden Pflanzen nach, und sie war nicht darin enthalten. So wurde mir klar, dass es sich um eine neue Pflanzenart handelte. Wir dachten zunächst, dies könnte eine neue Pflanzenart in Rumänien sein, eventuell eine Pflanzenart, die in Bulgarien anzutreffen sei, da der Wald Dumbrăveni in der Nähe der bulgarischen Grenze liegt. Wir haben uns erkundigt, und das war nicht der Fall. Dann dachten wir, es könnte sich um eine seltene Pflanzenart aus Russland handeln. Wir setzten uns mit den russischen Kollegen in Verbindung, wir führten genetische Untersuchungen durch, und es stellte sich heraus, dass wir es mit einer neuen Pflanzenart zu tun hatten, die mit einer Pflanzenart in Russland verwandt ist. Beide Pflanzenarten gehören zur Gattung Ferula, sie sind Steckenkraut-Arten, auch Rutenkräuter oder Riesenfenchel genannt.“
Die lateinische Bezeichnung der neuen Pflanze ist Ferula mikraskythianaAerel dobrogean. Der lateinische Name kommt von der altgriechischen Bezeichnung der Dobrudscha: Mikra Skythia (lat. Scythia Minor, dt. Kleineres Skythien). Die Ferula mikraskythiana gehört zur Familie der Doldenblütler, wie auch die Möhre, der Dill und der Fenchel. Es ist eine hochwachsende Pflanze mit Doldenblüten und hat einen interesanten Lebenszyklus. Am Sommeranfang kommen die Blätter heraus; mit der Zeit verwelken die Blätter und gegen Ende des Sommers erscheinen die Dolden mit sehr kleinen Blüten. Im August bilden sich die Früchte. Es handelt sich um eine aromatische Pflanze mit einem angenehmen Duft. Dank der Isolation und dem Schutz im Wald konnte diese Pflanzenart in einigen gut erhaltenen steppenartigen Regionen, auf Steilhängen im Wald Dumbrăveni überleben. Der Biologe Attila Mátis dazu:
Die neue Pflanze entdeckten wir an einem bestimmten Ort im Dumbrăveni Naturreservat — es gab dort nur 179 Exemplare. Das bedeutet, dass es sich um eine seltene, gefährdete Pflanzenart handelt. Wir müssen die Geschichte dieser Pflanze untersuchen — es scheint, dass sie nur dank der besonderen Bedingungen, dem Schutz im Wald Dumbrăveni überleben konnte. Es handelt sich um eine für die Wissenschaft wichtige, um eine völlig neue neue Pflanzenart der Weltflora. Das ist auch ein Beweis dafür, wie wichtig die Naturschutzgebiete in Rumänien sind. Der Wald Dumbrăveni ist ein relativ isoliertes Naturschutzgebiet, wo die Schafe nicht weiden dürfen, und deshalb blieb hier die Ferula mikraskythiana erhalten. In der Dobrudscha, wie auch in ganz Rumänien, werden die meisten Naturweidegebiete durch Überweidung zerstört.“
Der Biologe Attila Mátis hat auch andere Pflanzenarten der rumänischen Flora entdeckt. Zum Beispiel fand er in der Dobrudscha die Saussurea porcii, eine höchst seltene Pflanzenart, die auf kleinen Gebieten im Nordosten Rumäniens, im Rodna-Gebirge und in der Ukraine, in den Nordkarpaten wächst. Diese Pflanze, ein Symbol der Rodna-Gebirge, wurde vor 100 Jahren zum letzten Mal in Rumänien gesichtet; vor 50 Jahren wurde sie offiziell für verschwunden erklärt. Die Saussurea porcii gilt als Heiliger Graal der Botaniker und könnte wieder verschwinden, wenn keine Naturschutzmaßnahmen getroffen werden.