QSL 6 / 2014
QSL Juni 2014: Schloss Bran (Törzburg)
Sorin Georgescu, 29.06.2014, 11:49
Auf der QSL-Karte Nummer 6 ist Schloss Bran in der Nähe von Kronstadt abgebildet. Der Name Bran (deutsch Törzburg, ungarisch Törcsvár) wird zum ersten Mal am 19. November 1377 urkundlich erwähnt. Mit einem Kanzleidokument des ungarischen Königs Ludwig I. von Anjou erhalten die Einwohner des in 30 Km Entfernung liegenden Kronstadt die Erlaubnis, eine Burg auf einem steilen Felsen in Bran zu errichten. Die somit entstandene Festung hatte zu ihren Füßen den Weg, der Siebenbürgen mit der Walachei verband. In den Jahren 1419-1424 gehörte die Burg einem weiteren ungarischen König namens Sigismund. Ende des 15. Jahrhundert wurde die Törzburg zeitweilig den Széklern unterstellt, später den siebenbürgischen Fürsten.
Am 1. Dezember 1920 und damit zwei Jahre nach der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien beschließt der Kronstädter Rat, das Schloss der rumänischen Königin Maria zu schenken. In den Jahren 1920-1927 wurde die Burg unter der Aufsicht des Architekten des königlichen Hauses, Carol Liman, restauriert. Zu Lebzeiten der Königin Maria erlebte die Törzburg eine erneute Blütezeit, die Monarchin hielt sich dort oft und gerne auf. Im Jahr 1938 vermachte die Königin das Schloss ihrer Tochter, der Prinzessin Ileana, im Jahr 1948 wird die Königsfamilie aber vom kommunistischen Regime aus dem Land vertrieben und die Törzburg geht in den staatlichen Besitz über.
Zehn Jahre nach der Machtübernahme durch die Kommunisten wurde das Schloss als Museum für mittelalterliche Kunst und Geschichte dem Publikum wieder zugänglich und so blieb es auch bis 1987, als es aufgrund des schlechten Zustands der Bausubstanz geschlossen wurde. Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten wurde die Törzburg 1993 wiedereröffnet.
Am 26. Mai 2006 wurde das Schloss mit einer offiziellen Zeremonie an Dominic von Habsburg, den Sohn und Erben von Prinzessin Ileana und Anton von Habsburg, übergeben. Bedingung war, dass das Schloss drei Jahre lang ein Museum bleibt. Habsburg hat die Törzburg am 1. Juni 2009 als Museum wiedereröffnet. Ausgestellt sind Objekte und Möbel aus dem Besitz der Familie Habsburg, darunter die Krone, ein Zepter und ein Silberdolch von König Ferdinand. Im Schlossturm wird ein Luxusappartement für Übernachtungen vermietet. Die ursprünglichen Exponate des Schlosses aus seiner Zeit im Staatsbesitz wurden vom Kulturministerium in ein neues Museum mitgenommen.
Das Schloss Bran wird (insbesondere amerikanischen) Touristen immer wieder als Dracula-Schloss präsentiert. Man kann jedoch davon ausgehen, dass Vlad III. Drăculea, dessen Herrschaft sich nicht über dieses Gebiet erstreckte, es nie betreten hat. Anderen Quellen zufolge habe er dort eine einzige Nacht in Gefangenschaft verbracht, als das Schloss noch Kronstadt gehörte. Fans des irischen Schriftstellers Bram Stoker zufolge erinnere die Törzburg aber doch sehr an die Beschreibung von Draculas Burg aus dem gleichnamigen Roman.
Das Schloss hat auch eine eigene Webseite: www.bran-castle.com.
Die Familie um Dominic von Habsburg ist in die Jahre gekommen und möchte das Schloss neuerdings verkaufen. Wenn jemand ein angemessenes Angebot macht, werden wir uns mit der Angelegenheit ernsthaft auseinandersetzten“, wird Mark Meyer von der New Yorker Anwaltskanzlei Herzfeld & Rubin in der britischen Zeitung The Telegraph“ zitiert, der zugleich amerikanischer Honorarkonsul in der Moldaurepublik ist.
Meyer erzählte der britischen Zeitung weiter, wie die königliche Familie 1948 binnen 24 Stunden nicht nur das Schloss, sondern das Land verlassen musste — sie wurde mit wenigen Habseligkeiten einfach in einen Zug gesteckt. Zuvor sei der damals 10-jährige Dominic noch schnell ins Dorf gerannt, um sein Fahrrad seinem besten Freund zu schenken. 58 Jahre später hatten Dominic und seine zwei Schwestern (Maria Magdalena und Elisabeth) das Schloss wieder in ihren Besitz und es weiter als Touristenattraktion betrieben. Etwa 560.000 Besucher habe es seitdem jährlich gegeben und die drei Habsburgs, heute über 70 Jahre alt, seien nicht mehr in der Lage, die notwendige Zeit und Energie für eine Modernisierung nach den Standards des 21. Jahrhunderts aufzuwenden. Das größte Problem dabei seien die unzureichenden Waschräume und Bäder. Der rege Verkehr auf der Regionalstraße, die durch den Ort führt, sei ein weiterer potentieller Nachteil.
Trotzdem seien die Habsburgs darum bemüht, an jemand zu verkaufen, der das touristische Potential des Schlosses weiterhin fördert. Es gebe auch genug Platz auf dem Grundstück, um ein Hotel zu errichten, und zurzeit werde ein Glasfahrstuhl errichtet, der in einen Bergtunnel führt, wo die Touristen eine Lightshow über Dracula und die Geschichte des Ortes erwarten soll. Es ist nicht nur ein nationales Denkmal, es ist die größte und bedeutendste Attraktion in Rumänien“, wird noch Mark Meyer von der amerikanischen Anwaltskanzlei zitiert.
Eine Frage bleibt allerdings offen. Wieviel würde das Schloss kosten? Die britische Telegraph“ zitiert ungenannte Quellen, laut denen Erzherzog Dominic von Habsburg das Schloss der rumänischen Regierung für 80 Mio. US-Dollar angeboten habe. Meyer wollte jedoch keine Zahlen nennen.