Tropenwald im Donaudelta
Das Donaudelta ist nicht nur eine endlos grüne Landschaft, die von Wasserwegen und Sümpfen durchsetzt ist – im Norden liegt der eigenartige Leteawald.
România Internațional, 20.07.2015, 17:44
Auf einen ersten Blick sieht der Wald, der auch unter UNESCO-Schutz steht, eher seltsam aus — die Kletterpflanzen, die sich um die uralten Bäume ranken, verleihen ihm eher das Bild eines tropischen Regenwalds. Im Naturschutzgebiet voller Sanddünen sind mehrere Hundert Arten von Pflanzen, Tieren und Insekten zuhause — sogar Wildpferde, die eher selten in Europa anzutreffen sind, laufen hier frei herum, begeistert sich Grişa Ivanov vom Danubiu-Verein, der im Naturschutzgebiet ein Artenschutzprojekt betreut:
Der Letea-Wald hat eine außerordentliche Artenvielfalt und weist auch viele sehr komplexe Ökosysteme auf. Wir treffen hier fast alle Baumarten an, die für die Tiefebene prägend sind, wie Eichen oder Eschen, aber auch bestimmte Pappelarten, die ausschließlich hier wachsen. Die Fauna wird sehr schön ergänzt durch die Sandweide, wir finden hier aber auch Hagebuttensträucher, Meerträubel, Holunder, Liguster, oder Weißdorn… Wirklich interessant und schön ist auch die Vielfalt der Lianen. Fast alle Lianen aus der rumänischen Tiefebene wachsen hier auch — Hopfen oder Wildreben, zum Beispiel. Aber es ist die griechische Liane, die dem Wald diesen exotischen Anstrich verleiht. Sehr seltsam muten die jahrhundertealten Bäume an — die Stämme, insbesondere bei den Eichen ist das zu sehen, hängen tief und sind mehrfach verrenkt, das Geäst ähnelt Kronleuchtern. Das ist besonders schön anzusehen. Der Seeadler ist die wichtigste Vogelart im Letea-Wald, mehrere Seeadlerfamilien nesten hier. Auch andere Vögel sind hier anzutreffen: Kolkraben, Kaiseradler, Rotfußfalken, kleinere und größere Eulen und Uhus, aber natürlich auch verschiedene Entenarten, die in den Baumstämmen nesten.“
Der Letea-Wald, so Grişa Ivanov weiter, ist insbesondere für die vielen Wildpferde bekannt, die hier und auf der gesamten, etwa 10.000 Hektar großen gleichnamigen Sandbank leben. Rund 500 Pferde tragen heute zur Artenvielfalt dieses Habitats bei. Pferde sind aber problematisch; um andere Arten nicht zu gefährden, muss ihre Zahl unter Kontrolle gehalten werden. Die Stiftung Vier Pfoten und die Verwaltung der Biosphäre im Doaudelta haben deshalb vereinbart, in den nächsten zehn Jahren ein Projekt zur Betreuung der Wildpferde auf der Letea-Sandbank durchzuführen. Das Projekt hat aber auch das übergeordnete Ziel, die Tiere und Umweltsysteme im Letea-Wald insgesamt zu schützen.