QSL 4 / 2014
QSL April 2014 – Burg Fogarasch
Sorin Georgescu, 24.04.2014, 17:24
Die Burg Fogarasch liegt in der Nähe der gleichnamigen siebenbürgischen Stadt im Landkreis Braşov (Kronstadt). Sie bildete das Zentrum eines der im Mittelalter wichtigsten Großgrundbesitze in Siebenbürgen, die im Jahr 1632 über 60 Dörfer umfasste. Die Burg war beginnend mit der zweiten Hälfte des 17. Jh. auch Adels- und Fürstenresidenz.
Die Anfänge der Festung sind archäologischen Ausgrabungen zufolge auf das Jahr 1310 zurückzuführen, als der Bau einer Befestigung aus Stein begann, die frühere Wehranlagen aus Erde und Holz ersetzte, die wiederum seit dem 12. Jh. bestanden. Die Burg hatte eine eindeutig strategische Bedeutung, sie sollte den Südosten Siebenbürgens vor den Einfällen der Tataren und Osmanen schützen. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Burg im Jahre 1455, als auch die Rede von einem Burgvogt ist; ein Jahr später schreibt der ungarische Heeresführer walachischer Abstammung Johann Hunyadi in einem Brief an die Kronstädter von unserer Fogarascher Burg“. Im 15. Jh. hatte die Festung eine vierseitige, unregelmäßige Umfriedungsmauer, vier Basteien an den Ecken und einen als Vorposten eingerichteten Barikaden-Turm an der Ostseite.
Nach der Schlacht von Mohács (1526), als das Königreich Ungarn eine verheerende Niederlage gegen die Truppen des Osmanischen Reichs erlitt, wurde Siebenbürgen ein selbstständiges Fürstentum unter osmanischer Hoheit. Stefan Mailat (ung. István Majláth), Sohn eines rumänischen Adeligen aus der Region, wird zum siebenbürgischen Fürsten (1534-1541) und somit auch zum Besitzer der Burg Fogarasch und der umliegenden Domäne. In den folgenden Jahren wird die Burg weiter befestigt, die Mauern von der Innenseite her in ihrer Breite verdoppelt, neue Gemächer und Räume eingerichtet, aber auch generell die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region gefördert. Im Jahr 1541 wird die Burg von den Osmanen unter Mustafa Pascha belagert. Der Fürst Mailat wird in eine Falle gelockt und gefangen genommen. 10 Jahre verbrachte er als Gefangener im Kerkerturm Edikule in Konstantinopel, wo er auch starb.
Im Jahr 1599 nahm der walachische Woiwode Michael der Tapfere (1558-1601) die Burg ein. Nachdem er im Zuge der zeitweiligen Vereinigung der rumänischen Fürstentümer auch Woiwode von Siebenbürgen wurde, schenkte er die Burg und die Domäne seiner Ehegattin, der Fürstin Stanca, und brachte auch seine Familie und den fürstlichen Schatz hier unter.
Im 17. Jh. wird die Fogarascher Burg erneut ausgebaut und gefestigt, in dieser Zeit wird sie zur einer prunkvollen Fürstenresidenz und erlebt ihre später nie mehr erreichte Blütezeit. Das Schloss hatte jetzt 85 Räumlichkeiten unterschiedlichster Nutzung, wie die zahlreichen Inventurdokumente aus diesem Jahrhundert berichten. Wichtige Bauarbeiten veranlassten in dieser Zeit die Fürsten Gabriel Bethlen (1613-1629) und Georg Rákóczi I. (1630–1648). Bethlen ließ Loggias, offene Bogenhallen mit massiven Portalen errichten und inspirierte sich auch bei den vier neuen Basteien aus dem Stil der italienischen Kasematten. Unter Rákóczi wurden die Mauern erneut verdoppelt, der Schutzgraben ausgeweitet und mit Wasser gefüllt und der Wall verstärkt, so dass die Schutzanlage eine Breite von insgesamt 8 Metern erreichte. An der Ostseite wird ein neues Gebäude für die Wachmannschaft errichtet, der Schutzgraben durch einen geheimen Kanal mit dem Alt-Fluss (rum. Olt) verbunden, am Eingang eine bewegliche, hochziehbare Grabenbrücke gebaut. Die Kellerräume wurden später zu Kerkern für aufständische Leibeigene umfunktioniert. In dieser Zeit wird das Fogarascher Land zu einem der größten und wohlhabendsten Besitztümer der siebenbürgischen Fürsten. Die Domäne erstreckte sich über rund 60 Dörfer und wurde mithilfe zweier Hofableger verwaltet.
Im Jahr 1696 verliert Siebenbürgen seine Autonomie und wird Teil der Habsburger-Monarchie. Die Burg Fogarasch wird in der Folge eine österreichische Militärkaserne, ab 1699 auch Militärgefängnis. In den kommenden Jahrhunderten verliert sie ihre wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung und wird allmählich dem Verfall preisgegeben. Der rumänische Historiker, Schriftsteller und Politiker Nicoale Iorga (1871-1940) besucht die Festung im Jahr 1903 und beklagt ihren baufälligen Zustand.
Nach der Vereinigung Siebenbürgens mit dem Königreich Rumänien im Jahr 1918 und bis 1948 war die Burg Fogarasch eine Garnison der rumänischen Armee. In den Jahren 1918 bis 1923 fanden hier russische Weißgardisten vorübergehend Schutz und Unterstützung — die Presse der Zeit berichtet über Geldspenden der rumänischen Königin Maria, um den Kampf der Weißgardisten gegen die Bolschewiki zu unterstützen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden im Jahr 1939 auch polnische Kriegsflüchtlinge in der Burg untergebracht.
Nach dem Krieg und mit der Machtübernahme der Kommunisten diente die Burg Fogarasch in den Jahren 1948 bis 1960 als Gefängnis für politische Häftlinge. Hier wurden vor allem Gegner des kommunistischen Regimes eingekerkert, das hiesige Gefängnis war in dieser Zeit ein berüchtigter Teil des rumänischen Gulags.
Ab Anfang der 1960er Jahre setzten sich Historiker und Archäologen sowie Kulturschaffende für die wissenschaftliche und kulturelle Nutzung der Burg und seiner Umgebung ein. In den Jahren 1965-1977 wurden umfassende Restaurierungsarbeiten durchgeführt, heute beherbergt die Burg Fogarasch ein Museum und eine Bibliothek.
Quellen und weiterführende Links:
http://muzeufagaras.ro/cetatea_fagarasului.html
http://www.info-fagaras.ro/cetatea-fagarasului.php