QSL 12/2014: Festung Alba Carolina in Alba Iulia
Die siebenbürgische Stadt Alba Iulia (deutsch: Karlsburg oder Weißenburg) rühmt sich mit einer Festung im sogen. Vauban-Stil (benannt nach dem französischen Festungsbaumeister und Marschall Sébastien Le Prestre de Vauban).
România Internațional, 28.12.2014, 16:42
Die siebenbürgische Stadt Alba Iulia (deutsch: Karlsburg oder Weißenburg) rühmt sich mit einer Festung im sogen. Vauban-Stil (benannt nach dem französischen Festungsbaumeister und Marschall Sébastien Le Prestre de Vauban), die europaweit zweitwichtigste nach einem ähnlichen Bau in Luxemburg. Die im 18. Jh. errichtete sternförmige Festung Alba Carolina ist einzigartig im Südosten Europas. Sie wurde als strategisches Bollwerk des Habsburgerreiches gegen die Expansionswünsche des Osmanischen Reiches konzipiert. Initiator des Projektes war der Marschall und Prinz Eugen von Savoyen, der die Bautechnik von Vaubans Festungsanlagen aus der Zeit des Königs Ludwig XIV. im Habsburgerreich einführte. Die Festung Alba Carolina war Teil eines Systems von Befestigungsanlagen und Burgen, die die neuen Provinzen des Habsburgerreichs vor militärischer Bedrohung von Außen schützen sollten.
Die topographische Erkundung des Geländes begann im Jahr 1711. Die ursprünglichen Baupläne wurden nach Wien geschickt und von Prinz Eugen von Savoyen am 18. April 1714 genehmigt. Das notwendige Baugelände (140 Ha) wurde von 1713-1715 durch den Abriss der mittelalterlichen Stadt zur Verfügung gestellt, die an die Ostseite der künftigen Festung verlegt wurde (heutige Untere Stadt). Mit der Bauplanung war der italienische Architekt Giovano Morando Visconti beauftragt. Die Kosten der Bauarbeiten wurden auf über eine Million Goldgulden veranschlagt, die Bauleitung übernahmen später die Militäringenieure Joseph Quadri und Konrad von Weiß.
Die Errichtung der später als wichtigste Verteidigungsanlage Siebenbürgens geltenden Festung erfolgte in den Jahren 1715-1738, in der Herrschaftszeit des Kaisers Karl VI. Maurer und Steinmetze waren Italiener, für die Verzierung der Tore und Basteien kamen Arbeiter aus Wien, geleitet vom Bildhauer Johann König. Das Baumaterial stammte aus der Gegend, für die Roharbeit wurden über 20.000 rumänische Leibeigene aus ganz Siebenbürgen herangezogen. Die leicht schräg errichteten Mauern aus Ziegel- und Sandstein ohne Unebenheiten sollten Kanonengeschosse abprallen lassen.
Das ursprüngliche Bauvorhaben wurde nicht vollständig realisiert, weil die Habsburger ihre finanziellen Ressourcen später anderen militärischen Festungsanlagen zuwendeten, die näher an der Militärgrenze zum Osmanischen Reich lagen. So wurde ab 1738 auf die Errichtung einer vierten Verteidigungslinie verzichtet, von den mehreren Außengräben wurde nur jener unmittelbar am Stadtrand fertig gestellt. Der Umriss der Festung ist ein unregelmäßiges Heptagon, zusammen mit den sieben Basteien entsteht der typische sternenförmige Aspekt der Befestigungsanlagen dieser Art.
Der Zugang zur Festung erfolgte über sechs Tore, jeweils drei an der Ost- und Westseite bzw. ein Tor an jeder Befestigungslinie. Die reichhaltige Verzierung und die wechselvolle Gestaltung der vier ersten Tore verleihen der Basteifestung Alba Carolina einen einzigartigen Charakter in Europa. Die barocken Statuen und Reliefs sind aus sagenhaften Heldentaten der Antike oder aus den österreichisch-russischen Kriegen inspiriert.