Hörerpostsendung vom 14.04. 2013
Heute mit der Beantwortung von Fragen, die wir von Christoph Preutenborbeck, Herbert Jörger und Martin Brosche erhalten haben.
Sorin Georgescu, 14.04.2013, 17:19
Heute habe ich mir vorgenommen, einige Hörerfragen zu beantworten, die wir in den letzten paar Wochen bekommen haben.
Christoph Preutenborbeck (aus Odenthal, NRW) will wissen, wie es um die Pilzzucht in Rumänien bestellt ist:
Wie weit verbreitet und wirtschaftlich bedeutsam ist die Pilzzucht in Rumänien?
Vielen Dank für Ihre Frage, lieber Preuti. Ich muss zugeben, ich hatte etwas Schwierigkeiten, aktuelle Informationen zusammen zu tragen, zumindest im Internet scheinen keine neueren Zahlen als für den Stand von 2010 verfügbar zu sein.
Zunächst ein paar Informationen zur Geschichte der Pilzzucht in Rumänien. Die erste Anlage zum industriellen Züchten von Pilzen wurde 1952 in den ehemaligen Pferdeställen der Bukarester Kläranlage und Kanalisationsverwaltung eingerichtet. 1957 wurde ein Lebensmittelkombinat im Bukarester Vorort Copăceni gegründet und 1958 begann die Konservenfabrik in Buftea, ebenfalls in der Nähe von Bukarest, eine eigene Züchtanlage zu betreiben. Beginnend mit dem Jahr 1962 wurden im Bukarester Forschungszentrum für bakterielle Düngemittel Myzele gezüchtet. Myzel ist die Fachbezeichnung für Pilzbrut oder Pilzsaat. Weitere Zentren der Pilzzucht folgen in mehreren Ortschaften im ganzen Land, beispielsweise gab es 1988 insgesamt neun Zentren für die industrielle Pilzzucht, die jeweils etwa 330 Tonnen im Jahr produzierten.
Wissenschaftliche Arbeit wird weiterhin im nahe Bukarest gelegenen Forschungsinstitut für Gemüse- und Blumenanbau betrieben.
In Europa sind die wichtigsten Pilzzüchter-Länder Frankreich, Polen, Italien und Ungarn. In Rumänien wird vorrangig der zweisporige Egerling (Agaricus bisporus, häufig als Zuchtchampignon bekannt) gezüchtet, während in anderen Ländern der Pleurotus ostreatus (Austern-Seitling) verbreiteter und angesehener ist.
Im Jahr 2008 hatte die Pilzzucht in Rumänien im Vergleich zum vorangegangenen Jahr um 53% zugenommen und sich damit auf 1.664 Tonnen beziffert. Der Import stieg auch um 7,1% und damit auf 2.039 Tonnen im Jahr, die einen Gegenwert von 3,3 Mio. Euro hatten. In einem Artikel mit der Überschrift Das Geschäft mit den Pilzen hat die Krise überstanden“ schätzte die Zeitung România Liberă“ die Pilzproduktion in Rumänien im Jahr 2010 auf 5.000 Tonnen im Jahr, die Hälfte davon wäre allein im siebenbürgischen Landkreis Sălaj gezüchtet worden. Neuere Daten habe ich leider nicht finden können.
Ebenfalls beklagte man in den vergangenen Jahren in den Medien wie auf einschlägigen Foren das Fehlen einer heimischen Kompostfabrik, die auch für die industrielle Pilzzucht nützlich wäre. Die meisten rumänischen Pilzzüchter bezogen ihren Kompost überwiegend aus dem Nachbarland Ungarn. Im Jahr 2011 wurde dann bekannt, dass eine Landwirtevereinigung die Errichtung einer solchen Fabrik in der Ortschaft Năneşti, im ostrumänischen Landkreis Galatz plane. Das Projekt sei von EU-Geldern finanziert, die Investition belaufe sich auf einen Gegenwert von 4 Mio. Euro, als Eröffnungsfrist wurde in den Medien damals der September 2012 genannt.
Danach war nichts mehr zu hören, es gibt aber eine Facebook-Seite mit dem Namen Kompostfabrik Năneşti, darauf sind auch Fotos mehrerer im Bau befindlichen Hallen zu sehen. Auf Fragen diverser Facebook-Nutzer antwortete der Betreiber im November 2012 nur, dass die Finanzierung aufs Eis gelegt worden sei und dadurch die Bauarbeiten ausgesetzt sind, mit einer Fertigstellung wäre aber in etwa einem Jahr zu rechnen.
Damit hoffe ich, Ihre Frage einigermaßen zufriedenstellend beantwortet zu haben, lieber Herr Preutenborbeck.
Herbert Jörger (Bühl, Baden-Württemberg) interessiert sich für das Schloss Törzburg in der nahe Kronstadt gelegenen Ortschaft Bran:
Liebes deutschsprachiges Radio-Team!
Ihre Sendungen gefallen mir sehr gut. Mich hätte noch Näheres über die Törzburg interessiert, dieses Bauwerk wurde von den Tourismusstrategen als Dracula-Domizil genannt.
Vielen Dank für Ihre Frage, lieber Herr Jörger. Der Name Bran (deutsch Törzburg, ungarisch Törcsvár) wird zum ersten Mal am 19. November 1377 urkundlich erwähnt. Mit einem Kanzleidokument des ungarischen Königs Ludwig I. von Anjou erhalten die Einwohner des in 30 Km Entfernung liegenden Kronstadt die Erlaubnis, eine Burg auf einem steilen Felsen in Bran zu errichten. Die somit entstandene Wehrburg hatte zu ihren Füßen den Weg, der Siebenbürgen mit der Walachei verband. In den Jahren 1419-1424 gehörte die Burg einem weiteren ungarischen König namens Sigismund. Ende des 15. Jahrhundert wurde die Törzburg zeitweilig den Széklern unterstellt, später den siebenbürgischen Fürsten.
Am 1. Dezember 1920 und damit zwei Jahre nach der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien beschließt der Kronstdädter Rat, das Schloss der rumänischen Königin Maria zu schenken. In den Jahren 1920-1927 wurde die Burg unter der Aufsicht des Architekten des königlichen Hauses, Carol Liman, restauriert. Zu Lebzeiten der Königin Maria erlebte die Törzburg eine erneute Blütezeit, die Monarchin hielt sich dort oft und gerne auf. Im Jahr 1938 vermachte die Königin das Schloss ihrer Tochter, der Prinzessin Ileana, im Jahr 1948 wird die Königsfamilie aber vom kommunistischen Regime aus dem Land vertrieben und die Törzburg geht in den staatlichen Besitz über.
Zehn Jahre nach der Machtübernahme durch die Kommunisten wurde das Schloss als Museum für mittelalterliche Kunst und Geschichte dem Publikum wieder zugänglich und so blieb es auch bis 1987, als es aufgrund des schlechten Zustands der Bausubstanz geschlossen wurde. Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten wurde die Törzburg 1993 wiedereröffnet.
Am 26. Mai 2006 wurde das Schloss mit einer offiziellen Zeremonie an Dominic von Habsburg, den Sohn und Erben von Prinzessin Ileana und Anton von Habsburg, übergeben. Bedingung war, dass das Schloss drei Jahre lang ein Museum bleibt. Habsburg hat die Törzburg am 1. Juni 2009 als Museum wiedereröffnet. Ausgestellt sind Objekte und Möbel aus dem Besitz der Familie Habsburg, darunter die Krone, ein Zepter und ein Silberdolch von König Ferdinand. Im Schlossturm wird ein Luxusappartement für Übernachtungen vermietet. Die ursprünglichen Exponate des Schlosses aus seiner Zeit im Staatsbesitz wurden vom Kulturministerium in ein neues Museum mitgenommen.
Das Schloss Bran wird (insbesondere amerikanischen) Touristen immer wieder als Draculaschloss präsentiert. Man kann jedoch davon ausgehen, dass Vlad III. Drăculea, dessen Herrschaft sich nicht auf dieses Gebiet erstreckte, es nie betreten hat. Anderen Quellen zufolge habe er dort eine einzige Nacht in Gefangenschaft verbracht, als das Schloss noch Kronstadt gehörte. Und Fans des irischen Schriftstellers Bram Stoker zufolge erinnere die Törzburg aber doch sehr an die Beschreibung von Draculas Burg aus dem gleichnamigen Roman.
Das Schloss hat auch eine eigene Webseite: www.bran-castle.com.
Martin Brosche (Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg) hat eine Frage zum Klima in Rumänien:
In welchem Ort wurde die tiefste Temperatur gemessen — wo und wann? Wo und wann gab es die höchste Temperatur?
Diese Frage ist mithlife des Internets leicht beantwortet: Die tiefste jemals in Rumänien gemessene Temperatur wurde mit -38.5 °C in Bod (Landkreis Brașov) am 25. Januar 1942 festgestellt, die höchste mit +44.5 °C in der Ortschaft Ion Sion (bei Brăila) am 10. August 1951.
Zeit für die Posteingangsliste. Herkömmliche Briefe erhielten wir von: Fritz Andorf (Meckenheim, NRW), Günter Schulz (Deuben, Sachsen-Anhalt), Peter Möller (Duisburg, NRW), Christoph Paustian (Murg, Baden-Württemberg), Gottfried Völlger (Kuppenheim, Baden-Württemberg).
Mehrere Faxe erhielten wir von Günter Spiegelberg (Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern).
E-Mails erhielten wir bis einschließlich Samstagmittag von: Klaus Karusseit (Schweden), Wladimir Lewschanow (Moskau, Russland), Harkha Ram Grag (Indien), Georg Pleschberger (Österreich) sowie Volker Willschrey, Lutz Winkler, Yigal Benger, Christoph Preutenborbeck, Bernd Seiser, Fritz Andorf, Frank-Ronald Gabler, Heinz-Günter Hessenbruch, Erik Öffinger, Dieter Feltes. Martin Sjuts und Jörg-Clemens Hoffmann (alle aus Deutschland).
Im Online-Formular erhielten wir Empfangsberichte von Hanspeter Häublein und Eckhard Röscher (beide aus Deutschland) sowie Antworten auf die Hörerquizfragen von den auch im E-Mail-Abschnitt erwähnten Dieter Feltes und Erik Öffinger.
Audiobeitrag hören: