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QSL 7 / 2014

QSL Juli 2014: Schäßburg (Sighişoara)

QSL 7 / 2014
QSL 7 / 2014

, 23.07.2014, 09:02

Schä‎ßburg, rumänisch Sighişoara, ungarisch Segesvár, siebenbürgisch-sächsisch Scheessprich, liegt im Kreis Mieresch (Mureş) in Siebenbürgen. Die Stadt liegt am Lauf des Flusses Gro‎ße Kokel (rum. Târnava Mare). Durch seine zentrale Lage im verkehrsreichen Kokeltal war Schä‎ßburg von jeher ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Spuren aus vorrömische und aus der römischen Zeit wurden durch archäologische Grabungen zutage gefördert und sind seit 1899 im Stadtmuseum (Stundturm) ausgestellt. Ihr einzigartiges historisches Zentrum wurde 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt.



Schä‎ßburg wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von deutschen Einwanderern, Siebenbürger Sachsen, gegründet. Im Jahre 1280 wird es als Castrum Sex das erste Mal urkundlich erwähnt. 1298 wird es als Schespurch bzw. Schaesbrich und 1337 mit dem ungarischen Namen Seguzwar erwähnt. 1435 taucht der aus dem Ungarischen entlehnte rumänische Name Sighişoara erstmals schriftlich auf. 1367 wird Schä‎ßburg erstmals als Stadt (lat. civitas) erwähnt.



Die Anlage der Burg erfolgte auf dem freistehenden, südlich der Kokel gelegenen 850 m langen Bergrücken, der aus dem breiteren, 30 m über der Talsohle (350 m) gelegenen Burgberg (untere Terrasse) und dem 49 m höher gelegenen Schulberg (obere Terrasse, 429 m) besteht. Auf dem Burgberg entwickelte sich die Burgsiedlung um die erste Kirche, die nordwestlich vom heutigen Stadtpfarrhof gegen Ende des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Neben dieser Kirche stand auch die älteste Schule von Schä‎ßburg (urkundlich erwähnt 1522). Um 1350 wurde mit dem Bau der heute noch gro‎ßteils vorhandenen, 930 m langen Ringmauer in Ovalform um den Burgberg und den Schulberg begonnen.



Die ursprünglich etwa vier Meter hohe Mauer wurde im 15. Jahrhundert um weitere drei bis vier Meter erhöht. Die vierzehn Türme und vier Basteien wurden weiter ausgebaut. Die erhöhte Ringmauer wurde mit Wehrgängen und Schie‎ßscharten ausgerüstet. Die Wehrtürme wurden mit Schie‎ßscharten und Pechnasen versehen (16. und 17. Jahrhundert). Von ursprünglich vierzehn Türmen, die jeweils einer Zunft gehörten, stehen heute noch neun. Neben der Bergkirche steht der Seilerturm . Heute wohnt darin der Friedhofsgärtner. An der Nordostseite der Burg befinden sich der Fleischer- , der Kürschner- und der Schneiderturm . Letzterer befindet sich beim „hinteren Tor“ und hat zwei Durchfahrten. An der Nordostecke steht der Schusterturm und an der Südostseite der Schmiede-, der Stund-, der Lederer- und der Zinngie‎ßerturm. Der gewaltigste und grö‎ßte von diesen Türmen ist der Stundturm. Abgetragen wurden im 19. Jahrhundert Goldschmiede-, Weber-, Schlosser-, Fassbinder- und Barbierturm sowie das eigentliche Hintere Tor.



Die hohe Anzahl der Burgbewohner erforderte zu Beginn des 15. Jahrhunderts den Umbau der Bergkirche (1429-1483). 1607 wurde auf dem Schulberg eine grö‎ßere Schule und 1619 die „Neue Schule“ gebaut. 1642 erfolgte der Bau der gedeckten „Schülertreppe“ mit zunächst 300 Stufen. 1842 erhielt diese ihr heutiges Aussehen mit nur 175 Stufen. 1792/99 erfolgte der Bau des alten Gymnasiums. 1901 wurde das heutige, um ein Stockwerk erhöhte Gymnasium (Bischof-Teutsch-Gymnasium, heute Joseph-Haltrich-Gymnasium) errichtet.



1544 fand in Schä‎ßburg die Reformation statt. Bald danach wurde die günstiger gelegene Klosterkirche, neben dem Stundturm, die Stadtpfarrkirche. Als Ende des 16. Jahrhunderts innerhalb der Burg kein Raum für weiteren Hausbau mehr frei war, entstand au‎ßerhalb der Ringmauern an der Süd- und Südostseite der Burg die Unterstadt, die sich um den späteren Marktplatz entwikkelte. Die Zufahrten zum Marktplatz wurden durch neun Türme und Tore abgeriegelt.



Wirtschaftsleben und Wohlstand der Bürger wurden von Handwerk, Landwirtschaft, Handel und Gewerbe bestimmt. 1376 wurden 19 Zünfte gegründet, denen 25 Gewerbe angehörten. Jede Zunft musste ihren Wehrturm instandhalten und verteidigen. 1884 wurden die Zünfte aufgelöst, da sie durch vermehrte Konkurrenz ihre Bedeutung verloren. Wiederholte Überfälle von feindlichen Heeren, Katastrophen wie Überschwemmungen, Gro‎ßbrände, Pestepidemien haben das Anwachsen der Einwohnerzahl der Stadt zeitweilig stark beeinträchtigt.



Aus den beiden ehemaligen Holzbrücken über die Kokel wurde 1808 die Siechhofbrücke gebaut. Erst 1874 kam die Maria-Theresia-Brücke (Mammutbrücke) dazu. 1938 wurde die Siechhofbrücke durch eine Betonbrücke ersetzt. 1975 wurde die Maria-Theresia-Brücke vom Hochwasser mitgerissen. Nach dieser Überschwemmung wurde das Kokelufer weitgehend begradigt. Der Durchgangsverkehr wurde aus der engen Mühlgasse auf eine sechsspurige Stra‎ße entlang der Kokel verlegt und zwei neue, dem heutigen Verkehr entsprechende Brücken über die Kokel gebaut. 1866 wurde die Burgallee angelegt. 1867 gab es in Schä‎ßburg die erste elektrische Uhr Siebenbürgens. 1862 wurde der Schaaser Bach, der bis dahin durch die Innenstadt floss, in ein neues Bett westlich des Schulberges umgeleitet.



Die Stadt war seit ihrer Gründung jahrhundertelang überwiegend von Siebenbürger Sachsen bewohnt. Bis 1930 stellten sie noch die zahlenmä‎ßig grö‎ßte ethnische Bevölkerungsgruppe. Danach erlangten die Rumänen die Mehrheit. Trotz stetiger Auswanderung seit Mitte der 1970er Jahre lebten 1977 noch 5492 (17,7 %) Deutsche in der Stadt. Nach dem Fall des Kommunismus in Rumänien setzte eine massive Auswanderungswelle ein. Entsprechend der Statistik von 1992 gab es damals noch 1327 deutschstämmige Bewohner. Ihr Anteil sank aber in den 1990er Jahren weiter schnell und stetig. Laut der Volkszählung von 2011 hatte Schässburg im Jahr der Erhebung etwa 28.000 Einwohner, davon waren nur noch 403 (1,4%) deutscher Nationalität.



Dennoch konnte die Stadt ihren multikulturellen Charakter beibehalten. Sighișoara ist offiziell mittlerweile wieder dreisprachig. Die Ortstafeln und die touristischen Informationen sind Rumänisch, Deutsch und Ungarisch beschriftet. Es gibt Kindergärten, die au‎ßer von deutschen auch von rumänischen und ungarischen Kindern besucht werden, welche hier Deutsch als zweite Muttersprache“ erlernen. Für ein weiteres Studium gibt es eine deutsche Grundschule und ein deutsches Gymnasium. Sighișoara hat auch eine Oberschule, in der Deutsch als Unterrichtssprache benutzt wird, nämlich das renommierte Joseph-Haltrich-Lyzeum. An diesem Lyzeum ist das Ablegen eines deutschsprachigen Abiturs möglich, das auch von deutschen Universitäten anerkannt wird. Zudem gibt es in der Stadt mehrere evangelische Kirchen und ein reges Gemeindeleben.



Zu den Sehenswürdigkeiten im historischen Kern der Stadt zählen der Stundturm, die Burgbefestigungen mit den Türmen der verschiedenen Zünfte und die fast komplett erhaltene Ringmauer in der Oberstadt, das Josef-Haltrich-Lyzeum, ein Gymnasium der deutschen Minderheit, das auf dem Schulberg unterhalb der Bergkirche liegt, die Bergkirche selbst, die Schülertreppe, die Klosterkirche und diverse Profanbauten (wie das Haus mit Hirschgeweih und das Venezianische Haus).



In Schä‎ßburg finden alljährlich wichtige Ereignisse statt wie das Festival für mittelalterliche Kunst (im Juli), das interkulturelle Festival ProEtnica, an dem alle ethnischen Gemeinschaften Rumäniens teilnehmen (zweite Augusthälfte), das Akademische Musikfestival“ (Festivalul de muzică academică, August) und das Blasmusikfestival (Anfang September).



Quellen:


www.siebenbuerger.de


Wikipedia

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